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In Erinnerung an Daniel Michael Shaw

Die KHM trauert um ihren Studierenden.

2. Juni 2022

Der ehemalige KHM-Studierende Daniel Michael Shaw hat sich nach einer langen Phase der Trauer und Depression im März 2022 entschieden, aus dem Leben zu gehen. Daniel war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt.

Wir, die Lehrenden der Kunsthochschule für Medien Köln, sind zutiefst getroffen und möchten mit diesem Nachruf unsere Anteilnahme ausdrücken.


Wir haben Daniel Shaw als einen hoch talentierten und engagierten Studenten wahrgenommen. In England geboren, kam Daniel im Jahr 2013 nach seinem Bachelor-Studium in Fine Art und Illustration an der Coventry University in den postgradualen Studiengang an die KHM.


Die fotografische und künstlerische Arbeit von Daniel Shaw war ein Wandern, ein sensibler Blick auf unsere Gegenwart: Alltägliche Gegenstände und Situationen wurden aus fortwährend ab­weichenden Perspektiven im Sekundentakt aufgenommen und zu fotografischen Bändern zusammengefügt. Er fotografierte als stiller Beobachter, oftmals fast unheimlich unauffällig.


Dieses Prinzip hat Shaw in seiner Einzelausstellung „The rote Faden“ im CASE, dem Projektraum der Fotografie an der KHM und in den Gruppenausstellungen „Voyage Voyage 1 und 2“ zu überaus stimmigen fotografischen Installationen verdichtet, in denen das Suchen selbst Mittelpunkt war: sich konzentrieren, dann weitergehen, wieder stehen bleiben, noch ein Detail entdecken, Dinge aus mehreren Winkeln betrachten. Daniel Shaw hatte sich entschieden, auf keine Aufnahme in seiner Kamera zu verzichten, um dem ziellosen Streifen Sichtbarkeit zu verleihen. Schon ein Jahr bevor 2015 die Flucht von Menschen nach Europa zum großen Medienereignis wurde, interessierte sich Shaw für geflüchtete Menschen. Er besuchte Unterkünfte an verschiedenen Orten in Deutschland und dokumentierte ihren Alltag. Daniel Shaw sprach mit den Bewohner*innen, fotografierte jedoch nur Gegenstände und räumliche Situationen, um den Geflüchteten nicht zu nahe zu treten. Es waren Menschen, denen er sich wegen seiner eigenen, tief empfundenen Heimatlosigkeit verbunden fühlte.

Im Fotografieren konzentrierte Daniel sich oft auf winzige Details und Situationen, dies ermöglichte ihm, Kontrolle über den Blickwinkel, die Perspektive und seine eigene Positionierung zu gewinnen. Diese Arbeit gestattete ihm auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und Identität, mit alltäglichen wie auch traumatischen Erfahrungen. Davon erzählen auch seine letzten Arbeiten, in denen er sich mit der Kultur und Ästhetik Schwarzer Friseursalons beschäftigte wie auch seine geplante, jedoch unfertige Abschlussarbeit, in der er B-Boys und Tänzer*innen dokumentierte.


Wir hätten uns gewünscht, Daniels einfühlsame künstlerische Stimme weiter zu hören. Aber so sollte es nicht sein.


Wenn Sie oder eine/r Ihrer Freund*innen oder Verwandten über Suizid nachdenken, besuchen Sie bitte diese Webseite.

Redaktion — Juliane Kuhn
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