Archives & Butterflies

In dem Textprojekt entwickelt Helen Brecht eine performative Schreibstrategien, durch die sie sich in die Leerstellen des Kölner Stadtarchivs (hin)einschreibt. Das Unterfangen ist, die durch den Einsturz 2009 beschädigten Dokumente aus dem Nachlass einer Portraitzeichnerin (Bonner Republik) und einer Senderin von Liebesgaben (1. WK.) auf eigenwillige Weise zu rekonstruieren; dabei geraten fremde und eigene Lebensläufe, Privates und Öffentliches, Faktizität und Fiktion in paradoxe Deckung. Das Projekt folgt der exzessiven (vergeblichen) Suche nach dem Original (der verlässlichen Quelle) im Archiv (in ihr selbst). Es zieht sich diskontinuierlich von 2019 bis 2025. Aufbauend auf Brechts Mailwechsel mit dem Archiv entspinnt sich eine Semi-Fiktion: B schreibt A, fordert beharrlich die Sichtung von Archivalien, schickt dem Archiv Briefe (um Spuren von sich selbst ins Archiv zu schleusen), (stalkt das Archiv), konstruiert ein alternatives Archiv der Liebesgaben (L’ARCHIVIO DI DONI D’AMORE) und widmet sich in ihrem Textbegehren schlussendlich den Archivschädlingen zu, den Wesen, die Geschichte zu verdauen wissen. Im April 2025 eröffnete das „Post-Provisorische Benutzerzentrum“ am Heumarkt 14 (Glasmoog), exakt an der Stelle, an der sich 2009 bis 2019 das provisorische Benutzerzentrum des Kölner Stadtarchivs befand. Besucher*innen waren eingeladen durch den Mailwechsel von A und B zu scrollen, die daraus hervorgegangenen Dokumente zu sichten und die Schädlingsminitaturen zu studieren