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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

Luise Schröder (Currents in Motion) – Strömungen in Bewegung

Luise Schröder, Strömungen in Bewegung, Visual Research, 2021/2022, © VG Bild-Kunst, Bonn & Adagp, Paris, 2025

Book presentation and artist talk on an artistic investigation of the independent women's* and lesbian movement in the GDR.

Mittwoch, 17. Dezember 2025, 19 Uhr, Aula
Filzengraben 2
50676 Köln
Eintritt frei

Auf Einladung von Anna Bromley und Andreas Langfeld präsentiert Luise Schröder ihr jüngst erschienenes Künstler*innenbuch Strömungen in Bewegung. Das Buch speist sich aus Schröders transgenerationaler, künstlerischer Erforschung der Frauen*- und Lesbenbewegung in der DDR. Im Buch verarbeitet Schröder Dokumente aus dem Archiv der DDR-Opposition, das die Robert-Havemann-Gesellschaft im Jahr 1992 eröffnet hat. Nach der Künstler*innenpräsentation sprechen Anna Bromley und Andreas Langfeld mit der Künstlerin über ihr Einzoomen in Archivalien. Dabei wird es um Materialitäten gehen, aber auch um künstlerische Sorgearbeit, den Umgang mit Quellen und Verweisen und um das künstlerische Schreiben, auf das sich die Künstlerin für dieses Buch einließ.


ZUM BUCH: Auch dreißig Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind die Erfahrungen von Frauen*- und Lesbengruppen in der DDR vielfach unbekannt. Sie stellen eine historische Leerstelle dar, sowohl in Bezug auf die Narrative des Kalten Kriegs als auch hinsichtlich einer gesamtdeutschen Frauen*geschichte. In den künstlerischen Arbeiten, Fotografien, Videos und Publikationen von Luise Schröder spielen der Umgang mit Geschichte und Erinnerung sowie deren Bedeutung für die Gegenwart immer wieder eine wesentliche Rolle. Ausgehend von ihrer ostdeutschen Biografie setzt sich Luise Schröder in ihrer Publikation Strömungen in Bewegung inhaltlich und ästhetisch mit den oft vergessenen Aktivitäten nichtstaatlicher Frauen- und Lesbengruppen sowie queerer Menschen in der DDR der 1980er und 1990er Jahre auseinander. Sie widmet sich dabei teilweise bisher unveröffentlichten Bild- und Textkonvoluten aus dem GrauZone-Bestand des Archivs der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft und dem Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek Berlin.

Indem Luise Schröder die die Archivmaterialien subjektiv und aus künstlerischer Perspektive bearbeitet und verfremdet, thematisiert sie nicht nur die geschichtlichen Leerstellen, sondern beleuchtet auch die Bedeutung von Archiven als wirkmächtige Institutionen im Kontext von Erinnern und Vergessen. Darüber hinaus erforscht die Künstlerin die Poesie, die den Archivmaterialien innewohnt. Verschüttete und utopische Momente, die in der Geschichte angelegt sind, werden durch Selektion, Bearbeitung und Verfremdung des Materials hervorgehoben. So entstehen plurale Sichtweisen auf historische Verhältnisse. Neben einem umfangreichen Bildteil beinhaltet die Publikation auch einen essayistischen Text, in dem die Künstlerin ihre Sichtungs- und Auswahlprozesse und damit die Konstruktionslogiken von Geschichte verhandelt. Die Autor*in und Soziolog*in Judith Geffert, die die Wanderausstellung Gemeinsam sind wir unerträglich – Die unabhängige Frauenbewegung in der DDR mitkuratierte, verfasste einen Begleittext für die Publikation, der deren Hintergründe historisch einordnet. Darüber hinaus enthält die Publikation einen 28-seitigen, neuzusammengestellten Reprint der frau anders, der einzigen Lesbenzeitschrift der DDR, die der Vernetzung und dem Informationsaustausch zwischen lesbischen Gruppen und einzelnen Frauen diente.

Strömungen in Bewegung beleuchtet das vielschichtige Verhältnis von Geschichte und Gegenwart, von Wahrheit und Fiktion, von Privatem und Öffentlichem und thematisiert gleichermaßen Strategien feministischer Selbstermächtigung und Widerstandspraxen mit Blick auf eine ostdeutsche Frauen*geschichtsschreibung. Die Künstler*innenpublikation ist 2025 bei FOTOHOF>EDITION erschienen und wurde von Anika Rosen gestaltet. Strömungen in Bewegung wurde beauftragt, unterstützt und finanziert durch das Berliner Programm Künstlerische Forschung, die Stiftung Kunstfonds / Neustart Kultur und die Sammlung SpallArt.

Luise Schröder is a visual artist who lives and works in Germany and France. Her artistic works, photographs, videos and publications deal with history and memory and their significance for the present. At the heart of her artistic research practice is, among other things, the photographic image and its role and significance for different forms of commemoration and remembrance. Her works, which are always based on extensive theoretical and practical research, open up poetic spaces for reflection, alternative contexts of knowledge and new perspectives on history in the present. In the spirit of W. Benjamin, she does not understand history as a closed hegemonic entity, but rather as open, multidimensional and a process that can be changed by human action and is directly related to the present.


Luise Schröder's projects and works have been presented internationally, including the Rencontres Internationales Paris/Berlin (France), the Centre Pompidou (France), the Kunsthalle Baden Baden (Germany), the EIGEN+ART Gallery (Berlin/Leipzig, Germany) and the 7th Berlin Biennale for Contemporary Art (Germany). Among numerous other awards, the artist received the C/O Talents Award in 2012 and the SpallArt Prize Salzburg in 2020. She also received a scholarship at Villa Aurora, Los Angeles, in 2016 and was awarded a residency at the Cité Internationale des Arts in Paris in 2018/19. She is part of the international artist collective THE CROWN LETTER and is currently a fellow of the Berlin Programme for Artistic Research 2024-25.



FOOTNOTES

The title is borrowed from the following archival dcument: Robert-Havemann-Society/ Archive of the GDR-Opposition, GZ-S-01 frau anders

Redaktion — Juliane Kuhn

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