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Shifting Moments

Hanna Noh, Internal other, 2019

Die Choi & Lager Gallery Köln präsentiert in „Shifting Moments“ Arbeiten der sechs Studierenden und Künstler*innen der KHM. Mit Jiha Jeon, Hyeseon Jeong, Sooyeun Lee, Hanna Noh, Hyeyoung Sin, Seongmin Yuk.

5. März bis 4. April 2021, CHOI & LAGER Gallery Köln / Seoul
Wormser Str. 23, 50677 Köln
Mi–Fr, 11 - 13 Uhr und 14 - 18 Uhr / So, 11 - 14 Uhr,
nach Vereinbarung 02 21/16 99 25 40

Die aus Korea stammenden Studierenden der Kunsthochschule für Medien Köln beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Umgebungen und Schattierungen des "Jetzt" in Korea und Deutschland. Dabei nehmen entstandenen Arbeiten vielfältige Formen und Ausprägungen ein. Dabei geben die Künstler*innen den von ihnen wahrgenommenen räumlichen und zeitlichen Veränderungen eine visuelle Entsprechung, die sich in neuen Perspektiven und Verfahren ausdrückt.


Hanna Nohs multidisziplinäre Arbeitsweise reicht von Performance über Plastiken bis hin zu dreidimensionalen Grafiken. In der Ausstellung wird ihre 3D-Animation „Internal Other“ gezeigt,  in der ein Rotkronenkranich als glücksverheißendes schamanisches Symbol vor dem Hintergrund der demilitarisierten Zone (DMZ) zwischenden zwei Koreas den Betrachter auf eine meditative Reise mitnimmt. Die nach der deutschen Redewendung benannte Plastik „Ich bin nicht aus Zucker I“ besteht aus geformtem Flüssigzucker, der nach der Aushärtung die obere Hälfte eines menschlichen Körpers nachbildet. Nohs Arbeiten veranschaulichen auf metaphorische Weise die Mechanismen der menschlichen Psyche und insbesondere den Abwehrmechanismus. Hanna Noh geht es um die Wiederherstellung vergangener kultureller Narrative und der visuellen Darstellung ihrer Verbindung mit der Gegenwart. Sie war an einer Gruppenausstellung am Nationalen Kunstmuseum in Bogota, Kolumbien, beteiligt und ist Förderpreisträgerin in der Kategorie „Digitale Dramaturgie“ des NRW KULTURsekretariats 2020.


Ihre Inspiration bezieht Hye Young Sin aus den unzähligen Erscheinungen, die durch Klang, Bewegung, Form und Materialität hervorgerufen werden. Die Mixed-Media-Installation „Early Growth - Cuttage“ ist die Essenz
ihrer künstlerischen Betrachtungen zum Wachstumszyklus einer Pflanze. Jede Pflanze hat von Natura aus das Bedürfnis zu wachsen, doch stehen dem äußere Einflüsse entgegen, die zu einer „doppelten
Ausdehnung“ führen. Sin ist als Mitglied der Performancegruppe „You Are Group“ bereits auf mehreren Festivals aufgetreten. Vor kurzem endete ihr von der Kunststiftung NRW geförderter Künstleraufenthalt in Athen, Griechenland.


Im Zentrum von Seongmin Yuks Arbeiten stehen die gemeinsamen Merkmale und Vorstellungen von digitalem Wandel und Menschheit, deren Verbindungen in Video, Performance, Installation und Raummanipulation ihren Ausdruck finden. Das Einkanalvideo „I could once speak under two moons“ dekonstruiert den Schöpfungsmythos der Insel Jeju und wirft einen alternativen Blick auf dessen Bestandteile. Die Arbeit ist eine Umdeutung der Erzählung über die Entstehung von Jeju, in der dank menschlichem Eingreifen in das in Vorzeiten durch das tägliche Aufgehen von zwei Sonnen und zwei Monden verursachten Durcheinander eine friedliche und geordnete Oase der Ruhe entstand. Yuk erzählt die Geschichte aus der Sicht von Soldaten und Motten, um die menschliche Legitimation der eigenen linearen, humanozentrischen Einflussnahme zu hinterfragen.


Sooyeun Lees Arbeit beschäftigt sich mit intuitiven Phänomenen, wie zum Beispiel Bewegung in der Natur und in organischen Formen, die wir ohne logische Erklärung einfach hingenehmen. „The Time Now I“ ist eine
kinetische Kunstinstallation in Form einer Hand, deren zugrundeliegende Idee die kulturell verschiedenen
Gewohnheiten beim Zählen mit den Fingern sind. Indem die Installation die Ortszeiten von Seoul und Berlin
und dazugehörigen Arten des Fingerzählens gleichberechtigt nebeneinander zeigt, werden die verschiedenen Kommunikationsmittel der beiden Länder vorurteils- und hierarchiefrei präsentiert. Die vor der Galerie aufgebaute Installation „Sound of Breath“ besteht aus unterschiedlich langen Bronzeröhren. Die Arbeit ist die Vergegenwärtigung des Winds in Bild und Ton. Die wechselnden Formen des Windes verändern die Position und Melodien der Röhren und bieten eine klangliche Atempause vom modernen Alltag.


In seinem konzeptionellen und kreativen Prozess macht sich Jiha Jeon Digitaltechniken wie 3D-Animation, VR, 3D-Scanning und Motion Capture aktiv zu Nutze. Seine serielle Arbeit „Combined Fish“ entstand aus der
Verwandlung eines einzelnen Fisches in eine Reihe von Varianten und wird hier in Form von Fotografien und
3D-Animationen gezeigt. Die Wechselbeziehungen zwischen dem Einzelnen und der Gruppe werden durch das Festbeißen und Verschlingen der Fische an- und miteinander und der sich daraus bildenden Kette
veranschaulicht. Gemeinsam durchschwimmen die Fische das virtuelle Meer, getrieben vom sich stets
wiederholenden Ritual von Gleichgewicht und Auflösung. Jiha Jeon nahm 2019 an der Art Cologne teil und
gewann im gleichen Jahr den Wettbewerb für die Gestaltung der Kölsch-Glas-Edition von Gaffel. Er war in
mehreren Gruppenausstellungen in Korea und Deutschland vertreten und zeigte seine 3D-VR-Animation „ON THE ROAD I“ auf dem Ambulante Dokumentarfilmfestival in Mexiko.


Bevor sie ihre Ausbildung an der KHM aufnahm, absolvierte Hyeseon Jeong ein Filmstudium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. In ihrer Beschäftigung mit der sich rasant verändernden virtuellen Kultur und den Ökosystemen des Netzwerkzeitalters arbeitet Jeong vor allem mit Video, Hörspiel, Fiktion und Klang. Ihre Arbeit „No one can stop“ besteht aus einem Einkanalvideo und einer Reihe von
Collagen in LED-Rahmen. Während die einst aufsehenerregenden Olympiastadien nach den Veranstaltungen ausrangiert und dem Verfall preisgegeben wurden, werden Souvenirs und Archivfotos weiterhin von eifrigen Sammlern gekauft und dienen als unverfälschte Zeugen einer glorreichen Vergangenheit. Ihr augenzwinkernder Nachruf auf diese glorreichen Tage offenbart die Absurdität von Großereignissen wie den Olympischen Spielen und deren Fortleben im Digitalen.

„Shifting Moments“, der Titel der Ausstellung, bezieht sich sowohl auf die ständiger Veränderung unterworfene moderne Technologielandschaft als auch auf die aktive künstlerische Suche nach neuen
Ausdrucksmöglichkeiten. Die experimentellen Arbeiten, in denen die materielle und die virtuelle Welt ohne
Schranken neu gedeutet werden, sind eine Anregung zur Analyse und Betrachtung unserer zeitgenössischen
Lebensrealitäten sowie der durch moderne Technologie und Medien verursachten Zäsur in unserer Kultur.

Redaktion — Juliane Kuhn
Fotos CHOI & LAGER Gallery

 Courtesy of CHOI&LAGER Gallery Cologne/Seoul Photo: Mareike Tocha

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