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In Erinnerung an Prof. Dr. Marie-Luise Angerer (1958-2024)

Marie-Luise Angerer im Studiogespräch mit Kathrin Peters (2015)

Die KHM trauert um die österreichische Medien- und Kulturwissenschaftlerin, die am 2. März gestorben ist. Sie war von 2000 bis 2015 Professorin für Medien- und Kulturwissenschaften/Gender, von 2000 bis 2004 Prorektorin und von 2007 bis 2009 Rektorin an der KHM. 2015 wurde sie als Professorin für Medienwissenschaften im Studiengang Europäische Medienwissenschaft (EMW) an die Universität Potsdam und die FH Potsdam berufen.

8. März 2024

Marie-Luise Angerer wurde im Jahr 2000 auf eine der ersten Genderprofessuren mit einem Medienfokus berufen und hatte bis zu ihrem Weggang an die Universität Potsdam 2015 die Professur für Medien- und Kulturwissenschaften/Gender in der Fächergruppe Kunst- und Medienwissenschaften an der KHM inne. Mit einem von den amerikanischen Cultural Studies und der Psychoanalyse geprägten Ansatz hat sie die Forschungsfelder der Verflechtung von Körper und Medienechnologien, von Begehren und Affekt sowie von Politik, Theorie und Geschichte der feministischen Kunst- und Medienpraxen maßgeblich mitgeprägt.


Dies lässt sich anhand zahlreicher Publikationen nachvollziehen, u. a. dem von ihr herausgegebenen Sammelband The Body of Gender. Körper, Geschlechter, Identitäten (1995), dem Buch Body Options. Körper, Spuren, Medien Bilder (2000, Habilitation) sowie dem Sammelband Choreographie – Medien – Gender (2013). Aber auch ihre Studien zu Affekttheorien und -ökologien waren hier wegweisend: Vom Begehren nach dem Affekt (2007, engl. 2015), Affektökologie intensive Milieus und zufällige Begegnungen (2017).

Hinzu kommen viele von ihr initiierte Forschungsprojekte, Netzwerke und Symposien wie die zu Beginn ihrer Tätigkeit an der KHM veranstaltete interdisziplinäre Konferenz Future Bodies (2002) oder die in Kooperation mit Yvonne Hardt (Hochschule für Musik und Tanz Köln) realisierte Tagung zum Wechselverhältnis von Choreographie, Medien und Gender (2011) und den mit ihnen verbundenen Wissensordnungen. Dabei war es ihr ein Anliegen, feministische Medien- und Filmtheorie im Zentrum des medienwissenschaftlichen Diskurses zu verankern sowie Körperdiskurse einer Repräsentationskritik zu unterziehen.


Marie-Luise Angerer ging innerhalb und außerhalb der Hochschule viele Kooperationen und eine intensive Zusammenarbeit mit internationalen Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen ein und hatte in mit ihrer damaligen Mitarbeiterin Kathrin Peters (heute Professorin an der UdK Berlin) zusammen die Patinnen e.V., ein Programm zur Förderung von Absolventinnen nordrheinwestfälischer Kunsthochschulen (2001–2005), gegründet. Zudem hat sie sich mit Beginn ihrer Zeit an der Kunsthochschule als Prorektorin für Lehre und Forschung intensiv hochschulpolitisch engagiert (2000–2004) und später als Rektorin die Geschicke der Hochschule maßgeblich mitgeprägt (2007–2009).


Auch über die KHM hinaus hat sie Austausch und Diskurs mit Akteur*innen und Institutionen im Kunstfeld gesucht und intensiv gepflegt, wie ihr Vortrag „Nervous Tissue“ in einer vollbesetzten Temporary Gallery zur Ausstellung von Sidsel Meineche Hansen 2015 zum Abschluss ihrer Zeit an der KHM anschaulich vor Augen führte.

Ehemalige Kolleg*innen, Weggefährt*innen und Studierende werden sie schmerzlich vermissen.

Prof. Dr. Lilian Haberer


Die komplexesten, zeitgenössischen Phänomene waren für Marie-Luise ganz einfach und wir konnten da mitmachen, wenn wir mitgedacht haben. Das hat dem künstlerischen Schaffen, aber auch unserem Dasein eine Leichtigkeit verliehen. Durch das Denken kam die Leichtigkeit.
Leri Matehha (ehemalige Studentin und studentische Hilfskraft bei Prof. Marie-Luise Angerer)

Marie-Luises Angerer äußerte zu ihrer Berufung an die KHM in der Kölner Stadtrevue: “So negativ das klingt, es ist eine Nischenposition, die im Laufe der letzten Jahre von den Frauen politisch erkämpft worden ist. Was jetzt daraus gemacht wird, wie das eingebracht wird in die gesamte Kunsthochschule für Medien, ist eine andere Sache.“ Dass es überhaupt zu ihrer Berufung kam, erklärte sie schmunzelnd so: „Mein Lehrstuhl heißt ja Gender und Medien und das ist ja nicht etwas, um das sich jetzt die Männer gerissen hätten“. (Stadtrevue Köln, 2001)



Als scheidende Rektorin der KHM sagte sie: „Die neue Struktur der KHM ist verabschiedet. Des Weiteren wurde ein Relaunch der KHM-Homepage vorgenommen und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit neu aufgestellt. Ich denke, man merkt diese Neuerungen täglich. Zu den Neueinführungen gehören außerdem die in loser Reihenfolge veranstalteten Buchpräsentationen in der Bibliothek/Mediathek der KHM ... sowie die Gründung eines Verlags der KHM, außerdem wurde „glasmoog“ als neuer Ausstellungsraum mit entsprechendem Konzept eröffnet, es wurden neue Professoren und Professorinnen berufen, demnächst wird die neu geschaffene Professur für Kamera besetzt. Alles in allem bin ich mit dieser Bilanz zufrieden.

... Ich möchte endlich – nach sieben Jahren in der Hochschulleitung – das Forschungs- und Lehrprofil meiner Professur Kunst- und Medienwissenschaften / Gender perspektivisch klar positionieren. Auch waren meine wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen immer zu 50 Prozent als Gleichstellungsbeauftragte tätig. Ich wünsche mir, dass nun mal andere diese Verantwortung übernehmen.

(KHM Prospektus 2010)

Redaktion — Juliane Kuhn
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