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Meine Mom stand vor der Metalltür, den Schlüssel in der Hand, und schloss den Container auf. Die Tür schwang nach aussen, das schwache Licht vom Gang fiel hinein. Ich kam mir vor wie ein Archäologe, der am Rande eines antiken Grabes steht. Staubflocken schwebten in der Luft. Ich knipste unsere alte Taschenlampe an, worauf eine einschüchternde Wand von Kartons und Kisten sichtbar wurde. Wir hoben eine nach der anderen herunter, zwängten uns an ausrangierten Bettgestellen, Tischplatten, Aktenschränken und undefinierbaren Teilen von Teilen vorbei, bis wir schliesslich die vier Kartons mit den Bestandteilen meiner ersten Computeranlage fanden. Als wir die Kartons in den Gang zerrten und die Pappe über den Beton scharrte, spürte ich die Erregung, die einen überkommt, wenn man etwas wiedersieht, an das man lange nicht gedacht, aber nie vergessen hat. Ein vertrauter Geruch stieg aus einem der Kartons auf, und noch bevor es mir meine Augen bestätigten, wusste ich, was es war. Hier war mein Computer, immer noch mit der alten, inzwischen walnussbraun verfärbten Schutzhülle aus billigem Plastik bedeckt. In einem anderen Karton fand ich einen aufklappbaren Kasten aus dunklem, durchsichtigem Hartplastik, geschmückt mit einem Elefantenkopf. Der Tag, an dem ich den Aufkleber mit der Beschriftung Elephant Memory System angebracht hatte, war mir noch klar vor Augen. Als ich den Kasten heraushob, klappte er auf, und ein Dutzend Disketten - grosse flache schwarze Dinger mit runden Löchern in der Mitte - fielen heraus und glitten auf den Boden. Jede war in Blockbuchstaben beschriftet, die ich als meine eigenen erkannte: Starcross, Astrochase, Sector Copier, Basic A+, Assembler, Amodem. Während ich mich bückte und die verstreuten Erinnerungen einsammelte, fiel mir der Tag vor langer Zeit ein, an dem ich denselben Kasten in meinen Schulrucksack packte, um damit zu Rogers Haus am anderen Ende von Queens zu fahren, eine Stunde mit der U-Bahn auf einer Strecke, die ich noch nie gefahren war. Dort verbrachten wir den ganzen Samstag Nachmittag - zwei Zwölfjährige, die Raubkopien von Software anfertigten: surrende Disketten-Doppellaufwerke, miteinander verbundene Kabel, Kilobytes an Spielen, die über die Telefonleitung durch das Modem auf unsere Disketten übertragen wurden; ab und zu griff Rogers Mom zum Telefon, hörte verwirrt das trillernde Kreischen und Piepsen der Bits im Hörer, dazu Rogers entsetztes "Mom!" und ein geflüstertes "Scheisse" meinerseits. Neu wählen und hoffen, dass der Anschluss der Raubkopie-Mailbox nicht besetzt war, ihre vier 300-Baud Modems nicht von Kids mit Schnellwahltelefonen und einem unersättlichen Hunger nach kostenloser Software verstopft waren. In den Tagen, als Modems 600 Dollar kosteten und selbst programmiert werden mussten, ergatterte ich ein 1.200-Baud Modem - viermal schneller als die gewöhnlichen Modems - aus dem Büro meines Vaters in Manhattan (wo er Steuerbegünstigungsmöglichkeiten ausarbeitete). Die meisten Raubkopie-Mailboxen besassen nichts, was der Geschwindigkeit meines Modems gleichkam; daher war ich gezwungen, es auf 300 Baud zu verlangsamen. Dieses Modem hatte ich zu Roger mitgenommen. Seine Eltern, beide erst vor kurzem in die USA eingewandert, beäugten misstrauisch, was wir da machten, konnten aber nicht erkennen, was es war oder warum es falsch war; sie sahen nur, das wir mit äusserster Anspannung und verschwörerischen Mienen an etwas möglicherweise Verbotenem herumbastelten. |