Reinhold Vorschneider zu Gast

Einmal jährlich veranstalten KHM und ifs gemeinsam einen mehrtägigen Workshop speziell für ihre Studierenden mit Schwerpunkt Kamera. Auf Einladung der beiden Professoren für Bildgestaltung an der KHM, Sophie Maintigneux und Sebastian Richter, wird in diesem Jahr Reinhold Vorschneider nach Köln kommen. Der Kameramann, den eine langjährige Zusammenarbeit mit den Regisseuren Rudolf Thome, Angela Schanelec, Maria Speth und Benjamin Heisenberg u.a. verbindet, wurde im März diesen Jahres mit dem renommierten Marburger Kamerapreis ausgezeichnet.

Am ersten Abend des Workshops wird Reinhold Vorschneider in einer öffentlichen Veranstaltung den Spielfilm "Der Räuber" (Regie: Benjamin Heisenberg) präsentieren. Für seine Kameraarbeit bei diesem Film wurde Vorschneider sowohl beim Deutschen Filmpreis als auch beim Deutschen Kamerapreis 2010 nominiert.

Im Workshop (14. bis 16. Juni) wird Reinhold Vorschneider einen Schwerpunkt auf die Lichtführung unter besonderer Berücksichtigung des natürlichen Lichteinfalls vom Fenster her legen. Er skizziert den Inhalt des Seminars mit folgenden Worten: "Der unsichtbare Raum. Architektonisch gestaltet. Er wird sichtbar durch die Öffnung zum Tageslicht: das Fenster. Auch dieses gestaltet. Glasfassade. Dachluke. Das Tageslicht verändert sich. Der Himmel ist bedeckt. Die Sonne steht tief. Das Licht nimmt ab. Oder zu. Die Dämmerung. Und die Nacht. Diese verschiedenen "Stimmungen" oder Qualitäten des vorhandenen, gegebenen, verfügbaren Lichts sind unser Ausgangspunkt. Und dann ihre Modifikation oder Reproduktion für den Film mit technischen Mitteln. Das Filmlicht."

Reinhold Vorschneider, geboren 1951, studiert zunächst Philosophie und Politologie, bevor er 1983 ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) aufnimmt. Seit seinem Abschluss im Jahr 1988 ist Vorschneider als Kameramann tätig. In dieser Funktion arbeitet er meist mit Autorenfilmern wie Rudolf Thome (“Paradiso – Sieben Tage mit sieben Frauen”; 2000), Angela Schanelec (“Nachmittag”; 2007), Maria Speth (“Madonnen”, 2007), Thomas Arslan, Christoph Hochhäusler und Benjamin Heisenberg zusammen.




Aus der Jurybegründung des Marburger Kamerapreises 2013: "Auch wenn sie keine auffälligen Effekte oder vordergründige Techniken einsetzen, so fallen die Filme, die Vorschneider fotografiert hat, doch immer auf durch ihre außerordentliche Präzision und durch ein durchdachtes Konzept, das sich aber niemals als solches in den Vordergrund drängt. Diese Filme haben keine Signatur im Sinne einer Stilfigur, aber sie besitzen dennoch etwas eigenes, das sich häufig in der Lichtgestaltung und in der wandelbaren Beziehung von Raum, Zeit und Figur findet. (...) Reinhold Vorschneider vertraut ganz dem natürlichen Licht und fordert den Zuschauer dazu auf, dessen Eigenheiten zu entdecken. Meist belässt er es beim vorgefundenen Licht und greift nur selten mit künstlicher Beleuchtung ein. Man könnte ihn als einen Kameramann des Halbdunkels und des Halbschattens bezeichnen. Es ist ganz erstaunlich, welche Differenzierungen er der Dunkelheit abringt, in die dann immer noch die Spiegelungen eines fernen Lichts hineinfallen und kleine Lichtinseln erzeugen. (...)"