Die Fahrenden (Roman)

Wer kann sich in diesem Land wie weit und wie frei bewegen? Da ist Jill, die ein Jahr lang in ihrem Van durch Europa gereist ist und nun zur Silberhochzeit ihrer Eltern in die Stadt zurückkehrt; ihr Bruder Jason, der vor seinem Schulfreund partout verheimlichen will, dass seine Mutter im Rollstuhl sitzt; Jonah, der vor Jahren aus Nigeria nach Deutschland kam, inzwischen eingebürgert ist und als Paketlieferant arbeitet; der Journalist Phil, der die Geschichte von Jonah und anderen Migrant*innen mit dem neuen deutschen Rechtsterrorismus in Beziehung setzen will und immer weniger greifen kann, was er eigentlich zu sagen hat; Jakob, der bequem vom home office aus Containerschiffe über die Weltmeere navi-giert, und Kasia, die nach einer Clubnacht in der Ringbahn ein-schläft und nie zu Hause anzukommen droht. Die Fahrenden sind das mobile, urbane, überwiegend weiße deutsche „Wir“, das im-mer unterwegs ist. Rastlos, zielgerichtet, auf der Überholspur oder ausgebremst. Doch woran macht sich fest, wer zu diesem „Wir“ gehört und in welchem Radius ein Mensch sich bewegen kann: Zeit, Geld, Pass, das Ziel vor Augen, körperliche Unversehrtheit, die Sorge um den ökologischen Fußabdruck? Die elf Figuren die-ses Romans streifen einander auf den endlosen Achsen Berlins, einige ruhen aus, solange andere arbeiten, und während der eine auf einen Crash zurauscht, fasst die andere einen Plan. Jede der Figuren hat an diesem langen Sommertag eine Entscheidung zu treffen.