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MOOZ – on moving images and audiovisual arts 

Egotrip

Urs Domingo Gnad
2003, 3:00 Min., Farbe, Ton

2003, 3:00 Min., Farbe, Ton

Regie und Kamera: Urs Domingo Gnad
Darsteller: Michael Böhm
Ton: Benjamin Arcioli
Assistenz: Roman Rösler, Reto Gnad




Ein Mann. Ein Ball. Und Schnee.


Urs Domingo Gnads Miniatur spielt mit der Einfachheit der Kameraeinstellung: Sichtbar ist nur das, was im festgestellten Bildraum stattfindet. Vorerst. Der Protagonist, als Passant auf einem Feld mit Schnee, tritt in das Bild, und bewegt sich wieder heraus. Vorerst.


Ein Mann wirft einen beiläufig aufgesammelten Ball. Er verlässt das Blickfeld der Kamera. Nach einer kurzen Zeitspanne kehrt er von der anderen Seite zurück, vermutlich läuft er im gleichen Abstand zur Kamera im Rund. Irritierend und gleichzeitig irgendwie logisch ist das Zurückkehren des geworfenen Balles. (Warum eigentlich kein Schneeball?) Es ist ein Spiel mit sich selbst, ein Ein-Mann-Spiel, ein Egotrip, wie auch der Titel verrät. 


Irgendwie kommt die Vermutung auf, der Mann ist nicht alleine, sondern hat einen Doppelgänger, der sich im Außerhalb des Bildraumes befindet. Aber warum läuft dann der Protagonist aus dem Bild und kommt, wie der Ball, zurück? Es bleibt verwunderlich und gleichzeitig logisch.


Der Film suggeriert die tatsächliche Bewegung, zeitlich gesehen bleibt die Bewegung des Balles und die Umrundung der Kamera im Tatsächlichen. Nur die zweite Person, die für die Handlung unabdingbar ist, ist nicht da, wirkt wie ausradiert.
Die Situation wird aber scheinbar aufgelöst und dadurch noch erstaunlicher: Die Kamera bewegt sich mit, als die dritte Umrundung beginnt. Gleiche Prozedur, gleiche Person, gleiche Bewegung. Mit vollem Einsatz wird der Ball gefangen, geworfen, gefangen, geworfen, bis die Erschöpfung zum Aufhören bewegt. Ebenso beiläufig, wie sie begonnen hat, hört die Handlung auf. Der Protagonist, ein (!) Protagonist, lässt den Ball fallen und geht wieder aus dem Bild, der Blick auf die Landschaft und den Schnee bleibt.


Wie gesagt: Ein Mann. Ein Ball. Und Schnee.


Text — Karin Lingnau




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ÜBER MOOZ

Der virtuelle Ort für künstlerische Arbeiten mit dem bewegten Bild und für experimentelle audiovisuelle Formate der Kunsthochschule für Medien hat einen neuen Namen: MOOZ. Die  auch weit über die KHM hinaus bekannte Plattform für Nahblicke auf die künstlerischen Projekte und Produktionen arbeitet nun mit dem Spiegelungsprinzip: MOOZ reflektiert die vielschichtigen Sequenzen und Formate, spiegelt bislang noch nicht Wahrgenommenes oder gerade erst Hergestelltes in die virtuellen Räume zurück. MOOZ vollzieht damit auch einen Perspektivwechsel: Es geht nicht nur um den Blick auf und in die überwiegend kurzen, audiovisuellen Formen und Entdeckungen zum Vlog, Found Footage, Essayfilm, dokumentarische und performative Formate, abstrakte und experimentelle, installative Anordnungen, sondern mit welcher Linse, welchem Fokus, welchem Zoom die Bewegtbildarbeiten zurückblicken auf die ebenso differente und vielstimmige Welt der User*innen.


Das Spiegelungsprinzip von MOOZ ist auch programmatisch zu verstehen: denn jedes Projekt wird von einer anderen Stimme reflektiert, der*die mit den künstlerischen Arbeiten denkt, einen spezifischen Fokus darauf richtet und die Betrachter*innen zu eigenen Projektionen anregt.


MOOZ@KHM.DE

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