Seit Juli 2009 vergibt die Stadt Köln dieses Stipendium an Autor*innen und Künstler*innen für einen Aufenthalt in Istanbul.
Der KHM-Absolvent Bijan Benjamin und die Studierende Helin Sezen Korkmaz erhalten das Stipendium der Stadt Köln, das die kostenfreie Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata" in Istanbul, eine monatliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 1.300 Euro sowie die Übernahme der Reisekosten umfasst.
Von Juni bis Ende August 2025 wird der Drehbuchautor und Filmregisseur Bijan Benjamin im Atelier Galata der Stadt Köln in Istanbul leben und arbeiten. In der zweiten Jahreshälfte übernimmt die Künstlerin Helin Sezen Korkmaz das Stipendium. Beide wurden von der Fachjury für ihre überzeugenden künstlerischen Ansätze ausgewählt und erhalten die Möglichkeit, ihre Projekte vor Ort weiterzuentwickeln und neue Perspektiven zu gewinnen.
Ziel des Aufenthalts ist es, die Kunstszene Istanbuls kennenzulernen, internationale Netzwerke zu knüpfen oder bestehende Kontakte zu vertiefen. Nach ihrer Rückkehr präsentieren die Künstler*innen ihre in Istanbul entstandenen Projekte in Köln und bringen so neue Impulse in die lokale Kunstszene ein. Die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Istanbul besteht seit 1997. Gerade in politisch herausfordernden Zeiten setzt die Stadt Köln damit ein Zeichen zur Förderung von Zivilgesellschaft und kulturellem Austausch.
Den beiden Auswahljurys gehörten an: Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Prof. Dr. Lilian Haberer (Kunsthochschule für Medien Köln), Professor Mischa Kuball (Kunsthochschule für Medien Köln), Dr. Gregor Jansen (ehemaliger Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Düsseldorf), Nadine Müseler (zuständige Referentin des Kulturamtes) sowie die Stipendiat*innen der Jahre 2023 und 2024, Roswitha Haring und Manuel Boden.
Roswitha Haring, Schriftstellerin und diesjähriges Jurymitglied, zu Bijan Benjamin:
"Sein Bewerbungstext ,Broken Screens, Broken Wings, Broken Dreams‘ überzeugte die Jury sprachlich und dramaturgisch. In dem Theaterstück, das in der Mitte des Jahrtausends in Istanbul angesiedelt ist, fungiert die türkische Stadt als Kreuzungspunkt gesellschaftlicher und individueller Zeitströme. Sechs Figuren finden keinen Halt, jede führt ein Leben zwischen Echtheit und Synthese, Authentizität und Selbstvermarktung. Dabei findet Bijan Benjamin eine überzeugende Sprache, die den Figuren Geschlossenheit und der Geschichte Glaubhaftigkeit verleiht."
Bijan Benjamin (*1983 in Köln) ist ein iranisch-deutscher Drehbuchautor, Filmregisseur und Theatermacher. Er studierte von 2006 bis 2012 an der Kunsthochschule für Medien Köln und gründete das Filmproduktionskollektiv Grenadine Film. Als ehemaliger Stipendiat des Mediengründerzentrums NRW realisiert er Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme sowie Theaterstücke, die international gezeigt und ausgezeichnet wurden. Darüber hinaus ist er als Dozent an verschiedenen Bildungs- und Kultureinrichtungen tätig.
Prof. Dr. Lilian Haberer, Jurymitglied und Professorin für Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff zu Helin Sezen Korkmaz:
"Die Jury hat Korkmaz’ dreiteiliges Projekt ,Some Memories are Sedimented‘, das ein Videospiel, einen Videoessay und eine Publikation beinhaltet, ganz besonders überzeugt: Die Künstlerin befasst sich über ihr Interesse an fluiden, materiellen und immateriellen Zwischenräumen (Derridas Konzept der chora) mit dem unterirdischen Netz historischer Wasserwege und geologisch gewachsener subterraner Architekturen Istanbuls, wie die Yarımburgaz-Höhle, die sie fotogrammetrisch und akustisch aufnimmt und erforscht. Für dieses transdisziplinäre Projekt arbeitet sie mit Istanbuler Fachpersonen aus der Geologie, Architektur, Design, Musikologie, Archäologie und Fotografie zusammen."
Helin Sezen Korkmaz (she/they, *1998 in Kayseri / Türkei) arbeitet an der Schnittstelle von Architektur, Sound & Music und Dokumentarfilm. Dabei interessieren sie fluide Strukturen, Narrative und Überlagerungen kulturhistorischer und urbaner Räume. Aufgewachsen in Istanbul, nach einem Bachelorstudium Architektur am Karlsruher Institut für Technologie, absolviert Korkmaz ihr postgraduales Diplomstudium für Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Palazzo Ricci Montepulciano (2023), im Weltkunstzimmer Düsseldorf (2023), im Skulpturenmuseum in Marl (2023), in der Temporary Gallery in Köln (2023), in den Monheimer Kulturwerken (2024), im Kunstmuseum Solingen (2025) und beim Acht Brücken Musik Festival (2025) gezeigt. Sie war zudem als Tutorin an der Organisation der Ausstellung "Proberaum Pina" im Kunstmuseum Solingen beteiligt.