Der Auftrag

Gavin Elster: Ich habe Dich gebeten herzukommen, Scottie, da ich weiß daß Du den Polizeidienst aufgegeben hast. Ich möchte Dich fragen, ob Du vielleicht einen Auftrag von mir übernehmen würdest, um mir einen Gefallen zu tun. Ich möchte, daß Du meine Frau beschattest. - Nein, das ist nicht der Grund. Wir sind sehr glücklich verheiratet.

Scottie: Ja, und?

Gavin Elster: Ich fürchte, es könnte ihr etwas zustoßen.

Scottie: Durch was oder wen?

Gavin Elster: Ich befürchte, durch eine Tote... Scottie, glaubst Du, daß jemand aus der Vergangenheit - eine Tote - von einem lebenden Menschen Besitz ergreifen kann?

Scottie: Nein.

Gavin Elster: Wenn ich Dir erzählen würde, daß wahrscheinlich genau das mit meiner Frau passiert ist, was würdest Du sagen?

Scottie: Nun, ich würde sagen, geh' mit ihr zum nächsten Psychiater. Oder Neurologen, oder Psychoanalytiker, oder schick' sie einfach zu Eurem Hausarzt. An Deiner Stelle würde ich mich auch von ihm untersuchen lassen.

Gavin Elster: Dann nützt Du mir nichts. Tut mir leid um Deine Zeit. Aber ich danke Dir, daß Du hergekommen bist, Scottie.

Scottie: Schon gut. Ich - äh - ich wollte Dich nicht vor den Kopf stoßen.

Gavin Elster: Es klingt alles idiotisch, ich weiß. Und Du bist immer noch der dickschädlige Scottie, nicht? Glaubst Du vielleicht, ich habe mir das alles ausgedacht?

Scottie: Nein, nein.

Gavin Elster: Ich habe es mir nicht ausgedacht. Ich wüßte gar nicht, wie. Sie unterhält sich über irgendwas mit mir, und plötzlich verfällt sie in Schweigen. Ein Schleier legt sich über ihre Augen, und sie werden ausdruckslos. Sie ist irgendwo anders, weit weg bei jemandem, den ich nicht kenne. Ich spreche sie an, sie hört mich nicht einmal. Und dann, mit einem langen Seufzer, ist sie wieder da - sieht mich an, strahlend. Sie weiß nicht einmal, daß sie weggetreten war, kann mir nicht sagen, was mit ihr passiert ist.

Scottie: Und, äh, wie oft geschieht das?

Gavin Elster: Immer häufiger in den letzten Wochen. Und sie fährt in der Gegend herum. Gott weiß wo sie überall rumfährt. Ich habe sie eines Tages beobachtet, habe gesehen, wie sie aus der Wohnung gekommen ist - eine Frau, die ich nicht kannte. Sie hatte sogar einen anderen Gang. Sie stieg in ihren Wagen, und fuhr raus in den Golden Gate Park. Fünf Meilen. Setzte sich an den See, starrte über das Wasser hinweg auf diese alten Pfeiler, die am anderen Ufer stehen. Du weißt, die sogenannten "Portale der Vergangenheit". Sie hat lange Zeit dort gesessen, ohne sich zu bewegen. Ich mußte weg, zurück ins Büro. Als ich am Abend nach Hause kam, habe ich sie gefragt, was sie den ganzen Tag über gemacht hat. Sie sagte, sie sei zum Golden Gate Park gefahren und habe dort am See gesessen, das sei alles.

Scottie: Na und?

Gavin Elster: Der Tachometer in ihrem Wagen zeigte an, daß sie 94 Meilen gefahren war. Also wo ist sie gewesen? Ich muß es wissen, Scottie - wohin sie fährt und was sie tut - bevor ich mich mit Ärzten einlasse.

Scottie: Hast Du überhaupt schon mal mit Ärzten darüber gesprochen?

Gavin Elster: Ja, aber vorsichtig. Ich will mehr wissen, bevor ich sie einer solchen Behandlung überantworte. Scottie!

Scottie: Also gut, ich werde Dir eine Privatdetektei besorgen, die sie in Deinem Auftrag beschattet. Das sind zuverlässige Leute.

Gavin Elster: Mach' Du es!

Scottie: Hör zu, das ist nichts für mich.

Gavin Elster: Scottie, ich brauche einen Freund - jemanden, dem ich vertrauen kann. Ich mache mir furchtbare Sorgen.

Scottie: Ich habe meinen Beruf an den Nagel gehängt. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben.

Gavin Elster: Paß auf, wir gehen heute Abend in eine Opernpremiere. Vorher essen wir bei Ernie's. Da könntest Du sie sehen.

Scottie: Bei Ernie's ...

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