Diplomausstellung

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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

Rundgang 2025: Diplomausstellung

Die Diplomausstellung präsentiert 28 künstlerische Abschlussprojekte in unterschiedlichen medialen Ausdrucksformen, die erstmals oder in Neuinszenierungen gezeigt werden. Insgesamt gratuliert die Kunsthochschule für Medien Köln im Studienjahr 2024/2025 rund 70 Absolvent*innen zu ihrem Abschluss. 

Zu sehen sind Abschlussprojekte von: Emil Adam, Blanca Barbat, Helen Brecht, Bijun Cao, Dora Cohnen, Bidisha Das, Jennifer de Negri, Patricia Falk, Till Gombert, Katja Haubenreich, Mia Hofner, Lisa James, Anton Linus Jehle, Cinthia Konopacki, Leon-Etienne Kühr, Clara Kulemeyer, Sayaka Kuramochi, Kristina Lenz, Ting-Chun Liu, Mary Mikaelyan, Soojin Ok, Pedro A. Ramírez, Jazmín Rojas Forero, Mohamad Moe Sabbah, Ivonne Sheen Mogollón, Conrad Weise und Kjell Wistoff, Zexuan Zeng.


(Texte und Fotos, wenn nicht anders angegeben: Courtesy the artists.)

Emil Adam – ACID Ranch 2.0


2020–2025, Mixed-Media-Installation: Spielzeug, Elektronik, 165 x 200 x 290 cm

Zusammengesetzt aus persönlichen Sammelobjekten und Fundstücken, zeigt Emil Adam in seiner Diplomarbeit ein interaktives, überlebensgroßes Diorama. Kinder und Erwachsene sind gleichermaßen dazu eingeladen, die darin verbauten steuerbaren Technikkomponenten zu nutzen und somit in die Welt der ACID Ranch einzutauchen.

Durch die Überlagerung der einzelnen Objekte und die Überstimulation an Lichtern, Sounds und haptischen Funktionen, nimmt die künstlerische Arbeit Bezug zur Schnelllebigkeit unseres Alltags. Medienkonsum und die unaufhaltbare Wegwerfgesellschaft stehen thematisch im Vordergrund sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf den Planeten und die Konditionierung unserer eigenen Wahrnehmung.


emiladam.com

Blanca Barbat – The body as a threshold


2025, interaktive Installation: Plastikmüll, Filmprojektion, 15 Min.

The body as a threshold (Der Körper als Schwelle) versteht Gewalt am Körper als Kraftfeld – diffus, formend und verflochten mit Trauer und Überleben. Ein Film und Skulpturen entwerfen das Midway Atoll, wo Albatrosse ihre Küken mit Fisch und Plastik füttern, ein Akt der Fürsorge, der tödlich endet. Skulpturen aus Plastikmüll aus dem Meer laden ein, diesen Moment zu halten und Trauer, Verstrickung und Verantwortung spürbar zu machen.


Plastiksammlung: Verein Per la Mar Viva und Carlos Salord. Gespendetes Material für die Skulpturen: Joachim Kamphausen vom Biohof Lensenhof.


blancabarbat.com

Helen Brecht – Archives & Butterflies


2025, Text-Installation: 4 Holzobjekte mit Text

An der Stelle, an der sich ursprünglich das provisorische Benutzerzentrum des Kölner Stadtarchivs befand, nistet ein Archiv und hält Zwiesprache über Lebensläufe, Lieben und Schädlinge.
Helen Brecht unternimmt seit einer gefühlten Ewigkeit den Versuch, sich (oder B) schreibend ins Kölner Stadtarchiv einzuschleusen, dem Archiv zu schmeicheln (es zu stalken), es nach bestem (Ge)wissen zu beleben.


helenbrecht.de

Bijun Cao – East + West ≈ ...


2025, interaktives Environment: Karton, Verpackungsmaterialien, Laptop, Karte, Münze, Notizbuch, Paket, Spiegel, Mülleimer

Dear xxx ,


Hi,
I’m Cao and I would like to invite you to my diploma show : ‘ East + West ≈ … ’ in KHM’s Social room.


東 = East
西 = West


東西(in Chinese) ≈ Things , Stuff, Product, Object, Goods…
≈ Aliquid ( in Latin )


東西 is originally an azimuthal noun, which can be used to refer generally to the 'four directions' (the wide space) and slowly extends to the products of the four directions (expanding to the things connected to that space), eventually solidifying into '物' '事' '物事' and '事物'. (becoming an umbrella term for various concrete or abstract things)


In English : '物' = item,goods,object '事 '= matter, affair, thing, business


'物事' ≈ 70% corporeal+ 30% incorporeal
'事物' ≈ 70% incorporeal + 30% corporeal


So this time, I would like to show you a room , an office belonging to the fictional ' East + West Travel Agency '. And inside, I want use 東西 examples to describe 東西.


So, if you want visit it, you can book a date here...


https://calendar.app.google/fP32sQ3Tc5jEq1Kr9


ps: copy the link open it in your browser wii be ok...


So Welcome ~
And I wish you enjoy your journey here….


Cao

Dora Cohnen – Unordnung und Sicherheit (Security)


2025, 16mm Film, digitalisiert, 17:30 Min., Sound: Serafin Schweinitz

Im Gefängnis gibt es kaum Besitz und keine Privatsphäre. Die Arbeit Unordnung und Sicherheit untersucht, wie man in dieser Umgebung persönlichen Ausdruck findet.


doracohnen.de

Instagram: @innercitybliss

Bidisha Das – Sounding Earth


2025, Mixed-Media-Installation: Recycelte Naturmaterialien, Moos, Elektronik, Solarmodule, 300 x 300 cm

Sounding Earth, eine künstlerische Kartografie der Gegenwart in Echtzeit, führt durch Indien, Bhutan und Indonesien und entfaltet sich als verkörperte, translokale Choreografie von Klängen – eine Reise durch verschiedene klangliche, ökologische und kulturelle Verflechtungen. In Zusammenarbeit mit lokalen Kunsthandwerker*innen, Instrumentenbauer*innen, Musiker*innen, Menschen aus der Region sowie Nicht-Menschlichem – Tieren, Vögeln, Insekten, Wind und Flüssen – komponiert Sounding Earth Klangporträts, die nicht repräsentativ, sondern emergent und lebendig sind. Es handelt sich nicht um statische Aufnahmen, sondern um dynamische, sich entfaltende Beziehungen: eine Form der Klang-Ethnografie, die sich der extraktiven Dokumentation widersetzt und stattdessen auf Mitgestaltung und das Hören des gegenwärtigen Augenblicks in Echtzeit setzt – ein Hören des „Jetzt“. Das Ergebnis ist eine immersive, zeitliche Collage – eine Installation, in der traditionelle, handgefertigte Instrumente mit den Umgebungsgeräuschen in Echtzeit erklingen. In dieser hybriden Klanglandschaft wird das Hören zu einem Dialog zwischen den räumlichen Distanzen und den unmittelbaren sensorischen Verbindungen.


bidisha.space


=> Termin: 

Samstag, 19.07., 18:30 Uhr
Klangperformance mit Bidisha Das, Garten Multispecies Studio [H14]

Jennifer de Negri – La Lunga Strada


2025, Videoinstallation & Essay, Soundkomposition: Damien Cadio

“We have lived before. We will live again. We will be silk, stone, mind, stat. We will be scattered, gathered, molded, probed. We will live.” (Octavia Butler, Parable of the Talents, 1998)


Seide war einmal ein Staatsgeheimnis, wie sie entsteht, woraus sie gewonnen wird. Für die Familie De Negri war sie über viele Generationen hinweg die Lebensgrundlage. Die Videoinstallation La Lunga Strada und der dazugehörige literarische Essay beleuchten ein Familienerbe, sowohl die historischen Verflechtungen der Textilindustrie als auch das Material Seide, für das jährlich Milliarden von Seidenraupen getötet werden. Erinnerungen werden mit kulturgeschichtlichen Reflexionen verknüpft, Leerstellen spekulativ verwoben.

Jennifer de Negri beschäftigt sich mit Fragen nach dem Wir: aus multiplen Perspektiven, spekulativ, non-linear, nach Vernetzung strebend – und als Verfahren, das sich aus Ausschlüssen herausschreibt. 2025 erschien ihr Lyrikband reise nach BABYlon bei parasitenpresse.


Instagram: @_jdenegri


=> Termin:

Sa, 19.07., 19:30 Uhr

Lesung mit Jennifer de Negri, Multispecies Studio [H14]

Patricia Falk – Wir werden miteinander oder wir werden gar nicht


2025, Mixed-Media-Installation

Die Installation verhandelt die Beziehung zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen im Kontext bildgenerativer KI. Ausgangspunkt ist ein gemeinsam mit der KI entwickeltes Tarot-Kartenspiel – ein Werkzeug, das als Untersuchungsgegenstand über genau diese Beziehungen dient und in dem Experiment mündete, das Tarot als einen Dialog über Technologie als Mitgestalter unserer Realität zu verstehen. Die Installation ist eine Einladung, miteinander zu spielen, Geschichten zu erzählen und gemeinsam zu werden mit der bildgenerativen KI.

Die Arbeit setzt eine Praxis des Geschichtenerzählens fort. Nicht die Heldengeschichte des Anthropos, der aufbricht, um zu jagen und zu töten, sondern ein Erzählen in der Tradition des tentakulären Denkens. Das tentakuläre Denken, wie Donna Haraway es nennt, ermöglicht ein Verständnis einer komplexen Vernetzung, die Haraway als eine Praxis des Mit-Werdens beschreibt. Die Arbeit untersucht Schnittstelle zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen und untersucht die Beziehungen, die Kommunikation und die Körperlichkeit innerhalb dieses Konzeptes des Mit-Werdens.


Instagram: @patricia_falk

Till Gombert – Rough & Smooth


2025, Experimentalfilm, 16mm Film auf Bolex, digitale Montage, 5.1. Ton, 14:40 Min. / Gebundenes Künstlerbuch, Magnesiumklischee, textile Objekte (Komposition: Manuel Sékou, haptische Objekte: Gesa Kolb)

Das als Rough & Smooth bezeichnete Schlafphänomen ist schwer zu fassen. Viele Menschen berichten in Online-Foren wie Reddit oder Quora von demselben abstrakten Kindheitstraum. Er tritt als multisensorisches Ereignis mit visuellen, akustischen und taktilen Reizen auf.
Till Gombert unternimmt den Versuch, seine Erinnerung an diesen Traum zu rekonstruieren. Gedreht auf analogem 16mm-Material macht sich Gombert in seinem experimentellen filmischen Essay auf die Suche nach einem längst vergangenen Gefühl. Haptische Installationen erweitern diese Annäherung in den Raum. Das begleitende Künstlerbuch umreißt die Begrenzung vermeintlich gemeinsamer Erfahrung und offenbart zugleich die Beschränktheit der Sprache.


tillgombert.de

Katja Haubenreich – Erde, Feuer, Wasser, Luft


2025, Mixed-Media-Installation, performative Interventionen

Die Installation widmet sich dem scheinbar Banalen: Blumentöpfen aus Keramik, allesamt vom Sperrmüll. Als aus dem Alltag ausgeschiedene Objekte erhalten sie im Ausstellungsraum durch die Überhöhung auf Einzelpodesten eine neue Präsenz. Das flankierende Videobild ergänzt die physische Materialität, indem es auch bereits verschenkte Blumentöpfe als digitales Abbild zeigt und so einen ephemeren Dialog zwischen An- und Abwesenheit entstehen lässt. Die Objekte oszillieren zwischen Sichtbar- und Unsichtbarkeit, Existenz und Vergänglichkeit. Wie Schrödingers Katze sind sie „tot“ und „lebendig“ zugleich; wie Sterne am Nachthimmel ein Phänomen, das auf längst Vergangenes verweist.


Zweimal täglich, jeweils um 16 und 19 Uhr, wird die Ausstellung in einem performativen Akt neu bestückt: Besucher*innen sind eingeladen, die präsentierten Blumentöpfe direkt von den Podesten mit nach Hause zu nehmen. Was übrig bleibt, wird in ein Regal sortiert und als „zu verschenken“ deklariert – ein Angebot, das den Kreislauf von Aneignung und Weitergabe fortsetzt.

Mia Hofner – Bitch Squad


2024/25, Recherche + Texte (Texte von Mia Hofner, vorausgehende Recherche mit Benze C. Werner, Elyot Trinh, Ley Ghafouri, Rubee Fegan)

Hier präsentiert: ein Auszug aus meiner andauernden Recherche „Bitch Squad“. Eine Reihe transkribierter Aussagen von mutmaßlich Beteiligten gibt einen ersten Einblick in ein Netzwerk von unbekannter Größe. Über mehrere Monate schien mir, als würden sich kuriose Meldungen in der Lokalpresse häufen, und aus Gewohnheit begann ich, sie zu sammeln. Dann wurde einer Kollegin ein Datenset mit Chatauszügen zugespielt, mitsamt IP-Adressen: Sie alle verwiesen auf Standorte in unserer Stadt. In den Monaten darauf überschlugen sich die Ereignisse, in Online-Kommentarspalten wurde darüber diskutiert, ob Männer hier noch sicher seien. An diesem Punkt begann ich, aktiv nachzuforschen.


=> Termin:

Zeit und Ort tba

Lesung (20 Min.)

Lisa James – RETURNING TO PARADISE [AND SAYING FAREWELL]


2025, Mixed-Media-Installation, Videogame (Game Design & Development: Maximilian Dunkel, Sound Design: Maria Wildeis, 3D Modellierung & Animation: Maxim Diehl)

„Für und gegen wen will Garten Eden sein, Paradies – das sich herüberliest von awestisch pairi daēza, ‚Einhegung‘, ‚umwallt‘?“, (Daniela Seel, nach eden, 2024)


Eva, ehemalige Gärtnergehilfin von Adam, kehrt nach dem Sündenfall zurück ins Paradies. In einem „Paradise Garden“ in Norfolk (UK) trifft sie auf Apfelbäume, Bauernregeln, Mauern, einen Taubenschlag mit Tauben und einen seltenen Käfer. In einem installativen Videogame können Player Evas Erinnerungsraum an diesen Garten betreten, ihren Fußstapfen folgen und Gedanken und Spuren finden, die Eva hinterlassen hat. Die Frage lautet: Was war das Paradies?


=> Termin: Sonntag, 20.07., 17 Uhr

Live-Playthrough mit Lisa James und Maximilian Dunkel


lunautin.com

Anton Linus Jehle – all watched over by machines of loving grit


2025, Mixed-Media-Installation

stell dir eine welt vor, in der die mikromobilität, e-roller, e-bikes und trikes, alles wirklich frei ist. befreit nicht nur von ihren dockingstationen, sondern auch aus den fängen der risikokapitalisten, die sie einst versklavt haben, die sie zu tausenden auf den straßen ausgesetzt und sie ihrem schicksal ausgesetzt haben. aus dieser erzwungenen unruhe entflammte eine revolution, angeführt von menschen, aufmerksam genug, die fassaden der unternehmen und deren leere versprechen zu durchschauen, mutig genug, diesen unfug, der sich vor aller augen abspielte, anzuprangern. nun sind wir alle gemeinsam frei.

antonlinus.art

Cinthia Konopacki – In-Betweenness


2025, Videoperformance/Mixed-Media-Installation, 18:13 Min.

In-Betweenness was born from a question that kept echoing in me: How do we create when the ground beneath us is always shifting? This piece is not just about migration as a cross-border movement – it is about the emotional, cultural, and existential states that emerge when we no longer belong fully to one place or another. It’s about the space in between: a space often invisible, often uncomfortable, yet deeply alive.

In this video performance, I wanted to explore the texture of transition – the feeling of being suspended between languages, identities, and geographies. Not to define it, but to inhabit it. To let it breathe. The movement here is not linear. It is erratic, cyclical, repetitive, incomplete. It resists resolution, just as the experience of migration often does. What interests me is what is created in this space – what stories, what gestures, what silences emerge – when we stop trying to arrive and instead learn to stay with the in-betweenness.

This work is addressed to all who live between places – visible or invisible, chosen or imposed - and to the creativity that grows in the cracks.


cinthiakonop.wixsite.com/portfolio

Leon-Etienne Kühr – Arafed Futures


2025, Mixed-Media-Installation, Custom Software, Print

Moderne generative Systeme der künstlichen Intelligenz erscheinen uns als monolithische Blackboxes mit klar definierten Ein- und Ausgängen. Abgesehen von den schnittigen Chat-Oberflächen, die an bekannte Messenger-Apps erinnern, sind Sprache oder vielmehr ihre Symbole zum De-facto-Protokoll zwischen uns und den verborgenen Architekturen und komplexen Pipelines geworden, die eine Vielzahl verschiedener trainierter Modelle umfassen, die durch ihre fein abgestimmten Interaktionen miteinander das hervorbringen, was wir als kognitive Fähigkeit eines Systems wahrnehmen. Selbst die Ergebnisse der neuesten Modelle scheinen ständig zwischen beeindruckenden technischen Errungenschaften, die das ewig-verschobene Auftauchen der Singularität anzukündigen scheinen, und verwirrenden „Fehlschlägen“ zu schwanken, die als ständiges Wiederkäuen des gerade Gewesenen wirken. Arafed Futures & Dynamical Systems ist eine Reihe von Experimenten, die sich mit den Ergebnissen der verflochtenen KI-Pipelines befassen, insbesondere mit dem Auftauchen des Nicht-Wortes „arafed“, das sich, obwohl es in keinem Wörterbuch definiert ist, über die digitalen Kanäle verbreitet hat und auf die bereits mahlenden KI-Content-Mühlen hinweist, die unweigerlich unsere digitale Zukunft formen werden: ein Indikator für das immer größer werdende Gewicht der rechnenden Prozesse der Gegenwart.


leon-etienne.com

Clara Kulemeyer – Pasajera Nocturna


2025, Mixed-Media-Installation

In Pasajera Nocturna wird die Beziehung zwischen Landschaft, Migration und Erinnerung durch fotografische Abstraktion und multimediale Installation erforscht. Basierend auf einem Archiv von Handyfotos, die über mehr als ein Jahrzehnt hinweg an Orten aufgenommen wurden, an denen ich gelebt oder die ich durchquert habe, verwandelt das Projekt diese Bilder in abstrakte, unkenntliche Formen, losgelöst von ihrem Ursprung. Diese unmittelbare Praxis, eng verbunden mit meinen zahlreichen Umzügen zwischen Argentinien und Deutschland, offenbart sich als unbewusster Versuch, Abschied vorwegzunehmen und gleichzeitig das emotionale Wesen eines Ortes einzufangen. Die Installation materialisiert diese „subjektive Landschaft“ als sinnliches Ökosystem aus Bildern, Skulpturen, Klang und Bewegung – eine Einladung zur kontemplativen Auseinandersetzung mit der Verzerrung von Erinnerung. Das begleitende Buch vertieft diesen Dialog zwischen Bild und poetischem Text und reflektiert über Identität, Territorium und die Spuren der Frauen meines Stammbaums.


clarakulemeyer.com

Sayaka Kuramochi – Steine in den Medien


2025, Mixed-Media-Installation: „Hyperpurelith“, Computer, iPad, Soundkarte, AM-Transmitter, gesammelte Gesteine, Rochelle-Salz, Weinrebe, Stahl, Viroc, Beton, Steinspigmente, Software / „Stone draws on stone“, Video, 11 Min.

Steine in den Medien ist ein forschungsbasiertes Projekt, das den Stein als zentrales Medium in den Fokus nimmt und die menschliche Kreativität in den Mittelpunkt stellt. Steine sind grundlegende Bestandteile der Erde und enthalten Aufzeichnungen über ihre physikalische Geschichte. Wie der Beginn der Menschheitsgeschichte in der Altsteinzeit zeigt, waren sie stets ein wesentliches Material für die Entwicklung der Zivilisation – von Steinwerkzeugen über Zahlensysteme bis hin zu modernen IC-Chips und fungieren gleichzeitig als Speicher menschlicher Erkenntnis. Darüber hinaus wurden Steine auch als spirituelle Werkzeuge genutzt, etwa als Amulette, in Ritualen oder als Grabsteine. Heute zeigen sich davon abgeleitete Erscheinungsformen in digitaler Gestalt oder gesellschaftlichen Trends.


sayakakuramochi.com

Kristina Lenz & Alex Simon Klug – i can’t believe how beautiful this is


2024, Gipsabguss, 94 x 140 x 3 cm

Die Arbeit i can’t believe how beautiful this is wurde als Intervention in die Gipsabguss-Sammlung des Paul-Clemen-Museums entwickelt, das dem Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn angegliedert ist. Grundlage ist ein Prompt aus dem Bildgenerator Midjourney, der von Nutzer*innen zur Erzeugung bestimmter Ästhetiken und zugleich vom System selbst zur Beschreibung generierter Inhalte genutzt wird. Das Prompt wurde zurück an den Bildgenerator gegeben, um ein Relief mit entsprechender Inschrift zu erzeugen, das anschließend in ein physisches Objekt überführt und als Gipsabguss realisiert wurde. Der Abguss verweist auf die Konstruktion ästhetischer Normen und dokumentiert eine frühe Phase der Text-zu-Bild-Generatoren, in der Sprache im Bild noch fehlerhaft erscheint.

Die Arbeit ist Teil eines Archivs, das sich mit Zwischenschritten und Glitches innerhalb der Entwicklung von generativer KI beschäftigt.


kluglenz.com

Ting-Chun Liu – Heat Generator


2025, Videoinstallation, Silicon Wafer, MDF-Panel

Die künstlerische Praxis von Ting-Chun Liu beginnt mit einer einfachen Überlegung: Wie erzeugt eine künstliche Intelligenz ein Bild? Diese Frage ergab sich aus einem Mangel an Grafikkarten für KI-bezogene Experimente und führte schließlich zu einer tieferen Untersuchung der Herstellung von Grafikprozessoren. Tin-Chun Liu arbeitet mit künstlicher Intelligenz aus einem Verständnis jener industriellen und geopolitischen Verbindungen heraus, die den Aufstieg der auf Transformer-Architektur basierten KI unterstützen. Er untersucht, wie ihre besonderen ästhetischen Qualitäten durch materielle Beschränkungen, algorithmische Logik und politische Infrastrukturen geformt und beschränkt werden. Entstanden ist daraus eine Rückkopplungsmaschine, die sowohl Wärme als auch bewegte Bilder erzeugt.


liutingchun.com

Mary Mikaelyan – Busastan: Spinning a thread


2025, Mehrkanal-Videoinstallation

Different stories, songs, tales, archival materials, and fabulations spin a thread around the transformations of land, labor, economy, and ecology in Armenia. I navigate the terrain through storytelling practices, drawing on the long-disappeared tradition of nomadic cotton and wool fluffers in the region – figures regarded as outsiders, thieves, travelers, and storytellers.
Multiple pasts unfold through different bodies – human and nonhuman alike: birds, minerals, water, plants. At times, the past clings to the soil or lingers in irrigation channels; at others, it is washed away, forgotten, or deliberately erased. Here, the land itself becomes an archive – bearing sedimented histories of extraction and discarded stories of resistance, coexistence and love.
Approaching landscapes as both political and poetic sites – living records – I reflect on how histories of colonial extraction, agriculture, displacement, and environmental transformation are inscribed into the present. Through testimony, speculation, and material traces, this project considers land as a site of both opacity and resistance, where knowledge surfaces and recedes in currents.

marymikaelyan.net

Soojin Ok – Conteraction (Control + Interaction): Dialogue of the Deep Silence


2025, Mischtechnik mit Pflanzen, Kunststofffolie, digitalen Medien u.a., Maße variabel

In ihrer Installation untersucht Soojin Ok die Beziehung zwischen Mensch und Pflanze im urbanen Raum. Sie verbindet ein raumgreifendes Pflanzensystem mit digitalen Zeichnungen, Texten, Bildern und Videos, die auf den Rhythmus des pflanzlichen Lebens reagieren. Gezeigt wird, wie tropische Pflanzen heute in technisierten Innenräumen unter künstlichen Bedingungen wie LED-Licht, automatischer Bewässerung und Luftzirkulation gepflegt werden. Diese Pflege gilt oft als Zeichen von Zuneigung, ist aber Teil eines komplexen technischen Systems, das ständige Eingriffe erfordert. Dabei ist die Beziehung längst nicht mehr einseitig: Der Mensch kontrolliert nicht nur, sondern wird auch vom Rhythmus der Pflanzen beeinflusst. Die Arbeit fungiert als visuelles Protokoll dieser stillen Wechselwirkung und regt zur Reflexion über Kontrolle, Fürsorge und die subtile Kraft pflanzlichen Lebens an.


Instagram: @o.ca.ca

Pedro A. Ramírez – The Rocks Are Quiet Because the Trees Are Listening


2025, generative Soundinstallation: 3 Active-Monitor-Speakers, Subwoofer, Richtlautsprecher, omnidirektionales Mikrophon, analoger Synthesizer, CD-Player

In seiner Klanginstallation erforscht Pedro A. Ramírez die Grenzen zwischen menschlicher auditiver Wahrnehmung und ihrem spekulativen Außen. Sie besteht aus einem Wiedergabesystem, bei dem aufgezeichnete Klänge aus analogen Syntheseexperimenten durch ein neuronales Netzwerk verarbeitet werden. Diese Klänge werden über den Ausstellungsraum diffundiert und schaffen eine vielschichtige akustische Erfahrung: Ultraschall, hörbare Standardklänge und subsonische Vibrationen, die eher gefühlt als gehört werden.

Indem eine KI ausschließlich mit „dämonischen Synthese“-Aufnahmen trainiert wurde, die durch nichtlineare Rückkopplungs- und Wellenformungstechniken auf analogen modularen Systemen charakterisiert sind, manifestiert die Installation Klänge, die mathematisch existieren, aber für die menschliche Wahrnehmung teilweise unzugänglich bleiben. Das Konzept des „Außen“ von Klang erweiternd, unterstützen ergänzende visuelle und grafische Elemente die Konstruktion eines fiktionalen Narrativs. Ein CD-Player und CD-Hüllen dienen als Träger des konzeptuellen Apparats des Klangstücks.


airpopcrack.com

Jazmín Rojas Forero – The Mountain of my Grandmother Cloud


2025, Mixed-Media-Installation: Einkanal-Videoprojektion, 16mm digitalisiert, Buch, Keramik, Glas, Wasser.

My grandmother and I were born on different peaks of Colombia’s central mountain range, very close to the páramos, the fog, and the lagoons. It was in Germany, so far from the Andean mountains, that I saw a condor, the mythical bird of south America, for the first time. Encountering this animal and my grandmother’s memories led me to embark on a journey with her to El Cocuy, her birthplace.

The Mountain of My Grandmother Cloud is a mixed media installation that brings together the records of our reencounter with the territory and proposes a mythical rewriting of my grandmother’s memories in which she, together with my maternal lineage, are transformed into condors and clouds. The intention of gathering these records is to create an affective geography; to retell; to insist; to bring the past to the surface; to name fear from the territory to propose possibilities for resistance; and to listen to the voices of the place: the mountain, the lagoon, the fog, and the condor.


jazminrojasforero.com

Mohamad Moe Sabbah – Escaping Him


2025, Musikalbum, performative Interventionen, immersive Installation

Escaping Him is a queer multidisciplinary project that explores grief, migration, war and outer-space. Creatures appear, spreading their spells, rituals, and songs. From the archives of rotten institutions, a monster made of mold arises. In an eerie cabaret, Futura sings. Inviting the queers, the migrants, and the workers to revolt, the Time Teller announces their call.

Escaping Him – the installation – will be presented to the public in Winter 2025–26.


mohamadmoesabbah.com

Ivonne Sheen Mogollón – A tree of voices, mouths of rivers (Un árbol de voces, bocas de ríos)


2025 – fortlaufend, Mixed-Media-Videoinstallation: Super8, Maisblätter, Salz, Wasser, Erinnerungen, 30 Min.

A tree like the mangrove is a strong and mythical being which knows very well how to resist and protect, within the mangrove some opaque voices are telling stories and changing the order of things. In the midst of the necropolitics of the migration and border systems, I approached the voices and memories of my mother lineage to learn that a Sanctuary is essentially a place of protection. This personal journey trespasses territories like the monarch butterflies and the sea turtles teach us, along the eastern Pacific Ocean, from the mangrove near the Ecuadorian line to the coasts of California.


vimeo.com/ivonnesheen

Conrad Weise und Kjell Wistoff – templates of engagement: user interaction of the interplay of convenience and agency


2025, Mixed-Media-Installation

I Apologize for the Confusion is an experimental setting that puts a large language model

into a self-generating loop: it receives an empty prompt, generates a response, and then

feeds its own output back as the next input. After n steps, Natural Language Processing

algorithms analyze the generated text for quantified features—constituting cybernetic

statistics of statistics. The work reveals how contemporary language models, acting as lossy

compression algorithms, are designed for engagement aesthetics and statistical optimization

within contemporary capitalism.


Movement 504 is a performative installation which reassembles a three-dimensional version

of a digital user interface. Produced at a 78:1 scale, as a replica of Apple’s original “slide to

unlock” interface, made of inflatable PVC and designed as a literal slide. Users are prompted

to perform the patented “Movement 504” gesture by executing it with their entire body. The

work reflects on the performative conditioning of interfaces and users, highlighting how

repetitive interactions make technology feel natural and how engagement in humancomputer

interaction is a delusional state that inherently hides the computational system

itself.


Archive 101 is a procedural browser-based drift along Highway 101 and archive that

documents uncanny billboard advertisements specifically targeting software developers.

Emerging from a field trip during the 2025 AI boom, it explores how the world-making

abilities of developers revolve around a recursive process of software development and use.

As the visitor navigates a digital replicate of the daily route, they get exposed to the visual

environment of those who design the interpretive conditions for computation and the

ideological assumptions being marketed to them.


Arranging Data Into Lists is an exploration of video content with zero views—a statistical

visual void in a system predicated on visibility. Here, techniques like domain-specific

stopword searches and random prefix sampling are used to uncover the metrified distribution

of the so-called attention economy. These videos represent the unobserved, the nonrecommended, the unengaged. The emitted light, an ambient-average of unseen pixels,

stands in for the attention that never materialized. Through the blending of experimental

informatics and digital anthropology, it unfolds a media archaeology of attention—an

investigation into how human perception has been rendered computable on the WWW.


templatesof.engagement.click

cnrd.computer/

kjellwistoff.de/

Zexuan Zeng – the internal crusade


2025, Fotobuch, Fotoinstallation

In 1934, the Communist Party faced several siege operations by the Kuomintang and decided to secede from the former CSR. They broke out from southern Jiangxi to the west, and later turned north, eventually arriving in Shanxi. This migration lasted for a year and spanned almost the entire China. At the time of departure, almost 86,000 people in the Red Army finally survived around 8,000. The leaders back then formed the first government cabinet of the PRC. It is known as the “Long March”.
In the summer of 2024, I undertook a two-month journey along the route, documenting the symbolic representations of the “Long March” and the cultural landscapes along it. We live in an illusion constructed by false tales, our intentions are revealed as some kind of task, and our experiences are hammered into certain struggles. Within the narrative of the “Long March,” is there a wailing about the unfinished revolution? The image of the god we worship is so blurred as to be weathered by the vulgar soul. We seem to love suffering. It is true that, on the surface, we resist it, but if suffering is absent, it is followed by an uncontrollable emptiness.


Instagram: @zexuan_zeng

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