The wild and awful pursuit of an indefinite object ist eine fortlaufende Serie an Arbeiten, die – angeregt von Autor*innen wie der Kunsttheoretiker*in Marina Vishmidt – das Verhältnis von Abstraktion, spekulativem Denken, spekulativen Finanzen und Kunst untersuchen – von Spielanordnungen für Wirtschaftsmodelle und ihrer Ästhetik, über Sammelkarten bis hin zu Börsenspielen der späten 1990er-Jahre. Teil des Diplomprojekts ist eine generative Simulation, in der vier Algorithmen eine hyperaggressive Version des Brettspiels „Siedler von Catan“ spielen. Insbesondere Strategien der Monopolbildung und der Krise, welche bereits im Originalspiel (das der Künstler während des Lockdowns regelmäßig mit seinen Mitbewohner*innen spielte) eine Rolle spielen, werden dabei forciert. In einer begleitenden Lecture-Performance wird das Verhältnis von ökonomischer Gamifizierung und Subjektivierung reflektiert und Begriffe wie „quantifiziertes Selbst“, die auf Louis Althusser zurückgehende Theorie der Anrufung und Ideologie sowie dem Verständnis von Geld als primärem Beispiel für „reale Abstraktion“ (nach Alfred Sohn-Rethel) erörtert. Vor diesem Hintergrund unternimmt der Künstler zudem eine Neubewertung der kollaborativen Prozesse, an denen er seit 2015 beteiligt war (vor allem die Performance-Kollektive You Are Group, Mensa Gallery und Formalhaut), und denkt darüber nach, inwieweit kollektive Praxen von institutionalisierten Kunstkontexten gefördert oder behindert werden – sowohl von außen als auch durch die Künstler*innen-Subjekte selbst.

Diplombetreuung: Prof. Dr. Lilian Haberer, Dr. Mi You, Sam Hopkins Ph.D.

Andreas Niegl, von 2015 bis 2021 Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln, zuvor Studium der Medien- und Kulturwissenschaften (BA) an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf. Seit 2022 Promotionsstudium in Soziologie an der Universität Kassel. Veröffentlichungen (Auswahl): „Intelligence Leakages – Formulary of Cold War Espionage“, in: fAKE hYBRID sITES pALIMPSEST (Hrsg. v. Madhusree Dutta, Wien: Verlag der Universität für angewandte Kunst, 2022).