2005, 12 Min., 16mm, 16:9, Farbe
Regie, Buch, Kamera und Schnitt: Patrick Doberenz
Kameraassistenz: Max Polzer
Ton: Philipp Enders & Moritz Grund
Betreuung: Prof. Dietrich Leder
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Anästhesie intensiv ist eine dokumentarische Beobachtung von täglichen Abläufen auf einer Intensivstation: Die Tür geht auf. Ein Bett wird hereingefahren. Es beginnt ein Ablauf, für dessen Einzelheiten es festgelegte Standards gibt und der sich beliebig oft an einem solchen Ort wiederholen kann. Alles, was passiert, geschieht innerhalb eines Systems, das versucht Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit miteinander zu verbinden. Das Resultat ist eine komplexe Maschine, von der eine ästhetische Anziehungskraft ausgeht. Der Versuch alle Reibungspunkte zu reduzieren, führt zu der Entwicklung systemkompatibler Sprachen, Bewegungen und Denkweisen. Der Mensch nähert sich der Maschine, die Maschine dem Menschen.
Der dokumentarische Kurzfilm ist die erste filmische Arbeit von Patrick Doberenz an der KHM. Er verweist in mehrfacher Hinsicht auf die spätere Arbeitsweise des in Köln lebenden Filmemachers. Motive wie Leben, Sterben, Systeme und Technologie in Anästhesie intensiv sind von dem Autor auch in seinen späteren Arbeiten dem mehrfach preisgekrönten KHM Abschlussfilm man stirbt. und der für das ZDF Kleines Fernsehspiel produzierten Dokufiktion Alice 5.0 behandelt worden.
Als Regisseur und Kameramann seiner Filme bevorzugt Patrick Doberenz die Arbeit mit einem kleinen Team. In Anästhesie intensiv hat er neben der Kamera auch den Schnitt gemacht. In dem Film gelang ihm der genaue Einblick in die abgeschlossene Systemwelt eines Krankenhauses auch wegen seiner langjährigen Tätigkeit in der dort gezeigten Intensivstation. Entsprechend bildete seine eigene digitale Vernetzung in Social Networks den Ausgangspunkt für die Idee des Debütfilms Alice 5.0
Seit dem Diplomfilm man stirbt. arbeitet Patrick Doberenz mit dem ebenfalls an der KHM ausgebildeten Philipp Enders als Regie-Duo zusammen.
Das gemeinsame Fernsehdebüt Alice 5.0 von Patrick Doberenz und Philipp Enders wurde am 16. Mai um 0.20 Uhr erstmals im ZDF und am 22. Mai um 20.15 Uhr im ZDF Kulturkanal ausgestrahlt.
Text - Daniel Sondermann
Patrick Doberenz wurde 1980 in Neubrandenburg geboren. Vor seinem Filmstudium war er unter anderem Referent für Medienwerkstätten in der freien Kinder- und Jugendhilfe Bonn. Patrick Doberenz lebt und arbeitet als freier Filmemacher und Kameramann in Köln. Von 2003 bis 2008 Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln, 2005/2006 Stipendium an das Cité Internationale des Arts Paris.
Der virtuelle Ort für künstlerische Arbeiten mit dem bewegten Bild und für experimentelle audiovisuelle Formate der Kunsthochschule für Medien hat einen neuen Namen: MOOZ. Die auch weit über die KHM hinaus bekannte Plattform für Nahblicke auf die künstlerischen Projekte und Produktionen arbeitet nun mit dem Spiegelungsprinzip: MOOZ reflektiert die vielschichtigen Sequenzen und Formate, spiegelt bislang noch nicht Wahrgenommenes oder gerade erst Hergestelltes in die virtuellen Räume zurück. MOOZ vollzieht damit auch einen Perspektivwechsel: Es geht nicht nur um den Blick auf und in die überwiegend kurzen, audiovisuellen Formen und Entdeckungen zum Vlog, Found Footage, Essayfilm, dokumentarische und performative Formate, abstrakte und experimentelle, installative Anordnungen, sondern mit welcher Linse, welchem Fokus, welchem Zoom die Bewegtbildarbeiten zurückblicken auf die ebenso differente und vielstimmige Welt der User*innen.
Das Spiegelungsprinzip von MOOZ ist auch programmatisch zu verstehen: denn jedes Projekt wird von einer anderen Stimme reflektiert, der*die mit den künstlerischen Arbeiten denkt, einen spezifischen Fokus darauf richtet und die Betrachter*innen zu eigenen Projektionen anregt.