Film ist #2
Daniel Burkhardt, Matthias Müller
Fachseminar
Filzengraben 2, Aula
Mit seinem zweiteiligen Projekt „Film ist“ hat der österreichische Künstler Gustav Deutsch 1998 und 2002 eine Phänomenologie des Mediums Film vorgelegt. Seine Untersuchungsgegenstände waren dabei der Wissenschafts-, Lehr- und Industriefilm sowie das frühe Kino. In Kapiteln zu Themen wie „Schrift und Sprache“, „Erinnerung und Dokument“ oder „Gefühl und Leidenschaft“ sezierte und re-arrangierte Deutsch in „Film ist“ das filmische Zeichensystem und entwarf damit Vorschläge zur Beantwortung der Frage des Filmtheoretikers André Bazin: „Qu’est-ce que le cinéma?“. Gustav Deutschs Verfahren aufgreifend, haben wir uns im ersten Teil des Seminars anhand zahlreicher Beispiele aus Geschichte und Gegenwart des experimentellen Films mit denjenigen Elementen beschäftigt, die Film konstituieren: Material, Kamera, Licht, Montage, Wort/Text, Objekte u.a.. Wir vertiefen nun unsere Auseinandersetzung mit spezifischen Wesenszügen der Gattung und erweitern das Spektrum um die Thematisierung von Zeit- und Farbdramaturgien und werfen die Frage auf, was filmischen Stil ausmacht. Die Auswahl umfasst Filme, die sich auf reine Beobachtung konzentrieren und andere, in denen die den Künstler:innen zugewiesenen Positionen entschieden überschritten werden, um eigene zu besetzen – in räumlicher Hinsicht, aber auch in Bezug auf die Transgression reglementierter Repräsentationen, etwa von Sexualität. Anhand filmischer Beispiele, in denen nichtmenschliche Protagonist*innen wie Architektur, Landschaft, Pflanzen oder Tieren in den Fokus rücken, erforschen wir das alternative erzählerische Potenzial experimenteller Filme und befragen die Konstitution des jeweils spezifischen filmischen Blicks auf die Welt. Die hier vorgestellten Filme erweitern die gängige filmische Syntax und greifen damit in die Konventionen des Kinos ein. Sie versuchen dabei nicht, der Frage, was „Film ist“ weitere Festschreibungen hinzuzufügen, sondern neue Möglichkeitsräume zu eröffnen: Was könnte Film auch sein? Künstler*innen: Francis Alÿs, Yalda Afsah, Bruce Baillie, Francesca Bertin, Stan Brakhage, Thomas A. Edison, Su Friedrich, Jean Genet, Andree Korpys/Markus Löffler, Mara Mattuschka, Marie Menken, Marcel Odenbach, Sergei Parajanov, Maki Satake, Timo Schierhorn, Carolee Schneemann, Maya Schweizer, Sam Taylor-Wood, Anita Thacher, Naomi Uman, Andrew Norman Wilson u.a.