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Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst II: Adrijana Gvozdenović / ScriptedReality

KHM
Donnerstag, 28. Oktober, 19 Uhr
GLASMOOG, Filzengraben 2a
50676 Köln

Die Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst bringt vom 7. Oktober bis 26. November 2021 in drei verschiedenen Institutionen – Temporary Gallery (07.10.), GLASMOOG (28.10.), Kunsthafen (25./26.11.) – acht junge Positionen aus dem deutschsprachigen und ex-jugoslawischen Raum in Köln zusammen. Eingeladene Künstler*innen sind Jacob Bussmann, Tanja Šljivar & Tamara Antonijević, Jessika Khazrik, Adrijana Gvozdenović, ScriptedReality), Dunja Crnjanski & Frosina Dimovska, Krian Kumer, Najbolja/The Best.


In Essay-Performances, Choreografien des Denkens und Kartenlese-Praktiken bietet die Vortragskunst alternative und spekulative Perspektiven auf bekannte und unbekannte Gebiete des Wissens und durchquert das Dark Net, den Kunstmarkt, Heilpraktiken oder die Lehre der Sophisten. Die in der von Helen Brecht, Nina Gojić, Jascha Sommer und Zrinka Užbinec kuratierten Reihe präsentierten Arbeiten beziehen sich formal durchaus auf die „Tradition“ der Lecture-Performance, ob sie das Format, das sich in den Nullerjahren zum populären Genre entwickelt hat, fortführen oder herausfordern, bleibt offen. Sie machen sich Strategien des Hackens oder der Trickserei zu eigen und stiften vielfältige diskursive Verhältnisse. Die so verstandene Vortragskunst bietet etwas an, das wir eher als Ko-Kreation des Wissens als seine Produktion verstehen. In diesem Sinne möchten wir den schillernden Titel der Reihe in seiner Mehrdeutigkeit ausspielen - Vortragskunst meint die Kunst des Vortragens, den Vortrag als Kunstform, den kunstvollen Vortrag als auch die vorgetragene Kunst.

28. Oktober 2021, GLASMOOG

19:00 Uhr, ScriptedReality – Die Stadt mit der Zunge betreten (deutsch)

20:30 Uhr, Adrijana Gvozdenović – Some anxieties in the art of lecture (englisch)

(Die Karten-Lese-Sessions "7 anxieties and the world" um 10.00 / 13.00 / 16.00 sind nicht-öffentlich)

"Man kann einen Ort mit den Füßen und mit der Zunge betreten", sagt McKenzie Wark in ihrem Buch über Computerspiele. Diesen Satz nehmen ScriptedReality als Ausgangspunkt für eine Reihe von Lecture-Performances, die mit der Zunge und den Füßen der Materialität und Immaterialität der Stadt nachspüren, die immer mehr von einem Geflecht unsichtbarer Texte durchzogen ist. Die Lectures beschäftigen sich mit Bildern, die, wie im Fall der Neuen Frankfurter Altstadt, ihre eigene architektonische Reproduktion erzwingen. Sie folgen den Linien, die wir auf den Karten der Stadt hinterlassen, zu Netzen verdichtet, die die Gesichtserkennung auf die Gesichter der Passant*innen tätowiert. Die Lectures bewegen sich durch die Stapel von Infrastrukturen, zu denen die Stadt sich vervielfältigt hat und in denen wir versuchen, die Füße auf den verflüssigten Boden des Anthropozäns zu bekommen. Und sie nehmen Kontakt auf zu Ping-Geistern, die in der Interferenz zwischen Layern entstehen, in den Resten, die auf den Karten nicht zu finden sind. Es entsteht eine Architektur aus Erzählungen, in und mit denen ScriptedReality, angelehnt an situationistische Techniken, die Idee der ›Psychoarchitekturen‹ überprüft.

ScriptedReality ist eine Künstler*innengruppe, die seit 2014 vor allem in Frankfurt und Gießen verortet ist. In ihrer Anfangszeit beschäftigten sich die Arbeiten der Gruppe mit der Performativität von Scores und Schrift; spätestens seit 2016 entwickelte ScriptedReality eine künstlerische Praxis, die sich besonders mit der Welt bildenden und transformierenden Kraft von Fiktionen auseinandersetzt. Im Rückgriff auf Strategien der Science-Fiction, auf Scores, Spiele und partizipative Formen entstehen Formate in denen in kollektiven Prozessen die Entstehung von Welt erlebt werden kann. In essayistischen Arbeiten nutzt die Gruppe Fiktionalisierung als Strategie spekulativer und überraschender Sinnproduktion und eines unreinen Denkens, in dem Gedanken Körper erhalten und mit anderen Wesen interagieren.


In "7 anxieties and the world" lädt die kroatische Künstlerin Adrijana Gvozdenović zu Karten-Lese-Sessions ein. Ihre Karten-basierte Gesprächspraxis entstand 2019 und macht die Begierden, Zweifel und Ängste von Kunstschaffenden zum Gegenstand der Auseinandersetzung. Ausgehend von fragilen Zuständen, die wir zu bezwingen erlernt haben, unternimmt die Arbeit den Versuch, andere mögliche Beziehungen und Positionierungen zum eigenen Kunstschaffen auszutesten und einzuüben. Für die »Reihe zur zeitgenössischen Vortragskunst« lädt Ardijana jeweils drei Verbündete zu intimen Karten-Lese-Sessions ein, diese finden nicht öffentlich statt. Das Gespräch um 20.30 Uhr ist öffentlich.

Adrijana Gvozdenovic interessiert sich für widerständige Strategien von Künstler*innen gegenüber (selbst-)institutionalisierten Strukturen. Sie schafft für Künstler*innen und Denker*innen Räume des Austausches und Spielräume für die Öffentlichmachung der eigenen künstlerischen Arbeit und Forschung. Adrijana Gvozdenovic ist daran interessiert, die Widersprüchlichkeit zwischen Praxis und Theorie, Theorie und Bekenntnis, Dokumentation und Produktion und zwischen künstlerischem und kuratorischem Austausch und Kunstformaten aufrechtzuhalten.


Gesamtprogramm unter: https://vkunst.eu


Eine Veranstaltungsreihe von Brecht & Sommer in Koproduktion mit AIC - Art Initiatives Cologne, dem Institut für Theaterwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und der Mobilen Akademie Cheers for Fears.


Gefördert von der Kunststiftung NRW, dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, dem Kulturamt der Stadt Köln sowie dem NRW Kultursekretariat.

Redaktion — Heike Ander
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