Visual Gallery at photokina 2010: Ed van der Elskens "Love On The Left Bank"

In dem Studienprojekt „PhotoBookStudies#“ der Kunsthochschule für Medien Köln setzen sich Markus Schaden und seine Studenten mit der Einfluss-, Entstehungs- und Editionsgeschichte einzelner Fotobücher auseinander. Über die Auseinandersetzung mit den Dummies, unterschiedlichen Ausgaben und Editionen, Recherchen über die Pariser Cafés, in denen Ed van der Elsken damals fotografierte, spannt sich die Recherche bis hin zu den obskuren politischen Zirkeln der Protagonisten, die niemals arbeiten wollten und während der Ostermesse 1950 in Notre Dame Gott für tot erklärten. „Die Ausstellung in der Visual Gallery zeigt daher keine Vintage-Prints, kein White-Cube und kein unterkühltes Ausstellungsdesign. Schwarze Wände, Papier, Kleber, Kreide: Die Ausstellung versucht auf eine neue, experimentelle Weise ein Buch an die Wand zu bringen und seine Hintergründe aufzublättern“, so Markus Schaden. „Wir haben uns vom amerikanischen Stil der Moodboards inspirieren lassen und nutzen die Wand als Animationsfläche und Schaukasten.“

Ed van der Elsken: "Love On The Left Bank"
Aufnahmen einer einprägsamen Liebesgeschichte - Anfänge des Fotoromans 
Der holländische Fotograf Ed van der Elsken (1925 - 1990) wurde in den frühen 1950er Jahren mit Ausstellungen im Museum of Modern Art (New York), dem Art Institute of Chicago, dem Walker Art Centre (Minneapolis) dem Stedelijk Museum (Amsterdam) oder der Bibliothèque Nationale de France (Paris) bekannt. Zur Visual Gallery 2010 werden Aufnahmen seiner einprägsamen Bildgeschichte „Love on the Left Bank“ (dt. Liebe in Saint Germain de Prés) gezeigt, in der er ein Liebespaar über Monate hindurch mit dem Objektiv begleitete und so eine ebenso harte wie auch zarte Liebesgeschichte im Arbeiterviertel St. Germain de Prés festhielt. Das daraus entstandene Fotobuch gilt nicht nur als Höhepunkt seines Œuvre sondern zählt international zugleich zu den außergewöhnlichsten Fotobüchern des 20. Jahrhunderts, gebraucht es erstmals das Format eines Fotoromans. Das Ausstellungsprojekt entsteht in Kooperation mit der Kunsthochschule für Medien und Schaden.com und wird unterstützt vom Nederlands Fotomuseum und der Galerie Kicken, Berlin.

Im Jahr 1950 bricht der niederländische Photograph und Cineast Ed van der Elsken nach Paris auf, wo er bei einer Gruppe Bohemiens im Bezirk Saint Germain des Prés auf „Gleichgesinnte“ stößt. In einem persönlichen Tagebuch hält er photographische Notizen über deren Aktivitäten fest und kann sie ungestört photographieren, zeigt sich vor allem von der rothaarigen Schönheit Vali Myers fasziniert. Im Jahr 1953 begegnet er Edward Steichen, der ihn auf die narrative Struktur seiner Photographien hinweist und ihm rät, einen Bildband anzufertigen. Unterstützt von seiner damaligen Frau, der Ungarin Ata Kando, ordnet van der Elsken seine Kontaktbögen, erstellt den ersten von insgesamt drei Dummies und beginnt eine Zusammenarbeit mit dem Graphikdesigner Jurriaan Schrofer. Im Jahr 1956 erscheint im Verlag De Bezige Bij „Eine Liebe in Saint Germain des Prés“, die Geschichte einer unerwiderten Liebe der Hauptfigur Manuel zu Ann alias Vali Myers. Eine fiktive Erzählung.