Vortrag zu Big Data, Krieg und Künstliche Intelligenz im Rahmen des Biennales Live-Art Festival "Wunder der Prärie" in Mannheim.
Derzeitige hybride Kriegsführungspraxen schließen zivile, öffentliche, unsere Informations- und auch unsere medialen Räume mit ein. Sie verwischen die rechtlichen und moralischen Grenzen zwischen Krieg und Frieden. Desinformations- und Propaganda-Kampagnen, die gezielte Einmischung von Big-Tech-Monopolen in politische Prozesse, KI-gestützte Targeting-Prozesse zum Aufspüren des „unknown known“ (D. Rumsfeld), u.s.w. Viele Elemente entwickelten sich aus Sicherheits-, Militär- und Big Data Logiken gleichermaßen heraus. So auch die datengetriebenen Sprachtechnologien unserer Zeit. Seit eineinhalb Jahren erzeugen chatbot-ähnliche Interfaces à la ChatGPT gänzlich neue Arten von "Künstlichkeit", durch die "intelligente" Systeme in die Zivilgesellschaft hineinwirken und deren konkrete Konsequenzen wir gerade erst zu verstehen lernen. Im Kriegseinsatz werden sie zur tödlichen Waffe. Sie erzeugen eine Realität, in der über Leben und Tod entschieden wird. Der Vortrag geht auf eine spezielle Art von technisch erzeugter Dehumanisierung durch KI-Chatbots ein und erörtert Widerstandsstrategien und Praktiken aus Kunst und Kultur, um Deutungshoheiten und zivilgesellschaftliche Handlungsmacht (Digital Sovereignty) zurückzugewinnen.
Christian Heck, Code Poet, Graswurzel-Aktivist, promovierender Forscher und künstlerisch- wissenschaftlicher Mitarbeiter für Ästhetik und neue Technologien an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Er verbindet in seiner Forschung und Lehre künstlerische Ausdrucks- und Forschungsmethoden mit kritischer Informatik und Friedensarbeit. Er ist Mitglied im Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF e. V.), der Gesellschaft für Informatik (GI) und in zahlreichen Friedenskampagnen und Arbeitskreisen aktiv, z.B. Science4Peace, der Cyberpeace Kampagne oder dem Arbeitskreis gegen bewaffnete Drohnen.
Aktuelle Veröffentlichungen / Recent publications
Alle zwei Jahre findet das Live-Art Festival “Wunder der Prärie” in der Metropolregion Rhein-Neckar statt. Mit Performance, Tanz und genreübergreifenden Projekten an der Schnittstelle zu Theater und Bildender Kunst steht das Festival seit 2004 für die Präsentation aktueller Kunstformen im Südwesten der Republik. Ein zeitgesellschaftlich relevantes Motto bietet den Ausgangspunkt und Rahmen für die gezeigten Arbeiten. Zum Selbstverständnis des Festivals gehört die Arbeit in und mit der Stadt, um den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen und als Initiator und Katalysator gesellschaftlicher Prozesse zu wirken. Wunder der Prärie zählt zu den 15 Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar.
Wunder der Prärie steht im Jahr 2025 unter dem Motto theaters of war(s).