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E.R.D.E.-Stipendium geht an Nieves de la Fuente Gutiérrez

Die Stipendiatin des Jahres 2022 für das in Erinnerung an Steffen Meyn eingerichtete  Stipendium ist ausgewählt.

Im Juli 2022

Nieves de la Fuente Gutiérrez untersucht in ihren Mixed-Reality Arbeiten virtuelle und realräumliche Erfahrungen und geht der Frage nach, inwiefern VR-Technologie und sensorische Interaktionssysteme humane und nicht-menschliche Perspektiven osmotisch verbinden und als Erinnerungsmedien fungieren.

Ihr für E.R.D.E konzipiertes Projekt Night Companions (Arbeitstitel) befasst sich mit dem Verhalten bestimmter Tierarten, wie Mistkäfer, die auf ihren Kotballen klettern, um sich an polarisiertem Licht (Sonne, Mond, Milchstraße etc.) zu orientieren, und stellt eine Verbindung zur menschlichen VR-Erfahrung her: Da die Lichtverschmutzung durch urbane Ballungräume, zunehmende Tätigkeit von Kommunikationssatelliten zunimmt und eine Orientierung schwieriger werden lässt, arbeitet Nieves de la Fuente Gutiérrez für ihre immersive Installation mit neuer Satellitenkommunikationstechnologie und einem halbkugelförmigen Balancegerät, auf dem die VR-Nutzer*innen klettern, um sich ebenso wie die Mistkäferarten im virtuellen Raum zu orientieren. Hierbei entscheiden sie sich mit einem VR-Tracker zwischen polarisiertem natürlichem und durch Satelliten erzeugten Lichtreflexionen, um sich mittels Eye-Tracking durch eine virtuelle Erzählung zu bewegen. Dabei werden monologische Dramaturgien durch Tonspuren ausgelöst, die auch weitere nicht-menschliche Akteur*innen wie Maschinen miteinbeziehen. Die menschliche Perspektive wird damit experimentell und spielerisch hinterfragt, wie bereits in ihren früheren, interaktiven Mixed-Reality-Installationen.


Zu ihrem Projekt äußert die Künstlerin: „Ich möchte VR nutzen, um eine interaktive und immersive Erfahrung zu schaffen, die die Orientierungslosigkeit des Mistkäfers und anderer Spezies angesichts eines Himmels, der nicht mehr ursprüngliche ist, nachahmt. Wenn sich Mistkäfer an der breiten Lichtlinie der Milchstraße orientieren, was denken sie dann, wenn sie die perfekte Linie sehen, die von den Starlink-Satelliten gezogen wird?“


Nieves de la Fuente Gutiérrez lebt und arbeitet in Köln und Madrid. Nach ihrem Bachelor in Kunst an der Universidad Complutense de Madrid und Studien an der Kunsthochschule Kassel hat sie 2016 ein postgraduales Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien abgeschlossen. Sie war als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kunst/Transmedialer Raum an der KHM Köln und an der Burg Giebichenstein Halle tätig. Neben zahlreichen internationalen Residenzen (Montepulciano, Montréal, Linz, Warehouse (online), Santander) hat Nieves de la Fuente Gutiérrez zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, zuletzt den Künstlerinnenpreis des Landes NRW 2022.

Die Kunsthochschule für Medien Köln schreibt in regelmäßigem Turnus eine Förderung von 6.000 Euro für Alumni der KHM für ein künstlerisches Projekt aus, welches aktuelle Positionen zu Ökologie, Politik und Umwelt reflektiert und vergegenwärtigt. 

E.R.D.E.  unterstützt mit einem Projektstipendium die Entwicklung und Umsetzung eines künstlerischen Projektes, das sich kritisch mit den Themen Ökologie und Umwelt auseinandersetzt. Ob dokumentarischer, fiktionaler oder experimenteller Film, Animation, VR/AR, Games, Sound, Rauminstallation, Performance, Fotografie oder textbasierte Arbeiten, das entwickelte Projekt ist frei in der Form. Es können sich auch Gruppen und Kollektive bewerben.

Die Projektförderung wird in Erinnerung an Steffen Meyn vergeben, der sein Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln als Möglichkeit verstanden hat, sich sozial und politisch zu engagieren. Bei Dreharbeiten zur Dokumentation der aktivistischen Proteste im Hambacher Wald ist Steffen Meyn am 19.09.2018 tödlich verunglückt. Die KHM hat sein politisches Engagement sehr geschätzt und nimmt das zum Anlass, diese Förderung auszuschreiben.

Redaktion — Juliane Kuhn
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