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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

Zum Abschied von Prof. Slawomir Idziak

KHM
Seit 2003 unterrichete der vielfach ausgezeichnete polnische Kameramann Spielfilmregie und Kamera an der KHM. In seiner Abschiedsvorlesung stellt er sein Modell zur Filmausbildung vor: "Filmspring - virtuelles Filmstudio und die Zukunft des Kinos".
07.01.10
20:00h
“Die Technik der Bildaufnahme verändert sich radikal. Diese singuläre Revolution hat einen sehr geringen Einfluss auf die Verfahrens- und Arbeitsweise, wie wir unsere Filme realisieren. Das Set, die Art der Produktionsvorbereitung sind identisch mit denen, die uns seit Jahren begleiten. Wir akzeptieren die heutige Technik, führen sie auf dem Filmset ein und bleiben bei unseren alten
Gewohnheiten. Dieselbe Ignoranz findet sich im mangelhaften Nachdenken über die Ausbildung der zukünftigen Generationen von Filmemachern”
, so der Kameramann Slawomir Idziak in einem Interview zu seiner letzten Großproduktion “Harry Potter und der Orden des Phönix” (2007).

Die Analyse dieses Zustands und des Einflusses, den die Filmtechniken auf die künstlerische Form von Filmen haben, sowie der Versuch, andere Modelle der Filmausbildung und -produktion zu initieren, waren das Thema seiner Antrittsvorlesung an der KHM 2004. In den letzten fünf Jahren hat Slawomir Idziak das eigene Modell der Filmausbildung und -produktion entwickelt - sein Herzensprojekt “Filmspring”, bestehend aus einem Internetauftritt und alljährlichen, mehrwöchigen Werkstätten auf der baltischen Halbinseln Hel (Polen), das er zum Abschied von der KHM am Donnerstag, dem 7. Januar 2010, in der Aula präsentieren wird.

Idziak nennt Filmspring ein "virtuelles Filmstudio", in dem sämtliche Gewerke eines klassischen Filmstudios von der Abteilung für Requisite über Maske, Kamera, Licht, etc. bis hin zu Regie und Produktion vertreten sind, aber eben "virtuell". Filmspring ist ein komplexes System aus Internetseiten, eine Kommunikationsplatform für Filmemacher auf der ganzen Welt, um sich zu vernetzen, gemeinsame Projekte zu entwickeln und zu realisieren. Dabei steht kein kommerzielles Interesse
im Vordergrund, sondern die Bildung einer auf Film spezialisierten Community.

Slawomir Idziak wurde 1945 in Kattowitz geboren. Er studierte zeitgleich mit Krzysztof Kieslowski an der Filmhochschule Lodz und schloss sein Studium als Kameramann 1969 ab. Zum Spezialisten für “innere Landschaften” reifte Idziak als Kameramann mehrerer Filme von Krzysztof Zanussi. Einige davon sind deutsche Koproduktionen, wodurch Idziak auch in Westdeutschland bekannt wurde. Hark Bohm engagierte ihn für “Der Fall Bachmeier” (1984) und “Yasemin” (1988). 1995 verhalf Idziak mit seinem kreativen Einsatz bei “Männerpension” Detlev
Buck zum Publikumserfolg. Auch mit Polens berühmtesten Regisseur Andrzej Wajda hat Idziak gedreht, u. a. “Der Dirigent” (1979). Internationales Aufsehen erregte sein spektakulärer Kamerastil jedoch mit Kieslowskis Meisterwerken. Mit ihm verband den Konzeptualisten auch ein kreatives Regie-Kamera-Verhältnis, ganz in der Tradition der polnischen Ausbildung, die auf das Zusammenspiel von Dramaturgie und Technik großen Wert legte.
Im März 2004 wurde Idziak, der heute zu den meistgefragten Kameramännern in Hollywood gehört, mit dem Marburger Kamerapreis ausgezeichnet. Vom Wintersemester 2003/04 bis Wintersemester 2009/10  lehrte er Spielfilmregie mit Schwerpunkt Kamera an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Auswahl seiner Filme: “Ein Jahr der ruhenden Sonne” (Goldener Löwe, Venedig 1985); “Ein kurzer Film über das Töten” (Preis der Jury und FIPRESCI-Preis, Cannes 1988);  “Die zwei Leben der Veronika” (FIPRESCI-Preis, Cannes 1991); “Drei Farben: Blau” (Goldener Löwe und Beste Kamera, Venedig 1993); “Black Hawk Down” (Oscar-Nominierung für die “Beste Kamera” 2001); “Harry
Potter und der Orden des Phönix” (2007).

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