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Die Absolventin der Kunsthochschule für Medien Köln wurde für ihren Abschlussfilm „Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht" mit dem ersten Preis der Jury im Deutschen Wettbewerb ausgezeichnet.
Am vergangenen Samstag wurden die Preise des 41. Kurzfilmfestivals Hamburg und des 27. Jungen Kurzfilm Festivals Hamburg Mo&Friese feierlich verliehen.
Die Jury zeichnete den Abschlussfilm „Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht" von Suse Itzel an der Kunsthochschule für Medien Köln mit dem Preis für den besten Film im Deutschen Wettbewerb aus. Suse Itzel nahm den mit 2.000 Euro dotierten Preis in Hamburg persönlich entgegen.
Die Mitglieder der Jury – Mariam Mekiwi, Dietmar Schwärzler und Laura Stöckler – begründeten ihre Entscheidung folgendermaßen: „Im Durchschnitt muss ein Kind den Missbrauch etwa neun Mal offenbaren, bevor Erwachsene in Fällen von sexuellem Missbrauch Maßnahmen ergreifen. Der erste Preis geht an 'Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht". Der Film zeichnet sich durch eine einzigartige Bildsprache und eine meisterhafte Montage aus, die Räume, Erinnerungen und Traumata aus der Kindheit rekonstruiert, indem sie Bilder auf beunruhigende und suggestive Weise übereinander legt und wieder entfernt. Er behandelt ein zutiefst schmerzhaftes und persönliches Thema, das sowohl künstlerischen als auch persönlichen Mut erfordert. Die Jury spürte eine starke emotionale und ethische Resonanz auf diesen Film, der sich durch seine Verletzlichkeit, Ehrlichkeit und filmische Stärke auszeichnet."
Suse Itzel wurde erst vor kurzem mit dem Lichter Art Award 2025 beim Lichter Filmfestival ausgezeichnet (siehe Pressemitteilung hier). Das Festival fand vom 22. bis 27. April 2025 in Frankfurt statt.
Das Kurzfilm Festival Hamburg präsentiert seit 1985 Kurzfilme im Spannungsfeld von Kino, Ausstellung, performativen Arbeiten, Konzerten und Diskurs.
In diesem Jahr wurden im Rahmen des Festivals mehr als 400 Filme in den verschiedenen Programmen gezeigt. In den drei großen Wettbewerben – Internationaler Wettbewerb, Deutscher Wettbewerb und Dreifacher Axel – vergaben die Jurys Preise im Gesamtwert von 15.500 Euro. Im „Labor der Gegenwart” werden in kuratierten Filmprogrammen Fragen, Verhältnisse oder Kommentare zur Gegenwart aufgeworfen, die im dazugehörigen Gesprächsformat „Forum” mit Gästen diskutiert werden. Das „Archiv der Gegenwart” gewährt seltene Einblicke in Archive und Institutionen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Screenings, audiovisuelle Kunst im Open Space, Performances, Open-Air-Veranstaltungen, Konzerte und Partys.
„Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“
Experimentalfilm, 2024, 23:35 Min., mehr
Regie und Buch: Suse Itzel; Musik: Lisa Reutelsterz
„Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“ ist ein experimenteller dokumentarischer Essayfilm, in dem sich die Regisseurin selbst mit den schmerzhaften und tragischen Erinnerungen an die Familienvergangenheit auseinandersetzt, mit denen sie noch immer kämpft. „Anfang November 2018 beschloss ich einen autobiographischen Film zu machen. Kurz dachte ich, ich könnte es mir einfach machen. Ich könnte den Bericht der psychiatrischen Klinik einfach vorlesen: Die Patientin berichtete, dass sie vom 11. bis zum 15. Lebensjahr von ihrem Vater sexuell missbraucht worden sei… - Sie sagen, es sei behandelbar. Vielleicht wäre ich heute genauso traurig, wenn das alles nicht passiert wäre?“
Suse Itzel (*1984) ist eine Künstlerin, Filmemacherin und Autorin. Sie studierte an der Akademie der Schönen Künste Hamburg (HFBK) und von 2018 bis 2024 an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Suse Itzels künstlerische Praxis umfasst Videoinstallationen und räumliche Konstruktionen, die Themen im Zusammenhang mit Räumen, Gebäuden und menschlichen Lebensumgebungen untersuchen. Durch Literatur setzt sie sich mit autobiografischen Themen wie sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Trauma auseinander. Ihr Werk sucht nach einer kreativen Ausdrucksform, um ihre Erfahrungen mit Sprachlosigkeit zu thematisieren. Sie stellte in der Bundeskunsthalle, Bonn, am Goldsmith College in London, dem Japanischen Kulturinstitut in Köln, dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, dem Kunsthaus Hamburg, der Falckenberg-Sammlung in Hamburg, dem Ludwig-Forum in Aachen aus. Sie war Stipendiatin am Literaturzentrum Burg Hülshoff in Münster. Suse Itzel lebt in Köln.
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