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MOOZ – on moving images and audiovisual arts 

Euphrat

Euphrat
Jelena Ilic
2020, 03:39, S/W, Ton
2020, 03:39 Min., S/W, Ton
Regie, Buch und Montage: Jelena Ilic
Hauptdarsteller: Jabbar Abdullah
Tänzer/innen: Ivan Strelkin, Carla Gesthuisen, Elisa Kühnl, Linda Schefferski, Vivien Kovarbasic
Bildgestaltung: Martin Paret
Regieassistenz: Ronida Alsino
Operator: Nikola Pejcic
Grip: Markus Loy
Grading: Ewald Hentze
Tonmischung: Judith Nordbrock
Musik: Simon Brinkmann
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln in Zusammenarbeit mit Amnesty Köln


„Wir nehmen zwei Spraydosen und schreiben an die Wände: „Freiheit für das Leben – Die Revolution ist unser Recht"."
 
Worte gegen die Ungerechtigkeit.
 
So beginnen die Erinnerungen einer männlichen Stimme, die sich an eine vergangene Zeit voller Hoffnung erinnert.
 
„Ein wunderbares Gefühl diese Worte gegen die Ungerechtigkeit zu sehen"
 
Schwarzweiße Bilder im Gegenlicht, sanfte Bewegungen, Hände, Arme ein Vorhang (Bildgestaltung: Martin Paret). Berührungen zart, sanft, friedlich. Wir wissen nicht, wem die Hände und Arme gehören, wir sehen ihren Berührungen zu, Berührungen und Bewegungen, die eine Sehnsucht ausdrücken. Die Sehnsucht nach Frieden?
 
Aber die Geschichte, der Bericht, die Erzählung spricht von anderen Dingen: Soldaten, Verrat, Kälte, Flucht, Durst. Erinnerungen von Millionen Menschen werden bombardiert.
 
Arme und Hände berühren sich zart.
 
Bild und Ton widersprechen sich und verschmelzen dennoch intensiv miteinander und ziehen die Zuschauenden mit in die Vergangenheiten und Erinnerungen, an unschuldige Zeiten. Sehnsucht.
 
Nach der Unantastbarkeit der menschlichen Würde. Aber die Würde des Menschen ist nicht unantastbar. Sie ist verletzlich, sie ist zerbrechlich.
 
„Meine Erinnerung trägt mich weit zurück. Zum duftenden Brot der Mutter. Zur morgendlichen Atmosphäre von Ruhe und Frische. Ich vermisse die Gespräche mit meiner Mutter."
 
In dem Film „EUPHRAT" von Jelena Ilic (Regie, Buch und Montage) folgen wir dem Leben von Jabbar Abdullah. Wir folgen seiner Flucht aus Syrien/Aleppo– vom Euphrat an den Rhein. Jetzt bekommt die Stimme ein Gesicht, einen Körper. Ein Blick zurück auf uns. Hier kann uns Jabbar Abdullah erzählen und seine Erinnerungen teilen.
 
„Ich mag Köln. Ich bin am Euphrat. Ich bin am Rhein. Ich mische mich mit ihm. Ich lebe hier und möchte hier weiterleben."
 
Da ist sie wieder – die Hoffnung. Und Jelena Ilic ist es in 3:39 Minuten durch das intensive Zusammenspiel von Bild- und Tonebene gelungen, dass Jabbar Abdullahs Geschichte von seiner Flucht und seiner Hoffnung auf Heimat zu unserer Geschichte wird, zur Geschichte von tausenden Menschen, so oder ähnlich. Nichts ist Vergangenheit und doch alles Erinnerung.
Vom Verschwinden und dem Verschmelzen mit Wasser und dem Fließen, denn nur darin steckt die Hoffnung: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
 
 Der Film entstand im Seminar Social Spot I von Prof. Lars Büchel und Gerrit Lucas.


Prof. Ulrike Franke



Jelena Ilic lebt und arbeitet als Regisseurin in Köln, wo sie bis 2021 an der Kunsthochschule für Medien studierte. Ihr Film „Euphrat“ ist Teil des AG Kurzfilm Katalogs, lief auf zahlreichen Filmfestivals und wurde national und international ausgezeichnet. Sie ist Mentee im Into The Wild Mentoring und Stipendiatin des Filmbüro NW. Ihr Abschlussfilm „Kein Etwas“ wurde von der BKM gefördert.
Derzeit arbeitet sie an ihrem Debütfilm “Eine Krankheit wie ein Gedicht”, der vom ZDF Kleines Fernsehspiel co-produziert wird und vom Kuratorium deutscher Film, der BKM, MDM, sowie der Film-und Medienstiftung NRW gefördert wird. Parallel dazu entwickelt sie in Zusammenarbeit mit Cécil Joyce Röski ihrem ersten Langspielfilm „MÖNET“ (AT).


© JELENA ILIC

ÜBER MOOZ

Der virtuelle Ort für künstlerische Arbeiten mit dem bewegten Bild und für experimentelle audiovisuelle Formate der Kunsthochschule für Medien hat einen neuen Namen: MOOZ. Die  auch weit über die KHM hinaus bekannte Plattform für Nahblicke auf die künstlerischen Projekte und Produktionen arbeitet nun mit dem Spiegelungsprinzip: MOOZ reflektiert die vielschichtigen Sequenzen und Formate, spiegelt bislang noch nicht Wahrgenommenes oder gerade erst Hergestelltes in die virtuellen Räume zurück. MOOZ vollzieht damit auch einen Perspektivwechsel: Es geht nicht nur um den Blick auf und in die überwiegend kurzen, audiovisuellen Formen und Entdeckungen zum Vlog, Found Footage, Essayfilm, dokumentarische und performative Formate, abstrakte und experimentelle, installative Anordnungen, sondern mit welcher Linse, welchem Fokus, welchem Zoom die Bewegtbildarbeiten zurückblicken auf die ebenso differente und vielstimmige Welt der User*innen.


Das Spiegelungsprinzip von MOOZ ist auch programmatisch zu verstehen: denn jedes Projekt wird von einer anderen Stimme reflektiert, der*die mit den künstlerischen Arbeiten denkt, einen spezifischen Fokus darauf richtet und die Betrachter*innen zu eigenen Projektionen anregt.


MOOZ@KHM.DE

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