„Und einmal sah er eine Reihe neuer Häuser; da wunderte er sich und sagte: ‚Was bedeuten diese Häuser? Wahrlich, keine grosse Seele stellte sie hin, sich zum Gleichnisse! Nahm wohl ein blödes Kind sie aus seiner Spielschachtel? Dass doch ein anderes Kind sie wieder in seine Schachtel täte. Und diese Stuben und Kammern: können Männer da aus- und eingehen? Gemacht dünken sie mich für Seiden-Puppen; Oder für Naschkatzen, die auch wohl an sich naschen lassen.‘ Und Zarathustra blieb stehen und dachte nach. Endlich sagte er betrübt: ‚Es ist alles kleiner geworden...‘.“ (F.Nietzsche, Also sprach Zarathustra) Mit ruhiger Gleichmässigkeit gleitet die gepflegte Idylle einer gehobenen Wohnanlage im Grünen vorbei. Penibel gepflegte Vorgärten, repräsentative Fassaden und Baumbestände, die parkähnliche Anlagen hinter den Villen vermuten lassen. Eine Collage aus reduzierten Umweltgeräuschen, synthetischen Takten und eingeflochtenen Melodiefragmenten begleitet die Fahrt durch die zunehmend künstlich wirkende Welt. Bewegungslosigkeit liegt über dem Ort, wie erstarrt wirkt ein kleiner Hund, die Fontaine eines Brunnens scheint gefroren. Das Geräusch eines klingelnden Telefons verweist auf die Existenz von Bewohnern, wie überhaupt Existenz nur durch Verweise angedeutet wird. Verschiedene Realitätsebenen, teils Modellaufnahmen, teils Fotografien realer Raumsituationen, werden zu einem untrennbaren Gesamtbild verschmolzen, zu einer synthetischen Idylle. Beunruhigend wirkt zum einen das lebensfeindliche Wesen der Idylle selbst, zum anderen die zunehmende Perfektion, mit der Synthetisches und Reales verschmelzen. (Michael Voets)
Mitarbeit:
Idee und Realisation: Dagmar Keller, Martin Wittwer Sound: m.i.a. Michaela Grobelny
Betreuung:
Prof. Valie Export, Prof. Thomas Schmitt, Thomas Hensel
Autor/innen:
Dagmar Keller
Eine Produktion der Kunsthochschule für Medien Köln
Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, 2002 (01.01.2002) Genlaboratorium (Ausstellung, 2001) von Dirk Prüfer von Marcia Vaitsman von Thom Kubli von Klaus Fritze von Björn Schülke Some Scenic Views (Experimentalfilm, 2000, 00:09:16) von Philipp Lachenmann Say hello to peace and tranquility (Videoinstallation, 2001, 00:23:00) von Dagmar Keller
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