Zeit, Geld und ein eigenes Zimmer
Juliana Kálnay
Fachseminar
Heumarkt 14, R.1.07 (Seminarraum 2)
„Literatur, also Phantasie erfordernde Geistesarbeit, fällt nicht wie ein Kiesel auf den Boden“, schrieb Virginia Woolf in „A Room of One’s Own“. Sie „(...) ist wie ein Spinnennetz, vielleicht nur ganz lose, aber dennoch an allen vier Ecken mit dem Leben verknüpft (...) mit grob materiellen Dingen wie Gesundheit und Geld und den Häusern, in denen wir wohnen“. In diesem Seminar möchten wir den Blick auf diese Verknüpfungen lenken, auf die Rahmenbedingungen, unter denen Literatur entsteht: Wirkt es sich auf einen Text aus, wenn er im eigenen Zimmer, im Zug, im Café, fernab des Alltags in einer Schreibresidenz, oder nachts in einem Durchgangsraum verfasst wird, während die Eltern, wie bei Kafka, nebenan schlafen? Organisieren wir unseren Alltag um das Schreiben herum? Oder schreiben wir, wie Rachel Cusk, in den Lücken, die der Alltag uns lässt, neben womöglich Lohn- und Sorgearbeit? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schreibprozessen und Ästhetik? Stellen wir die Schreibräume her, die die Form erfordert? Oder sind es die Bedingungen unter denen ein Text entsteht, die auch seine Form prägen? Sind Schreibroutinen Marotten, Luxus oder Notwendigkeit? Was ist dran an dem Mythos, Leid sei ein Motor oder gar eine Bedingung für Kreativität? (Und warum hält er sich so hartnäckig?) Ist Literaturförderung immer auch das, was Literatur förderlich ist? Ausgehend von Lektüren, den eigenen Schreibprozessen der Teilnehmenden und ggf. auch mit Gästen werden wir im Seminar diese und andere Fragen rund um das Schreiben diskutieren.