ground zero: Webseite der Experimentellen Informatik
Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die Menschheit sich zwar zunehmend von Technik und deren reibungslosem Funktionieren abhängig macht, diese aber gleichzeitig „geistig nicht in der Hand hält“. Ein anderes Verständnis, neue experimentell-ästhetische Zugänge und nicht zuletzt neue Sprachspiele sind notwendig, um den unzureichenden, den Diskurs aber immer noch dominierenden Dualismus von Technikeuphorie und Technikfeindlichkeit aufzulösen.
Im Zentrum der Lehre und der Projektarbeit stehen das Experiment, die ästhetische Rezeption und Produktion sowie deren Reflexion. Das eigene „Machen“ ist aber der Ausgangspunkt für alles! Indem wir die (digitalen) Technologien von ihrer gewohnten Zweckorientierung im herrschenden Verbund von Wirtschaft-Technik-Wissenschaft befreien und die experimentelle Auslotung und Ästhetik technischer Möglichkeitsräume in den Mittelpunkt stellen, wird die grundlegende Bedeutung von Technik und Entwurf für die Gestaltbarkeit unserer eigenen (technischen) Zukunft überhaupt erst sichtbar. Wir erfahren, dass der Horizont unserer Welt, in der wir uns orientieren, bewegen und handeln, immer schon maßgeblich durch unser poietisches Vermögen (Fiktion, Entwurf, Imagination, Machen) bestimmt ist und wir die Verantwortung dafür nicht delegieren können.
Zwischen Poesie und Poiesis: Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit Sprache und Text. Was bedeutet Sprache in einer Zeit, in der die meisten Texte, die uns umgeben, von Computern gelesen und geschrieben werden? Welches literarische Potential bieten Algorithmen – die selbst Zeichen und Texte sind – und wie können wir sie künstlerisch nutzen, um beispielsweise die Strukturen natürlicher Sprachen offen zu legen und neue Spracherfahrungen zu ermöglichen? Welche Sprache, Begriffe und literarischen Formen sind geeignet, um ein anderes Denken, andere Narrative und andere poietische Praxen (also andere Praxen des Machens, der Technik, der Produktion, der Architektur, des Designs etc.) zu befördern, damit andere Zukünfte vorstellbar werden?