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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

Stefan Nowotny

Fellow FG KMW
stefan.nowotny@khm.de

Stefan Nowotny ist Philosoph und forscht an der KHM zur Philosophie und Politik der Übersetzung. Seine Arbeit zu Übersetzungsprozessen begreift diese als sprachliches Primärphänomen und als komplexe Prozessierung von Differenz, die sich von den Machtverhältnissen, in denen sie stattfindet und die durch sie artikuliert werden, nicht abstrahieren lässt. In kritischer Absetzung von theoretischen wie praktischen Modellen, die Übersetzung entlang von Begrifflichkeiten der Kommunikation, der Explikation und Äquivalenz von Bedeutungen sowie verräumlichter Verhältnisse denken, fokussiert Nowotny daher auf Adressierungsverhältnisse, auf historisch-politische Implikationen, auf einen positiven Begriff der Ambivalenz (bzw. Polyvalenz) sowie auf die Zeitlichkeiten von Übersetzung. In mehreren Punkten – insbesondere die Übergänge zwischen Versprachlichtem und Nicht-Versprachlichtem betreffend – verschränkt sich die Frage nach Übersetzungsprozessen zudem mit einem zweiten Forschungsfeld, das in Nowotnys Arbeit derzeit zentral ist: nämlich dem Kontext der kritisch-psychiatrischen Praxen, die in Frankreich als „institutionelle Psychotherapie“ bekannt wurden und in denen nicht zuletzt auch die Frage der sprachlichen Artikulation psychoanalytisch und schizoanalytisch neu verhandelt wurde.


Nowotny promovierte am Institut supérieur de philosophie der Universität Leuven/Louvain-la-Neuve in Belgien und lehrte an verschiedenen europäischen Universitäten, darunter Goldsmiths, University of London (2011–2022), die Leuphana Universität Lüneburg und die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Er ist Gründungsmitglied des eipcp (European Institute for Progressive Cultural Policies) und wirkte in diesem Zusammenhang von 2005 bis 2012 an mehreren transnationalen Forschungsprojekten zu Fragen der Institutionskritik sowie zur Politik der Übersetzung mit. Er ist Mitglied des Editorial Boards von transversal texts sowie des Online-Journals transversal.


Zu Nowotnys Publikationen zählen u. a. Übersetzung: Das Versprechen eines Begriffs (2008, gem. mit Boris Buden), Instituierende Praxen (2008, gem. mit Gerald Raunig), diverse von ihm koherausgegebene Sammelbände, z. B. Die Sprachen der Banlieues (2014, gem. mit Birgit Mennel) sowie zahlreiche Buchbeiträge. Seit den frühen 2000er Jahren ist er zudem immer wieder als Übersetzer tätig, u. a. von Gayatri Chakravorty Spivaks Can the Subaltern Speak? (2007, gem. mit Alexander Joskowicz). Zuletzt arbeitete Nowotny an zwei von ihm übersetzten, herausgegebenen und eingeleiteten Bänden, die – in Anknüpfung u. a. an die KHM-Tagung Queer Tosquelles im Juni 2024 – das Werk und den Einfluss des katalanisch-französischen Psychiaters François Tosquelles auf Deutsch zugänglich machen wollen: Jean Oury / Félix Guattari / François Tosquelles, Praxis des Institutionellen und Politik (transversal texts, 2025), sowie François Tosquelles, Materialismus, Psychopathologie, Begehren (im Erscheinen).

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