KHM entwickelt www.unortkataster.de für Köln

Ob "Kaugummi-Platz", "ehemaliges Lufthansagebäude", die "Wiese als Hundeklo" oder der "trostlose Ebertplatz": Jede und jeder wüsste in Köln bestimmt einen Ort oder Platz, den er gerne zum "Unort" erklären würde.
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts "Citizen media" entwickelten die KHM und die Initiative "Leitbild 2020" ein digitales "Unortkataster" für Köln. Der Online-Nutzer  bekommt mit diesem Internet-Portal  ein Instrument an die Hand, um Mängel bzw. "Unorte" im Kölner Stadtbild ortsbezogen zu markieren, zu beschreiben und zu bewerten. Hinter dem Konzept steht die Überzeugung, dass die Bewohner als "Benutzer der Stadt" über wertvolles lokales Wissen verfügen, das dazu dienen könnte, auf mögliche "Unorte" in Köln aufmerksam zu machen. Ziel des langfristig angelegten Projektes ist es, möglichst zahlreiche und vielfältige Perspektiven auf die "Unorte" Kölns zu sammeln und diese kontinuierlich in die öffentliche Auseinandersetzung einfließen zu lassen.
Doch was genau ist ein "Unort"? Die Markierung eines Unorts im "Unortkataster" ist das Resultat einer persönlichen Bewertung, d.h. was einen "Unort" auszeichnet und worin dessen "Mangel" besteht, definiert sein Autor durch Texte und Bilder selbst. Ein „Unort“ kann z.B. aufgrund einer mangelhaften baulichen Situation entstehen, aufgrund fehlender oder schlechter Infrastruktur, oder auch soziale oder geschichtliche Aspekte können einen Unort bedingen. Wer einen „Unort“ markiert und definiert, stellt diesen damit zugleich der öffentlichen Diskussion.

Die Einrichtung des "Unortkatasters" geht zurück auf eine Initiative im "Leitbild 2020". Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes "Citizen Media" wurde die Idee von der Kunsthochschule für Medien Köln im Bereich Experimentelle Informatik unter der Leitung von Prof. Georg Trogemann aufgegriffen und ein Konzept für eine Web-Applikation entwickelt und realisiert.

Im Rahmen des Architekturfestivals plan08 werden am 20. September ab 16 Uhr Prof. Georg Trogemann, Stefan Göllner (KHM/Lab3, experimentelle Informatik), Jan Hopmann (Leitbild 2020) und ab 17 Uhr mit OB Fitz Schramma als Ehrengast das "Unortkatasteramt" im VHS-Zentrum am Neumarkt eröffnen.
Hier ist zwischen dem 20. und 26. September ein Meetingpoint eingerichtet, zu dem jeder kommen, die Plattform kennenlernen, Unorte markieren und bewerten kann. Darüber hinaus sind weitere begleitende Aktionen geplant, wie die Aufstellung eines etwa zwei Meter großen, mobilen „Unortmarkers“ an den höchstbewerteten Unorten Kölns  oder die Koordination von Unort-Fahrradkurieren, die neu eingetragenen Unorte anfahren und fotografisch dokumentieren (aktuelle Infos dazu dann auf der Website).
Außerdem trägt der Beschwerdechor Köln, ein vom NRW-Ministerpräsidenten gefördertes Projekt des Landesmusikrats NRW und der KölnMusik GmbH, Einträge aus dem Unortkataster als Lieder vor. Treffpunkt und erster Auftritt ist am Freitag, 26. September, um 13 Uhr am Chargesheimer Platz (hinter Dom). Von dort aus werden noch zwei weitere "Unorte" mit öffentlichen Verkehrsmitteln angefahren  besungen (weitere Infos Website).
 
Zum EU-Forschungsprojekt „Citizen Media“
Das europäische Forschungsprojekt „Citizen Media“ vereint 15 Partner aus unterschiedlichen europäischen Ländern aus den Bereichen Forschung, Entwicklung und Validierung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Im Projekt untersucht wird, wie neue soziale Vernetzungen von nicht-professionellen Anwendern im Internet durch selbst erstellte Medieninhalte („user generated content“) unterstützt werden können. Im Rahmen dieses Projektes arbeitet die KHM eng mit internationalen Partnern wie der Universität Salzburg, dem IBBT in Gent und regionalen Partnern wie NetCologne, dem Rechenzentrum der Universität zu Köln und dem Fraunhofer-Institut (IAIS) in St. Augustin zusammen.

Ansprechpartner: Stefan Göllner, goellner@khm.de