Filmreihe Subkultur (5): Generation Kunduz - Der Krieg der Anderen

Ob Tagebücher zurückkehrender Bundeswehr-Soldaten oder Kino-Filme wie „Restrepo“ und „Armadillo“ über Militärs im Einsatz: unser Afghanistan-Bild ist geprägt von medialer wie kultureller Einseitigkeit. Weil Krieg und Konflikt einhergehen mit einer singulären Nutzung von Informationsquellen bestehen viele Bild- und Denkräume über Afghanistan fast ausschließlich aus Film-Bezügen, die „embedded“ entstehen, d.h. im Schutz des Militärs und damit interessengesteuert.
Einen Kontrast dazu bilden Filme ausländischer Regisseure, die unabhängig entstehen, sowie Produktionen aus der Feder afghanischer Autoren und Autorinnen mit dem Anspruch nach Authentizität bezogen auf Land und Kultur. Dass sich in den letzten Jahren zum Beispiel eine rege Szene junger Filmemacher und Filmemacherinnen in Kabul und anderen Städten aufgemacht hat zu neuen Ufern, hat sich bei uns noch kaum herumgesprochen. Welche Geschichten erzählt diese neue Generation, die erste, die mit Internet und Facebook in Afghanistan groß wird? Wie verändert sich dazu unser eigenes Afghanistan-Bild? Ist die Wirklichkeit anders, als es die Bilder der Tagesschau verheißen? Generation Kunduz - Der Krieg der Anderen
Dokumentarfilm von Martin Gerner (80 Min.)
Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm portraitiert fünf junge Afghanen in Kunduz, der Stadt und Provinz, in der sich der deutsche Luftangriff im September 2009 ereignete, bei dem über 100 Menschen, die meisten davon Zivilisten, ums Leben kamen. Einer von wenigen Filmen, der die lokale Bevölkerung „unembedded“ zeigt und damit ohne militärische Begleitung.
DEFA Förderpreis Dok Leipzig 2011, Grand Prix der Jury Shanghai TV Festival 2012,
Honorary Mention Planete Doc Filmfest Warschau 2012. www.generation-kunduz.com Martin Gerner (*1966) ist freier Autor, Filmemacher und Journalist. Er berichtet seit 2004 aus Afghanistan als freier Korrespondent für ARD, DeutschlandRadio und diverse Tageszeitungen und ist dort als Trainer für junge Afghanen/innen am Aufbau der neuen Medienlandschaft beteiligt. Dozent für Afghanistan an der Universität Köln. Begründer des Afghanistan-Filmfestivals Köln 2005. Kurator mehrerer Filmreihen über Afghanistan, u.a. “Afghanistan Innenansichten”, Dok-Leipzig 2008. Ehemaliger Redakteur des Deutschlandfunk. Diverse ARD-Hörfunk-Features über Afghanistan.

Prof. Dr. Hans Ulrich Reck (*1953) ist seit 1995 Professor für Kunstgeschichte im medialen Kontext an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seine Arbeitsgebiete umfassen die Ästhetik, Philosophie, Kunsttheorie und -geschichte, Künste des 20. Jahrhunderts, Semiotik, Medientheorie, Visuelle Dispositive der Neuzeit, Geschichte und Theorie der Einbildungskräfte. Letzte große Buchpublikationen handeln über Kreativität (2007), Traum (2010), Pier Paolo Pasolini (2010), die Kunstgeschichte des Improvisierens (2010).