Longshot – Lecture series

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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

Longshot – Lecture series

Gespräche und Vorträge zur künstlerischen Forschung – präsentiert von der Kunsthochschule für Medien (Kunstgeschichte mit erweitertem Materialbegriff), Universität zu Köln (Labor für Kunst & Forschung) und Gesellschaft für Künstlerische Forschung in Deutschland (gfkd).

„Räume der Vielsprachigkeit" entfalten sich in Überlagerungen von Gesprochenem, Geschriebenem, Gehörtem und Gelesenem. Im Rahmen zweier Gastvorträge und widmen wir uns mehrsprachigen mündlichen und schriftlichen Übertragungen, mit Übersetzungen, Vertonungen und Verkörperungen verschiedener Sprachen der Kunst und Literatur. Diese schaffen Öffnungen, die das vermeintlich Singuläre einer Sprache herausfordern, in dem nicht nur Begriffe aufgefächert werden, sondern auch das, was sie zu fassen suchen. Hier entstehen eigene Rhythmen, Tonalitäten und körperliche Techniken, die es zu kontextualisieren und zu hören gilt.


Donnerstag, 6. November 2025, 18 Uhr, Temporary Gallery

Longshot. Räume der Vielsprachigkeit mit Aykan Safoğlu

„Räume der Vielsprachigkeit" entfalten sich in Überlagerungen von Gesprochenem, Geschriebenem, Gehörtem und Gelesenem. Im Rahmen zweier Gastvorträge und widmen wir uns mehrsprachigen mündlichen und schriftlichen Übertragungen, mit Übersetzungen, Vertonungen und Verkörperungen verschiedener Sprachen der Kunst und Literatur. Diese schaffen Öffnungen, die das vermeintlich Singuläre einer Sprache herausfordern, in dem nicht nur Begriffe aufgefächert werden, sondern auch das, was sie zu fassen suchen. Hier entstehen eigene Rhythmen, Tonalitäten und körperliche Techniken, die es zu kontextualisieren und zu hören gilt.


Dog Star Descending von Aykan Safoğlu (Germany, 2020, HD-Video, 12 min., Dt. mit engl. Untertiteln) richtet den Blick auf den Himmel über einer Insel in der Nordägäis und lädt uns ein, in die flimmernden Träume und Erinnerungen eines Künstlers einzutauchen. Fotografien, zerrissen und neu zusammengesetzt, wecken Erinnerungen in der Erzählung des Künstlers, der die miteinander verwobenen Geschichten einer Familienreise zur Insel Imbros und seiner Schulzeit an einer zweisprachigen deutsch-türkischen Schule nacherzählt.

(Text: Feng-Mei Hebberer)

Gefolgt von einer Lesung des Essays Aunt Yellow (Commissioned by L’Internationale Online, 2021). Aykan Safoğlus Essay befasst sich mit einer Reise nach Köln, die Safoğlu im Sommer 2008 unternahm, dem Jahr, in dem der Künstler nach Deutschland auswanderte. Während dieser Reise vermischen sich Erinnerungen und Gefühle und vermitteln ein Bild der wichtigen Verbundenheit zwischen dem Künstler und einer ganz besonderen Person namens Zerrin.


Aykan Safoğlu inszeniert interdisziplinäre Narrative, in denen seine Sehnsüchte, Träume und Widersprüche die historische Zeit herausfordern. Er arbeitet in den Medien Film, Fotografie und Performance und verbindet dabei intime Erinnerungsarbeit mit hybriden künstlerischen Formen. Er hat einen MFA vom Bard College (2014), einen MA von der UdK Berlin (2010) und einen PhD in Practise von der Akademie der bildenden Künste Wien (2025). Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen „Unbesonnen“ (Kulturhaus Obere Stube, 2024), „Taurus“ (Pilot, Wien, 2023) und „Recess“ (Salt Galata, Istanbul, 2022). Seine Arbeiten wurden auch in bedeutenden Kontexten gezeigt, darunter die 6. Kyiv Biennale (2025), das 10. f/stop – Festival für Fotografie (2024), Les Rencontres d’Arles (2021), VIDEONALE.18 (2021) und die 11. Berlin Biennale (2020). Safoğlu, der mit dem Großen Preis der Stadt Oberhausen (2013) und dem Birgit-Jürgenssen-Preis (2021) ausgezeichnet wurde, lebt und arbeitet in Wien.


Vorträge 2024/25


Die Bibliotheksreihe widmet sich künstlerischen Verfahren des Re-Historisierens. Die vortragenden Künstler*innen, Kunstphilosoph*innen, Medienaktivist*innen und Kollektive arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen an der Dezentralisierung und dem De-Skilling der hegemonialen Geschichtsschreibung. In Sci-Fi und anderen Settings kommunizieren sie in die Vergangenheit und fabulieren mit Potenzialitäten. Unsere Gäst*innen bewegen sich zwischen/mit Verflechtungen, gehen intergenerationale Bündnisse ein und entbergen verstummte, verschüttete Praxen. Archivarische Bilder werden aktiviert, künstlerische Zentren jenseits des eurozentrischen Blicks aufgesucht. Erfahrungen von erzwungener Migration oder Armut einbezogen. 
Solche De-Historisierungen queeren die Strukturen der Normalisierung und der Kolonialität. Nicht zuletzt kümmern sie sich um verletzliche Lernräume, etwa für das Nachdenken über historisches Wissen und seine prozessuale Produktion, die sich von Strukturen der Reproduktion abzugrenzen sucht.

Im Wintersemester 2024/25 wird die Bibliotheksreihe durch ein kollaboratives Lektüreseminar von Anna Bromley und Lilian Haberer sowie ein assoziiertes Seminar von Karina Nimmerfall und Leon Filter an der Universität zu Köln flankiert.


Donnerstag, 7. November 2024: 

Netta Weiser – Radio-Choreography: The Present is Provincial
Netta Weiser is a choreographer, artist, and researcher based in Berlin, working across performance, sound installation, and experimental radio. In 2019, she founded Radio-Choreography, a long-term artistic research project developed in collaboration with choreographers, theorists, sound and radio artists. The project explores the poetics and politics of transforming dance into sound, the relationships between live broadcasting and muted histories, and acts of listening as modes of being together.


Her work has been presented internationally, most recently at the Akademie der Künste Berlin, Tanzquartier Wien, KW Institute for Contemporary Art Berlin, Onassis Stegi Athens, WDR, Villa Medici Rome, TONSPUR Passage Micro Museum for Sound at the MQ Vienna, Tanznacht Berlin, Tanzmuseum Cologne, Diver Festival for Contemporary Dance Tel Aviv, and Zwerglgarten Pavilion Salzburg, among others. In 2024, the Badischer Kunstverein in Karlsruhe presented her first institutional solo exhibition in Germany. In addition to her artistic practice, Weiser regularly teaches at the Klangzeitort Institute for New Music and the Universität der Künste in Berlin.


Donnerstag: 21. November 2024: 

Yevgenia Belorusets: Als die Zeit noch existierte, zusammen mit dem Raum und dem Namen. Ein Gespräch über Dokumentation und Archivierung im Vorfeld des Krieges.
Yevgenia Belorusets ist eine Künstlerin und Schriftstellerin, sie lebt und arbeitet zwischen Berlin und Kyjiw. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von bildender Kunst, Literatur, Journalismus und Aktivismus und stellen eine Verbindung zwischen Dokument und künstlerischer Sprache her. 
Ihre künstlerische Arbeiten wurden unter anderem im ukrainischen Pavillon der 56. und 59. Biennale von Venedig gezeigt. Für ihre Arbeit am »Tagebuch aus Kyjiw« erhielt sie 2022 den Schering Stiftung Sonderpreis für Künstlerische Forschung und den Horst-Bingel-Preis für Literatur. Ihr neuestes Buch "Über das moderne Leben der Tiere" (2024) ist dem Bild von Natur und Tieren im Kontext des Krieges und der Transformationsprozesse in der ukrainischen Gesellschaft gewidmet.

Seit dem 24. Februar 2022 dokumentiert sie die Invasion Russlands in die Ukraine.


Donnerstag, 5. Dezember 2024:

Jessica Ekomane – Computations

Jessica Ekomane is a French-born and Berlin-based electronic musician and sound artist. She creates situations where the sound acts as a transformative element for the space and the audience. Her quadraphonic performances, characterized by their physical affect, seek a cathartic effect through the interplay of psychoacoustics, the perception of rhythmic structures and the interchange of noise and melody. Her ever-changing and immersive sonic landscapes are grounded in questions such as the relationship between individual perception and collective dynamics or the investigation of listening expectations and their societal roots.


Her first LP Multivocal was released in 2019 via Important Records, stemming out of a project for a sleeping event at Ars Electronica, curated by Shu-Lea Chang and Matthew Füller. Since then, her work has been extensively presented in festivals, venues, contemporary art spaces and museums across the world such as Hamburger Bahnhof, Reina Sofia, Kanal Pompidou, Art Basel, Villa Massimo, CTM festival, Cafe OTO, Gedächtniskirche…

Her piece “Manifolds” was released in 2024 as a split LP with Laurel Halo on Portraits GRM / Shelter Press. She was one of the composers chosen as collaborators by Natascha Sadr Haghigian for her installation Ankerzentrum at the German pavilion of the Venice Biennale 2019, alongside Maurice Louca, DJ Marfox, Jako Maron, Tisha Mukarji and Elnaz Seyedi. She was one of the fellows in residence for the Villa Romana Prize 2023 in Florence and received one of the two ZKM Giga-Hertz production prizes that same year. She is a fellow of the Berlin Artistic Research Programme 2024-25.


Donnerstag, 9. Januar 2025:

Denise Ferreira da Silva und Arjuna Neuman – Some Notes on the Fires to Come

Nach ihrem Vortrag über ihre künstlerisch-forschende Praxis findet ein Screening ihres kollaborativ entstandenen Films Ancestral Clouds Ancestral Claims (50 min.) mit Q&A in der KHM-Aula statt, der sich mit den geopolitischen, kolonialen und rassistischen Strukturen und ihren Einschreibungen in Geschichte und Umwelt der Atacama-Wüste in Chile beschäftigt. Dabei experimentieren sie mit der Gleichzeitigkeit von materieller Existenz und historischer Tiefendimension.


Die Philosophin und Künstlerin Denise Ferreira da Silva schreibt über grundlegende globale Themen, die sie aus einer antikolonialen Schwarzen feministischen Perspektive beleuchtet. Zu ihren vielbesprochenen Büchern zählen Toward a Global Idea of Race und Unpayable Debt. Denise Ferreira da Silva ist Samuel-Rudin-Professorin an der New York University. Aus ihrem künstlerischen Schaffen entstanden die Filme Serpent Rain (2016), 4 Waters – Deep Implicancy (2018), Soot Breath/Corpus Infinitum (2020) und Ancestral Claims/Ancestral Clouds (2023) in Zusammenarbeit mit Arjuna Neuman.


In einem Flugzeug geboren, hat Arjuna Neuman zahlreiche Pässe. Er ist Künstler, Filmemacher und Schriftsteller. Jüngste Einzelausstellungen: Kunsthaal Extra City, Antwerpen; Munch Museum, Oslo; Kunsthalle Wien; Macba Barcelona; CCA Glasgow und andere. Als Autor hat er Essays in Relief Press, The Journal for New Writing, Art Voices, e-flux und anderen Publikationen veröffentlicht. Und er ist Mitbegründer von www.archiveofbelonging.org – einer Datenbank für MigrantInnen und Geflüchtete.


Donnerstag, 23. Januar 2025

Longshot mit Alice Rekab: Legacy Materials

Alice Rekab presents a performance with objects exploring, amongst other things, the lives of their maternal and paternal grandmothers, One Irish and one Sierra Leonean. The text is formed of sections of song, hearsay, anecdote, narrative fiction and dream sequences. The artist seeks to reflect on how we navigate the stories we are told about who we are, where we come from and where we belong.

Following this performance Alice will speak on their work and research methods.


Alice Rekab’s practice is concerned with expressions and iterations of complex cultural and personal narratives. Alice Rekab takes their own mixed-race Irish identity as a starting point from which to explore experiences of race, place and belonging. Over the last ten years Rekab’s practice has centred around collaboration and interdisciplinary work from which they produce film, performance, image and sculpture, creating new intersectional narratives and objects for exhibition.

Recent Projects include; Mehrfamilienhaus, Museum VILLA STUCK , Munich (2023); FAMILY LINES Project, Douglas Hyde Gallery(2022); Mountain Language, Galway Arts Centre(2022) Concealed in the half-light, Catalyst Arts Centre, Belfast (2021), Truth, Flags, Identity, Temple Bar Gallery+Studios // Culture Night Dublin (2020) The Nomoli/Father talk, VERY Project Space, Berlin (2019) and The Open Object, Stanley Picker Gallery, London (2018).

Rekab completed a PhD in Art at Kingston School of Art London in 2018 and an MA at Goldsmiths College London in 2010. Their work is in the collections of Trinity College Dublin, The Cathal Ryan Trust, The Irish Museum of Modern Art and The Arts Council of Ireland. Rekab is a recipient of the Visual Arts Project Award 2021 and the Visual Arts Bursary Award 2019-23.

Alice Rekab identifies as non-binary and neurodivergent. For further information see here.


Donnerstag, 30. Januar 2025

Longshot mit Tom Holert: Geschichtspolitik (in) der Gegenwartskunst. Formen und Bedingungen

Ein umkämpftes Terrain wie das der Geschichtspolitik zeigt seine Wirkung auch in der Art und Weise, wie die Gegenwartskunst ihr Verhältnis zu Politik und Politischem organisiert (bzw. kuratiert). Hierbei zeigt sich nicht zuletzt, wie fragwürdig jede ontologisierende Alleinbetrachtung von „Kunst“ und „Politik“ ist. Denn Kunst interveniert ja nicht nur von außen kommend in bestehende Praktiken des Erinnerns und Gedenkens, sondern ist für diese immer schon ko-konstitutiv.

Vorgestellt und diskutiert wird der Entwurf eines Kapitels für ein Buch zu „Kunst und Politik“ in der Reihe „zur Einführung“ des Junius-Verlags.


Tom Holert arbeitet als Autor und Kurator in Berlin. Er ist Mitbegründer des Harun Farocki Instituts.
Zuletzt sind von ihm erschienen: Pierre Bourdieu, Fragen zur Kunst / Questions on Art, hg. von T. H., Hamburg: Materialverlag 2024; ca. 1972. Gewalt - Umwelt - Identität - Methode, Leipzig: Spector 2024.





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