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Hier findet sich eine Rückschau auf die vergangenen Düsseldorfer SF-Treffs. Der Interessierte mag die Vielseitigkeit unserer Vortragsthemen erkennen und sich davon motiviert fühlen, uns einmal zu besuchen (hier die Ortsbeschreibung).

Über die folgenden vergangenen Treffen und deren Vortragsthemen liegen Berichte vor: (zurück zur Indexseite)


20. 11. 1999
Die Bedeutung von Tieren in der SF und Fantasy
Evelyn T. Braun

Mit Berücksichtigung auf den Schwerpunkt dieses Themas, habe ich die Fantasy in den Vordergrund gestellt, da es nur sehr wenige reine SF-Filme gibt, und diese auch nur sehr spärlich mit tierischen Darstellern bestückt sind.
Die Bedeutung dieser Wesen, die auf der Erde ja täglich um uns sind und deren Gegenwart für uns selbstverständlich ist, ist in vielen Filmen von hoher Wichtigkeit. Sie sind mystisch und geheimnisvoll, bedrohlich und gefährlich, ihre Darstellung oft zweideutig.
Mit einer hohen Symbolhaftigkeit ausgestattet, agieren sie in einer oft feindseligen Umwelt. Zu guter Letzt müssen sie auch noch als Retter vor dem Untergang herhalten. Fast jede Moral von solchen Geschichten endet in der Erkenntnis: Ohne Sie wäre es nicht weitergegangen.
Wir Menschen sollten es uns zu Herzen nehmen, unsere Mitgeschöpfe auf Erden und im Universum mehr zu respektieren. Die Botschaft von vielen Filmen und Büchern, die ich konsumierte, ist klar. Sie war selten so eindeutig, wie in dem Star Trek Film: „Zurück in die Gegenwart“, wo der Gesang von Buckelwalen die Welt vor dem UnterÎgang bewahrt.
Es sollte uns zum Nachdenken bringen. 


18. September 1999
Wie erfindet man ein Science-Fiction Spiel?
Harald Topf, Erika Manassero
Anfangs werde ich was zur Geschichte des Imperiums erzählen oder warum ausgerechnet "The Ashes of Empire" von Mike William Costello.
Gerne beantworte ich auch unausgesprochene Fragen, z. B. warum gibt es beim Ashes-Brettspiel ausgerechnet 42 Planetenbrettchen, wenn es nur 40 Planeten gibt, aber vielleicht ist das auch nur die falsche Frage. Vielleicht sollte sie lauten, was war AoE bei Insidern bevor es Ages of Empire von mIcrosoft gab.
Darüberhinaus versuche ich Möchtegern-Erfindern Tips zur Absicherung ihrer Ideen zu geben.
Kurzer Abriß (siehe gerne auch unten aufgeführte Adressen):
1982 Entdecken von tAoE und erste Pet-Version mit zwei Spielern und 22 Planeten (zeitgleich: Nato-Doppelbeschluß)
1984 Weiterentwicklung zum Postspiel (C-64, 8 Personen, 40 Planeten) durch "Drehen der Galaxis" (zeitgleich: Nord-Süd-Dialog)
1987 Ausgabe 1 der Computerspiele per Post erscheint, 1. regelmäßige Teilnahme an der SPIEL ´xx in Essen (als Besucher mit Blitzstand, Biertheke), ASM-Review
1988 Veröffentlichung im Buch "Spiele per Post, das Abenteuer aus dem Briefkasten"
1989 neues Logo, Amiga- und PC-DOS-Version
1990 1st German Ashes of Empire Club in Siegburg-Stallberg gegründet
1991 7. Regelauflage erscheint im MegaZine Sonderheft zur SPIEL ´91
1992 Das Brettspiel zum 10-Jährigen, 1. DNS erscheint
1993 Prozeßgewinn gegen Bomico / Mirage
1994 vorläufiges Einstellen der DNS aus Kostengründen
1995 erstes Vorstellen eines Kartenspiels namens "Orbit"
1998 Vorstellung Evolution der Sterne zum 10-jährigen Standjubiläum auf der SPIEL ´98 (zusammen mit dem Verein der Freunde EdS)
1999 Kartenspiel The Ashes of Empire erscheint
2000 evtl. früher: Online-Version fürs Internet... (s. Anlage bzw. besser nicht da über 1MB, sorry, bringe es Samstag auf PC mit).

Mit freundlichen Grüßen aus Bonn
Harald Topf,
h.topf@cspp.com (15 Jahre Spiel & Spaß, feiert mit)
http://home.t-online.de/home/ashes_of_empire oder http://www.cspp.com/shop
Eintrittsgutscheine zur SPIEL ´99 (21.-24.10, Gruga) auf Anfrage erhältlich! 



15. 5. 1999:
Die Wahrheit hinter der Artus-Sage
Michael Falkenstein
König Artus ist der bedeutendste literarische Held Englands und einer der bedeutendsten von Frankreich und Europa. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert spukt er in den Köpfen der Europäer herum - und das bis heute. Doch seine Herkunft und die seiner Ritter liegen nach wie vor im Verborgenen.
Er scheint auf den Plan getreten zu sein, als Britannien sich seine Unabhängigkeit vom zerfallenden Römischen Reich erkämpfen wollte. Fast unmittelbar darauf wird er Teil der phantasievollen Literatur der Waliser, die sich als Erben der unabhängigen Britannier fühlten. Nachdem die Normannen an der Schwelle vom 11. zum 12. Jahrhundert auf die Waliser gestoßen waren, beschäftigten die Erzählungen und Geschichten über Artus sofort die Gedanken der Geschichtenerzähler im gesamten französischsprachigen Europa. Sie stützten sich dabei auf Geoffrey of Monmouth´ Historia Regum Britanniae [Geschichte der Könige Britanniens] (ca. 1138). Später sorgte Chrétien de Troyes, der erste große französische Dichter, der sich der Geschichten im 12. Jahrhundert annahm, dafür, daß Artus und seine Ritter bis zum 15. Jahrhundert zu dem europäischen Sagenstoff schlechthin wurden.
Als dieser auf dem Kontinent zu verblassen begann, blühte er in England erneut auf und entfaltete sich während der Tudor-Zeit in Sir Thomas Malorys Le Mort d´Arthur. Dann wurde es ruhig um ihn bis zu der fast unglaublichen Renaissance, die er in modernerer Zeit bei Blake und Tennyson erfuhr. Das hielt bis heute an, wie wir wissen, wenn wir an die zahllosen Filme und noch zahlloseren Bücher denken, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. In jeder Generation haben die Menschen ihn und seine Ritter zum Träger ihrer Werte gemacht. Wenige Legendenzyklen waren von solcher Tragweite.
Dabei sind jedoch seine historischen Umrisse, sofern es sie gegeben hat, fast völlig verschwunden. Der Mythos um König Artus, der ein „dux bellorum“, ein Heerführer gegen die Barbareneinfälle der Angeln und Sachsen im römisch kultivierten Britannien war, reicht weit über die christliche Tradition des Mittelalters hinaus in die religiöse Welt der Frühzeit, zu den Kelten, ihren Druiden, ihren Göttinnen und Göttern. In einer Form von literarischer Archäologie wollen wir uns in diesem Vortrag König Artus von verschiedenen Seiten nähern. Hauptthema wird hierbei die Forschung nach dem „wahren“ König Artus sein, nicht seine „zweite Wirklichkeit“ in der Literatur.
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17. 4. 1999:
Moderne Massenmedien an der Grenze zur Jahrtausendwende
Oktavius Donath

Wenn wir an einem kalten Novemberabend nach Hause kommen, dann machen wir das Licht an. Das ist eigentlich selbstverständlich. Wer nach Hause kommt, drückt auf den Lichtschalter, und es wird hell. Das war schon immer so. Jedenfalls für uns. Als wir kleine Kinder waren, haben uns unsere Eltern beigebracht, daß man etwas vorsichtig sein muß mit dem elektrischen Strom, und wie das funktioniert mit dem Lichtschalter. Feine Sache - aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken.
Dabei war es nicht immer so. Meine Urgroßmutter, die ich noch gekannt habe, konnte Geschichten erzählen von Petroleumlampen. Echten Petroleumlampen. Und Kerzen gab es auch noch. Wenn wir kleinen Enkelkinder ins Bett sollten, dann sprach meine Großmutter (väterlicherseits, also die andere Linie) immer davon, daß wir das „Licht löschen“ sollen. Eine Redewendung, die man heute nicht mehr hört, denn sie kommt aus der Zeit der Petroleumlampen. So war das früher.
Wie die meisten von Euch wissen, habe ich derzeit (noch) keine Kinder. Aber ich mache mir manchmal Gedanken, wie unsere Kinder wohl aufwachsen werden. Für unsere Kinder wird es selbstverständlich sein, daß es das Internet gibt. Genauso selbstverständlich wie für uns das elektrische Licht. Wahrscheinlich werden sich unsere Kinder nur sehr schwer vorstellen können, daß es überhaupt einmal eine Zeit OHNE Internet gab. Wir haben viel erreicht in den letzten dreißig Jahren. Im Sommer hat die Mondlandung 30-jähriges Jubiläum. Vor genau dreißig Jahren ist Neil Armstrong auf dem Mond herumspaziert. Seitdem hat sich die Weltraumfahrt in einer Art und Weise entwickelt, die für Science Fiction-Fans absolut enttäuschend ist. Kein Mensch fliegt mehr zum Mond. Von einer Mondbasis oder gar einer richtigen Mondstadt ist gar keine Rede.
„The Moon is a Harsh Mistress" [deutsch: „Der Mond ist eine herbe Geliebte" Bastei 24191, 1994] von Robert A. Heinlein war eines der ersten Werke der SF-Weltliteratur, mit denen ich in Berührung kam. Da ging es ganz anders zu: Da gab es richtige Mondstädte, zum Beispiel Novilen (Novi Leningrad). Aber in einer Hinsicht hat die Realität die Science Fiction langst überholt: in der Computerwelt. Der erste Science Fiction-Autor, der den modernen Cyberspace populär gemacht hat, war William Gibson mit seinem Weltbestseller „Neuromancer". Dafür bekam er auch den Hugo. Ich nehme an, daß viele von Euch den Roman bereits kennen. Eigentlich sollte das Buch für jeden echten Science Fiction Fan Pflichtlektüre sein.
Ich finde das Ding nicht - keine Ahnung, wo das blöde Buch steckt. Außerdem glaube ich, daß ich eh' nur die englische Version habe. Deshalb wäre ich dankbar, wenn der eine oder andere das Buch mitbringen würde, so daß zumindest jeder der Anwesenden am Samstag mal 'reinschauen kann. Jetzt kommt der obligatorische Literaturhinweis: Zur Vorbereitung und zur Einstimmung auf den nächsten Düsseldorfer SF-Treff ist „Neuromancer" von William Gibson die empfohlene Lektüre. Auch im Perry-Rhodan-Universum gab es inzwischen eine ordentliche Cyberspace-Episode: Als Perry Rhodan aus dem Sterbenden Universum „Tarkan" zurückkam (jetzt aktuell in der dritten Auflage zu lesen - alle 14 Tage neu!), begab er sich in den Kampf gegen die Cantaro. Von vielen Fans wird der Cantaro-Zyklus mit dem MDI-Zyklus verglichen, was in Bezug auf solch ungeliebte Punkte wie Brutalität, Völkermorde und Logikfehler auch ungefähr hinkommt. Was machen die Terraner im Cantaro-Zyklus? Eben! Sie sind vernetzt in der Simusense-Welt. Simusense ist dasjenige Konzept im PR-Universum, das der totalen Vernetzung am nächsten kommt.
In wenigen Monaten beginnt ein neues Jahrtausend (Falsch! das neue Jahrtausend beginnt am 1.1.2001! Das sind noch 20 Monate!(M.P.)). Während unsere Erwartungen im Bereich der Weltraumfahrt nicht annähernd erfüllt wurden, tut sich riesig viel im Bereich der Informationsverarbeitung. Am kommenden Samstag beim Düsseldorfer SF-Treff geht es darum, welche Entwicklungen die modernen Massenmedien an der Grenze zur Jahrtausendwende durchlaufen. „The Internet changes everything", schrieb Michael Miller, der Chefredakteur von PC Magazine. Deshalb soll das Internet auch im Mittelpunkt der Diskussion am kommenden Samstag stehen. Wenn alles klappt, werden wir auch ein bißchen surfen. Zumindest einige wichtige SF-Seiten im Internet möchte ich allen vorstellen, die zum Treffen kommen. Wenn alles klappt, können wir einen Blick auf die Internet-Seiten werfen, die Matthias gestaltet hat. Auch die SFCD-Internet-Seiten sollen zum Zuge kommen, dazu die Perry-Rhodan-Home Page, die Light Edition, natürlich die NRW-Seiten aus England (bei Easyspace), vielleicht noch ein paar Star Trek-Seiten. Mal sehen, ob das klappt. Ich bin zuversichtlich, aber versprechen kann ich nichts.
Außer dem Internet sollen aber auch die anderen Medien beleuchtet werden, wie sie sich zur Jahrtausendwende darstellen: Zeitung, Radio und Fernsehen. Bei Radio und Fernsehen geht's dabei vor allem um die Digitalisierung, die offenbar unweigerlich auf uns zu kommt. Heute haben wir schon Hunderte von Radio-Programmen und 150 Fernseh-Programme: Wie wird das wohl in 100 Jahren sein? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr möglichst zahlreich zum nächsten Treffen erscheint: Je mehr Leute da sind, desto lebendiger kann die Diskussion werden!

BTW: Da Oktavius sich beharrlich weigert, eine richtige Rückschau zu seinem Vortrag zu schreiben, konnte ich hier nur seine Vorschau abdrucken. (M.P.)
Allerdings hat stattdessen unser SFO-Redakteur Michael Falkenstein eine Rückschau verfasst:

Massenmedien an der Grenze zur Jahrtausendwende
Michael Falkenstein über den Vortrag von Oktavius Donath
Anwesende: Utz Benscheid, Oktavius Donath, Michael Falkenstein, Traute Hein, Silvia Hölscher, Jürgen Lerch, Irma Leu, Matthias Pätzold, Horst Schwagenscheidt, Sandra Vockenberg.

Was hat sich bewegt, was hat sich verändert, was haben wir erreicht - oder auch nicht! Prognosen, die sich in den letzten 30 Jahren nicht erfüllt haben, sind unter anderem, die Mondstadt, die Weltraumfahrt und die Weltregierung. Demgegenüber gab es auch Entwicklungen, die jede Prognose übertroffen haben, beson-ders in der Kommunikationstechnologie (Satelliten, Telefon, Computer) und in der Medizin.
Die Entwicklung in der Kommunika-tionstechnologie hat natürlich Auswir-kungen auf die Medien. Zeitungen werden z.B. aktueller durch Nachrichtenübermittlung via Telefon und Satellit. Desktop Publishing macht Setzereien überflüssig und Internet-Ausgaben sparen Papier und Trans-portkosten. Durch die enormen Kostenvorteile wurde ein Trend, weg von der gedruckten zur Webpublikation in Gang gesetzt. Da die Zeitungsverlage diesem Trend aus finanzierungstechnischen Gründen nicht folgen können - wie das Beispiel „OMNI“ gezeigt hat - wird es zu einer totalen Umwälzung kommen. Jeder, der etwas Zeit hat, kann es sich künftig leisten, seine eigene Zeitung zu machen. Bis der Verkauf von Information eines Tages geregelt sein wird, werden sich die meisten allerdings nur über Werbung finanzieren können, was die Zahl der Mitarbeiter stark beschränkt. Kreativität wird künftig stärker honoriert, den Rest erledigen Computer fast umsonst. Mehr oder weniger erfolgreiche Beispiele aus unserem Umfeld sind „Fandom-A-Week“ von Florian Breitsameter, „Flash“ von Winfried Brand und auch die geplante Perry-Rhodan-Online-Ausgabe von VPM. Natürlich wird dadurch langfristig auch die Buchproduktion schwieriger, weil die Auflagen sinken werden.
Bei Radio und Fernsehen gab es noch andere Entwicklungen. Zuerst wanderten die Radiosender von der Mittelwelle zur UKW-Frequenz. Mit den sinkenden Kosten für Technik entstanden überall kleine kommer-zielle Sender. Das Kabelradio entstand (SWF3 wird via Satellit ins Berliner Kabelnetz eingespeist!). Doch die eigentliche Revolution ist die Digitalisierung. Astra Digital Radio (ADR) ist aber fast schon wieder überholt, weil es auf analoge Fernsehprogramme draufgepackt und im selben Kanal übertragen wurde. Heute können bereits 6-7 digitale Fernsehprogramme über einen digitalen Transponder geschickt werden.
1982 gab es lediglich 6 Programme, heute sind es allein 32 im Kabelnetz und weit über 100 über Satellit. Octavius kann z.Zt. 160 Programme empfangen.
Wir haben bereits 5 digitale TV-sender in Deutschland: MTV, Onyx, EuroNews, NBC(Germany) und CNN. Die Zunahme privater Fernsehsender wird auch soziale Auswirkungen haben. Es wird eine Zweiklassengesellschaft entstehen, mit und ohne Pay-TV. Studien haben ergeben, daß künftig etwa 50% der Haushalte Kabelanschluß haben werden, 25% Satellitenschüsseln und 25% lediglich eine normale Hausantenne.
Das allerneueste Massenmedium sind die vernetzten Computer. Angefangen hatte das ursprünglich mit Hobby-Mailboxen. Doch mit zunehmender Leistung der Übertragungstechno-logie erlebte das Internet einen unvorstellbaren Boom. Sprach- und Bildübertragungen wurden möglich. Heute kann man über das Internet telefonieren und es gibt sogar schon Internet-Radiosender. Das Internet hat mit seinen Unterschiedlichen Diensten wie E-Mail, FTP, Usenet und dem WWW die Kommunikation bereits revolutioniert, und eine Ende ist noch gar nicht abzusehen.
Am Ende gab es noch einen Internet-Ausflug auf Octavius Laptop. Dabei konnten wir diverse Perry-Rhodan-Seiten und das „Virtuelle SFO“ begutachten. Mir wurde da erst klar, welche Leistung Matthias vollbracht hat, als ich sah wie toll unsere Vereinspublikation mit einen aktuellen Browser aussieht. (Ich muß mich wohl doch langsam von meinem Navigator 2.01 trennen.)

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20. März 1999:
Die Internationale Raumstation ISS
von Matthias Pätzold

Die Geschichte
Die Mondflüge sollten eigentlich von ihr aus starten, wie Werner von Braun und die anderen Weltraum- und Raketenpioniere in den USA ursprünglich geplant hatten, aber John F. Kennedy entschied anders, wollte den Mond vor ihr. Die Rede ist von der bemannten amerikanischen Raumstation. Die Sowjets sattelten nach ihrem missglücktem Mondprojekt schnell um, und beförderten ihre erste Station, „Saljut 1“ am 19. April 1971 in den Weltraum. Erst zwei Jahre später folgten die Amerikaner mit ihrem halbherzig durchgeführtem Skylab-Programm.
Die Sowjetunion sollte mit ihrem Stationsprogramm die Nase vorn behalten; sechs weitere Saljuts folgten, ein Daueraufenthaltsrekord jagte den nächsten, während die Amerikaner ihr bemanntes Raumfahrtprogramm bis zum Erststart des Raumtransporters „Space Shuttle“ zurückstellten. 1986 sollte die Sowjetunion dann ihrem Stationsprogramm mit dem Start der Raumstation „MIR“ die Krone aufsetzen.
13 Jahre ist diese Station, die nur für eine Nutzungsdauer von 6 Jahren ausgelegt  war, jetzt im All. Russland, der Rechtsnachfolger der UdsSR im All, hatte Mühe, die finanziellen Mittel aufzubringen, diese inzwischen weit ausgebaute Station weiter zu unterhalten. Für eine Nachfolgestation fehlt erst recht das Geld.
Die Kopplung von Unity und SarjaDie Amerikaner, die sich schon vor Jahren mit den Europäern zusammengestzt hatten, um eine gemeinsame Station zu planen ( deren europäischer Teil „Columbus“ heißen sollte, und auch recht umfangreich ausfallen sollte), bekamen in der Zwischenzeit, abgesehen von den den drastischen Etatkürzungen nach Beendigung des Apollo-Programms, Budgetprobleme und mußten ihre Vorstellungen von einer Raumstation deutlich zusammenstreichen. Das neue Konzept hieß dann „Alpha“, und auch die Europäer mußten aufgrund von reduzierten Forschungsgeldern ihre Vorstellungen von dem, was eine Raumstation ist, und einem eigenen Raumtransporter („Hermes“), aufgeben und umdenken. Zumindest sah man eine Chance zu lernen und schloß Kooperationsverträge mit der russischen Raumfahrtbehörde ab, die das Geld, das die Europäer und Amerikaner, gut zur Wartung der „MIR“ gebrauchen konnten. Insbesonders das „Shuttle-MIR“-Programm, bei dem der amerikanische „Space-Shuttle“ mehrmals an der Station andockte, und Amerikaner und Russen gemeinsam im Raumlabor forschten.
Nach dem schweren Unfall, bei dem ein „Progress“-Transporter, der von einem Andockpunkt zu einem anderen bugsiert werden sollte, mit dem Labormodul „Spectre“ kollidierte, wollte der amerikanische Kongress die Mittel für das „Shuttle-MIR“-Programm streichen, da man vermeiden wollte, daß möglicherweise noch amerikanische Astronauten zu Schaden kommen könnten. Hochrangige NASA-Funktionäre redeten mit Engelszungen auf die Vertreter des höchsten Legislativorgans der Vereinigten Staaten ein, und schoben dabei ein Argument besonders in den Vordergrund: Wenn man eine eigene Raumstation bauen wollte, so wäre doch die „MIR“ das beste Testgelände, um herauszufinden, was man dabei richtig und was falsch machen kann. Das „Shuttle-MIR“-Programm, sei unerläßlich, um aus der riesigen Erfahrung der Russen mit Raumstationen zu lernen, und das könne man nur, solange die Russen genügend Finanzmittel zur Verfügung hätten, um die Station in Betrieb zu halten. Der Kongress stimmte letztendlich zu, und das „Shuttle-MIR“-Programm wurde fortgesetzt. Inzwischen waren auch Kooperationsverträge zwischen Rußland, Amerika und Europa geschlossen worden, die den Bau einer gemeinsamen Raumstation vorsahen. Die Russen, mit ihrer bewährten Technologie, sollten dabei einen zentralen Teil der Station beisteuern.

Montagebeginn
Start des 1. Stationsmoduls Zarya an Bord einer PROTON-RaketeAm 20. November 1998 war es dann endlich soweit: Die Welt blickte auf den Start des ersten Moduls der neuen internationalen Raumstation, „ISS“, wie sie jetzt heißen sollte, schlicht und einfach. Auf der Spitze einer russischen „Proton“-Rakete stieg das russische Modul „Sarja“ („Morgenröte“), das für die erste Energieversorgung, Lebenserhaltung und Lageregelung sorgen soll, gen Himmel.
Bereits zwei Wochen später, am 5. Dezember, startete der amerikanische Space Shuttle mit dem Verbindungsmodul „Unity“ ins All, um dieses an „Sarja“ anzukoppeln, beide mit zusätzlichem Material auszurüsten und Versorgungsleitungen zwischen beiden Modulen zu legen. Mit an Bord war auch der russische Kosmonaut Sergeij Krikaljow, der eine gewisse Berühmtheit erlangte, weil er sich während des Zusammenbruchs der Sowjetunion gerade an Bord der „MIR“ aufhielt, und weil Kasachstan als Gegenleistung für die Nutzung der Anlagen in Baikonur einen Platz in der nächsten „Sojus“-Kapsel forderte, mußte er ein Viertel Jahr länger auf seine Ablösung warten. Krikaljow wird auch zu der ersten Besatzung der neuen Raumstation gehören, zusammen mit Jurij Gidschenkow und Bill Shephard, der der erste Kommandant der „ISS“ sein wird, voraussichtlich Anfang 2000.
Der Start des ersten Moduls hatte sich immer wieder verzögert - die üblichen Finanzierungsprobleme der Russen - am Ende entschied die NASA, „Sarja“ zu kaufen, damit ihr Start gesichert würde.
Voraussichtlich am 24. Mai 1999 wird der nächste Shuttle-Stationsflug stattfinden, ein reiner Ausrüstungsflug, mit dem weitere Gerätschaften im Inneren von „Sarja“ und „Unity“ montiert werden, sowie ein Manipulatorarm auf der Außenseite von „Sarja“, der dabei helfen soll, das voraussichtlich im Juli startende russische Servicemodul an „Sarja“ anzudocken.
In ein- bis zweimonatigem Abstand werden dann weitere Montageflüge stattfinden, bei denen zusätzliche druckbeaufschlagte Verbindungstunnel, amerikanische und russische Labormodule, Andockmodule,die Trägerstruktur für Solarzellenpaneele und Radiatoren, Antennen, Luftschleusen, weitere Knotenmodule, Robot- und Telemanipulatorarme und vieles an Ausrüstung mehr zur Station „geliefert“ werden. Insgesamt sind über 40 Montageflüge geplant, darunter auch der Transport des europäischen Labormoduls COF(Columbus Orbital Facility) und der japanischen Labormodule.

Europas Beitrag
Basierend auf den Erfahrungen mit dem Vorläufermodell Spacelab entwickelte die ESA das Labormodul COF. Es wird am „Node 2“, dem zweiten Verbindungsknoten der Station befestigt, über den den europäischen Wissenschaftlern Zugang zu allen anderen Wohn- und Arbeitsräumen der Station gewährt wird. Das zylindrische Modul ist 6,7 Meter lang bei einem Durchmesser von 4,5 Metern, und ist an 3 „Wänden“ mit Reihen standardisierter Nutzlastschränke ausgestattet, die in der Umlaufbahn ausgetauscht und umgerüstet werden und jeweils bis zu 700 kg wissenschaftliches Gerät aufnehmen können. Die modulare Ausstattung ermöglicht während des geplanten zehnjährigen Einsatzes eine umfassende multidisziplinäre Nutzung durch Wissenschaftler aus aller Welt. Entwickelt und gebaut wird das COF unter der Federführung der Firma Daimler-Chrysler Aerospace in Bremen.
Der europäische Beitrag zur Station besteht aber nicht nur aus dem Labormodul. Bald noch wichtiger ist der Einsatz des sogenannten „Automated Transfer Vehicles“ (ATV), eines unbemannten Versorgungstenders, der von einer ARIANE 5 gestartet wird, und die Station mit bis zu 4t Treibstoff und bis zu 5t Lebensmitteln, Wasser, Gas und anderen Verbrauchsgütern versorgen soll. Das ATV bleibt bis zu sechs Monate an der Station angedockt und nimmt während dieser Zeit die wichtige Aufgabe wahr, den unter dem Einfluß des Luftwiderstands absinkenden Orbitalkomplex wieder auf die richtige Bahnhöhe anzuheben. Am Ende seiner Einsatzdauer wird das ATV mit Entsorgungsgut beladen, abgekoppelt und gezielt zum Absturz gebracht, wobei es in der Erdatmosphäre verglüht. Sein Einsatz ist ab dem Jahr 2002 geplant.
Ein weiterer Beitrag ist der europäische Roboterarm ERA, eine Weiterentwicklung des bei der D-2-Mission getesteten Roboterarms ROTEX, der für das russische Segment der Raumstation bestimmt ist, und den Astronauten und Kosmonauten viele Arbeiten an und in direkter Nähe der Station erleichtern soll. Der erfolgreiche Einsatz solcher Telemanipulatorsysteme wird dann letztlich auch in einer Entwicklung von zuverlässigen und wartungsarmen Robotern für die irdische Industrie münden.
Darüber hinaus stellt die ESA der NASA und der russischen Raumfahrtagentur RKA wissenschaftliches und technisches Gerät zur Verfügung und nimmt an rund einem Drittel der während der fünfjährigen Montagephase geplanten Flüge teil. Die erste europäische Komponente, ein als „Gehirn“ des russischen Versorgungsmoduls einzusetzendes Datenmanagmentsystem, wird voraussichtlich im Juli 1999 mit dem Service-Modul gestartet. Bei weiteren Raumtransporterflügen in den nächsten Jahren soll europäisches Laborgerät, darunter ein „Handschuhkasten“ für Schwerelosigkeitsexperimente, vier Gefrierschränke für biologische Proben und ein „Hexapod“ genanntes Instrumentenausrichtsystem, zur Station befördert werden.
Nach Inbetriebnahme der Station werden sich jedes Jahr ein bis zwei europäische Astronauten bis zu vier Monate dort aufhalten. Als Mitglieder der sechs- bis siebenköpfigen Mannschaft werden sie ihre technologischen und wissenschaftlichen Untersuchungen und ihre allgemeinen Aufgaben an Bord der Raumstation in ständigem Dialog mit dem Kontrollzentrum und Forschungsinstituten in Europa ausführen. Die Ausbildung der europäischen Astronauten findet im Astronautentrainingszentrum der ESA auf dem Gelände der DLR in Köln-Wahn, dem ehemaligen deutschen ATZ, statt. Das Astronautenkorps der ESA für die Raumstation soll mindestens 16 Personen umfassen, darunter die Deutschen Reinhold Ewald, Thomas Reiter, und Gerhard Thiele, der voraussichtlich am 16. September mit dem Space Shuttle „Endeavour“ in’s All fliegen wird. Thomas Reiter ist unter anderem der einzige West-Astronaut/Kosmonaut der eine abgeschlossene Ausbildung als „Soyus Return Commander“ vorweisen kann, daß heißt er darf eine Sojus-Kapsel zur Erde zurückführen.

Sicherheit
Vom Zeitpunkt der ersten Inbetriebnahme durch die erste ständige Besatzung muß gewährleistet sein, daß die Besatzung in einer Notsituation die Raumstation verlassen und unbeschadet zur Erde zurückkehren kann. Die erste Crew wird deshalbim Januar 2000 mit einem Sojus-Raumfahrzeug zur Station starten, daß von da an als Rettungsfahrzeug an der Station angedockt bleibt, während der turnusmäßige Besatzungsaustausch mit dem Shuttle vorgenommen wird. Die erste Besatzung (Shephard, Gidschenkow, Krikaljow) wird dann im Juli 2000 von der „Atlantis“ (STS-100) abgeholt; ihre Aufgaben übernimmt dann die neue Besatzung (Voss, Helms, Usachow), die ebenfalls von der „Atlantis“ zur Station gebracht wird. In einem späteren Ausbauzustand wird dann ein weiteres Sojus-Fahrzeug an die Station angedockt und die Besatzungsstärke auf sechs erhöht. Ab dem Jahr 2003 voraussichtlich wird dann das neue Mannschaftsrettungsfahrzeug CRV (Crew Return Vehicle) zum Einsatz kommen und an der Station angedockt werden. Es ist in der Lage sieben Personen sicher zur Erde zu bringen, wodurch die Besatzungsstärke der Station von sechs auf sieben erhöht werden kann. Die Technik des CRV leitet sich in hohem Maße aus der Entwicklungsarbeit für den europäischen Raumtransporter „Hermes“ ab, dessen Projekt aus Kostengründen und zu geringer Nutzlast von der ESA gestoppt wurde. Dennoch sind die Vorarbeiten und Forschungsarbeiten zu diesem Projekt nicht verschwendete Zeit gewesen, da sie in das amerikanische X-38-Projekt einfließen konnten, bei dem es um die Entwicklung eines Wiedereintrittsdemonstrators als Vorstufe zum CRV geht. Die ersten Tests mit diesem Demonstator sind inzwischen erfolgreich verlaufen.
Zum Schutz vor Mikrometeoriten sind alle Module mit Doppelaluminiumwandungen ausgestattet, zwischen denen Kevlar-Gewebe eingelagert wird. Kevlar ist bekannt als das Material, aus dem die besonders leichten kugelsicheren Westen hergestellt sind. Das Problem bei einem Meteoritentreffer ist nämlich nicht, daß die Wandung durschlagen würde, sondern die geringe Masse bei sehr hoher Geschwindigkeit (>40 km/s) bewirkt, daß beim Aufprall Material von der Innenseite der Wandung nach allen Seiten hin abplatzt und dann geschoßartig Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften beschädigen und Besatzungsmitglieder verletzen kann. Das Kevlar ist in der Lage diese Kleinsteilchen von hoher Geschwindigkeit abzufangen. Meteoriten, die so groß sind, daß sie der Station trotzdem gefährlich werden können, sind im allgemeinen bereits so groß, daß sie vom Stations- oder Bodenradar rechtzeitig entdeckt werden können und dann bewegt man einfach die ganze Station aus dem Weg.

Forschung
Die wichtigste Frage, die immer wieder gestellt wird, ist: „Wozu brauchen wir dieses Ding da oben eigentlich? Kann man die vielen Millionen und Milliarden DM nicht besser hier in Projekte auf der Erde stecken?“
Die Antwort lautet: Nein.
Warum?
Die Station bietet uns drei wichtige Vorteile:
1. Sie ist eine Hochleistungs- und Hochtechnologie-Forschungseinrichtung in einer Umgebung, die wir hier unten auf der Erde nicht simulieren können. Entgegen der landläufigen Meinung wird dort oben nicht die Schwerelosigkeit, sondern die Auswirkungen der Schwerkraft untersucht. Viele Effekte hier auf der Erde werden entweder von der Schwerkraft unterdrückt oder überdeckt, so daß man sie hier unten nicht beobachten kann. In der Schwerelosigkeit treten diese Effekte dann in den Vordergrund. Häufig sind dies Effekte, die sich auch hier unten auf der Erde nutzen ließen, wenn man sie nur kennen würde. Im großen Maße gilt dies für die Humanphysiologie, also für Prozesse, die sich im menschlichen Körper abspielen. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist die Krankheit Osteoporose, der Kaziumschwund in den Knochen, der zu „Glasknochen“ führt, und von dem in überwiegendem Maße Frauen betroffen sind. Derselbe Effekt tritt in der Schwerelosigkeit auf, mit der zehnfachen Geschwindigkeit. Man war also praktisch gezwungen, Therapien und Verfahren zu entwickeln, die diesen Knochenabbau reduzieren. Dies geschieht z. B. dadurch, daß man die Knochen wieder künstlich belastet, indem man die Astronauten mehrere Stunden am Tag trainieren läßt. Aber auch medikamentöse Therapien wurden bereits mit Erfolg erprobt. Einige dieser Therapien konnten auch schon mit Erfolg zur Osteoporosebekämpfung eingesetzt werden. Wenn auch klar ist daß es sich dabei nicht um eine heilbare Krankheit handelt, kann man den betroffenen Menschen mit solchen Therapien dabei helfen, für wesentlich längere Zeit ein normales Leben zu führen. Weiterhin helfen die Erkenntnisse der Raumfahrtmedizin, die Funktion von Herz, Niere und Lunge, sowie die Entstehung von Krankheiten wie Herzgefäßerkrankungen, Knochenschwund und Hormonstörungen besser zu verstehen, und Maßnahmen zur Verhütung und Behandlung zu entwickeln.
Ein andere Bereich ist die Werkstoffwissenschaft: In der Schwerelosigkeit können Werkstoffe mit besseren Eigenschaften und innovativeren Bearbeitungsverfahren untersucht werden, die auf der Erde wegen der Wirkung der Schwerkraft schwer nachvollziehbar sind. Hierzu gehören beispielsweise Halbleiter für Hochleistungsrechner und -elektronik, Hochtemperatur-Supraleiter für elektrische Bauelemente und spezialkristalle für medizinische Zwecke. Desgleichen bietet die experimentelle Forschung auf der neuen Raumstation Einblicke in industrielle Herstellungsverfahren, die auf dem herkömmlichen Weg nicht ohne weiteres gewonnen werden können. Experimente über das Erstarrungsverhalten von Metallegierungen im Weltraum können zu festeren und sehr viel leichteren Superlegierungen führen. Ein besseres Verständnis von Verbrennungsvorgängen dürfte zu Energieeinsparungen auf der Erde verhelfen.
2. Die Raumstation ist ein Test- und Erprobungsgelände für neue Raumfahrttechnologien. Gerade hier bietet sich ein besonders lukratives Betätigungsfeld, da Satelliten zur Zeit den größten gewerblichen Umsatz einbringen. Neue Technologie für Satelliten muß aber unter Realbedingungen getestet werden, bevor sie in einen kommerziellen Satelliten eingebaut werden kann. Diese Möglichkeiten bieten sich nur auf einer Raumstation, da hier von der Besatzung besonders flexibel und auch innovativ agiert werden kann. So können hier neue Kameras zur Erdbeobachtung, neue elektronische und computertechnische Gerätschaften zur Telekommunikation, neue Lage- und Bahnregelungskonzepte, die den Treibstoffverbrauch eines Satelliten für diese Aufgaben minimieren und somit seine Lebensdauer erhöhen, neue Solarzellentechnik und vieles mehr unter Weltraumbedingungen untersucht und überprüft werden.
3. Die Station ist unser erster „Tiefseehafen“ im Weltraum. Zukünftige (möglicherweise bemannte) Expeditionen zu anderen Planeten, wie dem Mars, der Venus, aber auch zum Mond, werden von hier aus starten. Der Start aus der Umlaufbahn bietet die unvergleichliche Möglichkeit, eine Menge an Treibstoff einzusparen weit mehr Nutzlast mitzunehmen, und sein Ziel dennoch früher zu erreichen, als mit herkömmlichen Raketen. Außerdem ist man in Bezug auf bemannte Flüge zu anderen Planeten in der Lage, die Astronauten einer solchen Mission im vorhinein für den Langen Flug zu trainieren.

ISS in Zahlen:
 
Partner:  

Labormodule:  
ständige Besatzung:  
Bahnhöhe:  
Bahnneigung:  
Umlaufzeit:  
Abmessungen:  
Länge:  
Breite:  
Masse:  
Wohn- und Arbeitsraum:  
elektrische Leistung:  
Schlüsseltermine:  
Zusammenbau:  
Beginn der Forschung:  
erster ATV-Flug:  
Start des COF:  
Routinebetrieb:  
Betriebsdauer: 

USA, Rußland, Europa, Japan und Kanada  
sechs  
sechs bis sieben  
335 bis 460 km  
51,6°  
94 Minuten  

108m  
74m  
415t  
1200m3  
110kW  

1998 - 2002  
Jan 2000  
Ende 2002  
Ende 2002  
2003  
mind. 10 Jahre

Die internationale Raumstation ISS im endgültigen Zustand
weitere Infos:
Im Internet unter:
http://station.nasa.gov
http://station.nasa.gov/station/assembly/index.html
http://www.estec.esa.nl/spaceflight/
http://www.dfrc.nasa.gov/Projects/X38/
http://www.dlr.de -> Forschung u. Innovation -> Die internationale Raumstation
http://www.nasda.go.jp/index_e.html
Den neuen überarbeiteten Zeitplan für den Zusammenbau der ISS findet man auch hier auf dem Server.

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21. November 1998:
Künstliche Schwerkraft - Traum oder schon bald Wirklichkeit?
Matthias Pätzold
Auf der Suche nach dem Raumfahrtantrieb der Zukunft
Antigravitation, Warp-Antrieb, Wurmlöcher, Linearantrieb und Hyperraumsprungtore - der Stoff mit dem Science Fiction gemacht wird.Doch was steckt hinter diesen Träumen? Was davon ist möglich, was schien unmöglich und gerät auf einmal in ein völlig neues Licht? Seit ein paar Jahren machen Namen wie Podkletnov, Modanese, Ning Li, Alcubierre und Woodward auf sich aufmerksam. Haben sie den Stein der Weisen entdeckt? Können sie möglich machen, was so unmöglich schien? Irrte Einstein, oder ist überlichtschnelle Bewegung doch mit der Relativitätstheorie vereinbar?
Das Podkletnov-ExperimentHeutige Raumfahrtantriebe stoßen an ihre Leistungsgrenzen. Chemische Raketentriebwerke entwickeln nicht genügend Antriebsvermögen, Ionenantriebe nicht genügend Schub, um von der Erde aus zu starten und Nuklearantriebe sind aus Umweltschutzgründen bedenklich. Gesucht werden Antriebe, die sauber sind, Schub entwickeln und möglichst keinen Treibstoff verbrauchen - der Antrieb der Zukunft, der auch den Abgrund zwischen den Sternen überbrückt und das Licht besiegt.
Dem Lewis Research Center der NASA in Cleveland, Ohio, ist diese Möglichkeit so viel Wert, daß es das „Physics Breakthrough Propulsion Program“ ins Leben gerufen hat, das die Physik nach für neuartige Antriebe verwertbare Effekte und Konzepte durchsuchen soll. Einige davon sollen in diesem Vortrag vorgestellt werden und auch die Bemühungen und Zufälle, die vielleicht zur größten Entdeckung dieses Jahrhunderts geführt haben könnten.

Links zum Thema:
Quantum Cavorite - Podkletnov und Woodward
Marc Millis' "Warp Drive when?"-Seite
Physics Breakthrough Propulsion Program
Spacenight - Auf dem Weg zum UFO-Antrieb? (Manuskripttext zum Dokumentarfilm)
Gravity Society

Der im SF-Okular erschienene Artikel zu diesem Thema steht noch zur Veröffentlichung in anderen Zeitschriften aus, so daß er hier noch nicht abgedruckt wird. Eine Veröffentlichung hier wird aber nachgeholt werden (M.P.).

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AREA+49, TRINITY und der ganze Rest
nahegebracht von Beluga Post

Was gibt´s Neues im Hirschzimmer? Am Samstag berichtet Beluga Post über die neuesten Entwicklungen in Sachen AREA+49, dem neuen Verband für Phantastik, und über TRINITY, den 27. EuroCon in Dortmund. Apropos AREA+49: Was wollen die +49er eigentlich? Die folgenden Zeilen sollen einen kleinen Einblick in die Ziele des AREA+49 eV ermöglichen...
Es gibt Vereinigungen für Fans und es gibt Vereinigungen für Profis. In Deutschland wird immer noch zwischen denen, die es machen und denen, die zu konsumieren haben, unterschieden. Ist das nicht ein bisschen überholt? Sind die Grenzen nicht längst schon viel zu ver-schwommen, um sie noch aufrecht-zuerhalten? Viele Fans sind produktiver als so mancher Profi und nicht wenige Profis sind glühende und eingeschworene Fans. Was wäre aber, wenn sich AREA+49 als die Organisation anbietet, in der alle zusammenarbeiten können. Fans und Profis, Profis, die Fans geblieben sind und Fans mit professionellem Output, Verlage und Unternehmen, die sich der Phantastik gewidmet oder ihren Markt in eben der Phantastik-anhängerschaft sehen. AREA+49 wird die erste thematisch orientierte Organisation in Selbstverwaltung für alle sein, die sich beruflich oder in ihrer Freizeit mit der Phantastik beschäftigen. Auch Fans, Clubs und Vereine sind mehr als herzlich willkommen, ihre Ideen und ihre Arbeitskraft einzubringen. Was AREA+49 für das Fandom bietet? Da gibt es den +49:Club und die Projekte +49:Zines, +49:Mail und +49:Event AREA+49:Club ist als übergreifende Organisation geplant und wird durch seine medienübergreifende Themen-setzung eine Bereicherung der deutschen SF-Szene darstellen. Wetten, dass...
Im AREA+49:Club finden sich alle Freunde der Phantastik, die die Ziele des AREA+49 eV unterstützen und von den zahlreichen Angeboten profitieren wollen. Zu diesen Angeboten gehören zBsp verbilligte Abos, Eintrittspreisermässigungen bei unseren eigenen und auch anderen Veranstaltungen, sowie Vergünsti-gungen und exclusive Leistungen (Sondereditionen, Give-Aways und so weiter). Die Mitglieder erhalten darüberhinaus viermal jährlich ein AREA+49-Magazin. Wir betrachten den Club übrigens nicht als Ersatz für bereits etablierte SF- und Phantastik-Clubs bzw. Vereine. Ganz im Gegenteil. In diesem Zusammenhang fällt mir eine Anekdote von den letzten SFT NRW wieder ein, als mein geschätzter Kollege Andreas Kuschke auf mich zu ging und mir mitteilte, dass er als Mitglied des SFCD die Errichtung von AREA+49 als Konkurrenzverein auf das Schärfste missbilligen würde. Daraufhin teilte ich ihm mit, dass ich selbst Mitglied im SFCD sei und AREA+49 in keinster Weise als Literaturverein (das wäre dann allerdings eine Konkurrenz), sondern als Dienstleister und Interessen-vertretung, auch des Fandoms, agieren werde. Aber damit sprach Kollege Kuschke ein interessantes Thema an. Vereine und Clubs. Wir haben tatsächlich nicht vor, Vereine einzukassieren (sieht man mal vom Science Fiction Tage eV ab, mit dem wir aufgrund der schon vorhandenen Personalunion zu fusionieren geden-ken - alles andere ist übelste Nach-rede), sondern die Arbeit innerhalb der Vereine/Clubs zu erleichtern und möglichst viele Fans von den Vorteilen einer Kooperation unter-einander zu überzeugen. Durch die Mitgliedschaft eines Clubs/Vereines im AREA+49 eV können Arbeits-abläufe gestrafft, Ressourcen besser genutzt und mit dem Engagement der aktiven Fans schonender umgegan-gen werden. Und das könnte zBsp im Bereich Fanzines so laufen: AREA+49:Zines. Die meisten von uns, die schon mal ein Fan-, Info- und/oder Egozine herausgegeben haben, wissen wovon ich rede. Es fängt an mit der Druckerei, die der Fanpublizist finden muss. Kosten werden abgecheckt, Porto drauf gerechnet und ein Preis für das Fanzine festgelegt. Das war ja noch gar nicht so schlimm... Aber jetzt muss auch die eigene Infrastruktur gefestigt werden. Drucke ich meine Zine-Seiten aus und lasse ich sie nur kopieren? Nutze ich eine Software/- Digitaldruck-Möglichkeit? Oder hab ich eine Druckerei erwischt, die noch Filme braucht? Welche Zeit braucht die Druckerei? Wann muss ich fertig sein, damit ich nicht in der letzten, sondern der ersten Monatswoche erscheine? Und dann, wenn die Prints fertig sind, wer verschickt den ganzen Geiz? Wie, muss ich auch noch machen? Umschläge kaufen, Brief-marken kaufen oder Stempel bei der Post holen? Adress-Etiketten drucken oder Umschläge per Hand beschriften (arme Sau...)? Fanzines von der Druckerei abholen, eintüten, bekleben, stempeln und wieder einpacken und zur Post fahren? Das hat bald ein Ende. Nein, nicht dass es keine Fanzines mehr geben soll - das genaue Gegenteil ist unser Ziel. Je mehr Fanzines, je besser die Kommunikation innerhalb des Fandoms. Um dies zu unterstützen, bietet AREA+49 folgendes an:* Beschaffung von werbefinanzierten Vierfarbcovern (optional)* Beratung hinsichtlich Druck & Mailing* Wir suchen die geeignetste Druckerei* Druck der Fanzines zu unschlagbaren fannischen Preisen,* zentralisierter Einkauf und Lagerung des Versand-materials,* Druck der Etiketten,* Eintüten der Fanzines,* Versand der Fanzines,* Lagerung der Überpro-duktion und Nachlieferservice u.v.a.m.Von Euch, den Fanzine-Machern kommt die redaktionelle Arbeit und das Layout (wir wollen niemandem in sein Handwerk pfuschen). Den Rest der Fanzine-Macherjobs übernimmt unser Versandprojekt. Mit dem Service, der übrigens selbstverständlich auch junge und kleine Verlage unterstützen soll, wollen wir den Machern nicht nur Arbeit abnehmen, sondern die Grundlage für einen Dauerarbeits-platz legen. Es geht hier allerdings nicht um meinen Job, um dies an dieser Stelle zu klären (und um einigen Leserbriefen vorzubeugen). Das ist nur eine Facette des Leistungsangebotes von Area+49. Am Samstag erfahrt Ihr mehr Einzelheiten, wenn Ihr wollt.
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19.09.1998:
Der Autor Jack Vance
vorgestellt von Andreas Irle
 
Jack Vance
(Jack Vance im Internet)
 
Staub ferner Sonnen - Jack VanceJack Vance (*1916-) erste bezahlte Kurzgeschichte „The World Thinker“ erschien im Sommer 1945 in Thrilling Wonder Stories. Sein erstes Buch The Dying Earth, welches mittlerweile zum Klassiker der Fantasy-Literatur geworden ist, wurde 1950 veröffentlicht.
Seit mehr als fünf Dekaden ist Jack Vance bei den Lesern beliebt. Bereits in den 50ern legte er mit Big Planet den Grundstein für den Stil und die Thematik, die später als „typisch Vance“ in den Sprachge-brauch der SF und in viele Buchbesprechungen als Klassifizierung eingehen sollte. Dem Roman liegt ein „Rundreisecharakter“ zugrunde, der es Vance erlaubt, verschiedene Kulturen in kurzer Abfolge zu schildern, und zwar in seinem ureigenem Schreibstil, mit Namen, die stets den rechten Klang haben.
Alastor, Jack VanceIn den 60ern gewann Vance die wichtigsten Preise der SF. Mit The Dragon Masters den Hugo-Award, mit „The Last Castle“ Hugo- und Nebula-Award. Dazu erlangte er mit dem Roman The Man in the Cage den Edgar Allen Poe Award für Kriminalromane, von denen er insgesamt 14 schrieb. In dieser Dekade entstanden, neben den bekannten Serien um die Dämonenprinzen und Tschai, den Planet der Abenteuer, herausragende Einzelromane wie The Blue World und Emphyrio.
In den 70ern gelangte Vance zu Kultstatus. Seine Romane, die bereits seit Ende der 60er ganze Welten mit ihren verschiedenen Kulturen zum Inhalt hatten, wurden noch ausgefeilter. Die Durdane-Trilogie, die Romane um den Alastor-Sternhaufen und dem Gaeanischen Reich sind Kunstwerke der Weltenschilderung.
Der Dämonenprinz - Jack VanceIn den 80ern wandte sich Vance, nach Abschluss der Dämonenprinzen-Serie, wieder der Fantasy zu. Neben den Fortsetzungen zur „Sterbenden Erde“  erschien die Lyonesse-Trilogie, deren erstes Buch für den World Fantasy Award nominiert wurde. 1984 gewann er diesen Preis für sein Lebenswerk, 1990 für das dritte Buch der Lyonesse-Trilogie. Gegen Ende der 80er Jahre begann er wieder eine SF-Serie, die Cadwal-Chroniken, die der 1992 abschloss.
1996 erschien mit Nightlamp nach vier Jahren Pause ein Einzelroman, der vom Stil her wieder mehr den 70er Jahren zuzuordnen ist und ihm gute Kritiken einbrachte. Im Frühjahr 1998 erhielt Jack Vance den Nebula Grand Master Award für sein Lebenswerk und sagte in seiner Dankesrede, er freue sich darauf noch viele weitere Bücher zu schreiben. Gerade einen Monat vorher erschien sein neuester Roman, Ports of Call, dessen Fortsetzung, Lurulu voraussichtlich 1999 erscheinen wird.
Nicht nur in den USA ist Vance´s Popularität ungebrochen, auch in Europa ist er geschätzt wie eh und je. In Frankreich ist ein großer Teil seines Werkes stets lieferbar. In den Niederlanden erschien Night-lamp Monate vor der Originalveröffentlichung als Hardcover und wurde bis dato vier Mal nachgedruckt, Ports of Call erschien zeitgleich. Im April wurde ein längeres Interview mit Jack Vance in „De Te-legraaf“ abgedruckt. Neben einigen anderen Sekundärwerken über Jack Vance gibt es ein Lexikon, das seine Wortschöpfungen auflistet und erklärt; es besitzt etwa 1.700 Einträge.
 

Jack Vance und die „Edition Andreas Irle“
Michael Falkenstein berichtet über den Vortrag von Andreas Irle am 19.9.1998

Anwesende: Utz Benscheid, Thorsten Bockshammer, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Traute Hein, Andreas Irle, Jürgen Lerch, Irma Leu, Matthias Pätzold, Sandra Vockenberg.
Gast: Ludger Albrecht.

Thema unseres letzten Treffens war ein Podiumsgespräch mit Andreas Irle, der nicht nur Mitglied im SF-Club NRW ist, sondern auch Herausgeber von bibliophilen Jack-Vance-Ausgaben (wie man auch durch studieren der Bibliografie hätte herausfinden können) und natürlich Jack-Vance-Experte. Zusammen mit ihm war Ludger Albrecht erschienen, der das neue Jack-Vance-Fanzine „Flammarion-Ausblick“ vorstellte. Die beiden Herausgeber ließen auch Ansichtsexemplare des ansprechend aufgemachten Info-Zines herumgehen. Außerdem teilten sie mit, daß bei Alien Contact demnächst ein SF-Personality über Jack Vance erscheinen wird.
Seinen ersten Kontakt mit Jack Vance hatte Andreas bereits 1980, als ihm ein Ausgabe von Maske: Thaery in die Hände fiel. Er war sofort fasziniert von Vance einzigartigem Schreibstil und seinem Ideenreichtum. Da er sowohl eine Berufsausbildung als Bibliothekar als auch eine als Verlagskaufmann abgeschlossen hatte, in keinem dieser Berufe jedoch tätig ist, sah er später in der Tätigkeit als Herausgeber eine Chance, seine Hobby mit seinen Kenntnissen zu verknüpfen. In seiner kleinen Ein-Mann-Firma macht er alles, vom Erwerb der Rechte, der Übersetzung, Layout, Organisation von Druck und Bindung, Werbung und Vertrieb. Geld verdienen kann man aber mit so etwas nicht wirklich, wie er zugibt. Zwar gibt es einen kleinen Überschuß, aber nur, weil er seine eigene Arbeitsleistung nicht vollständig einrechnet.
Alles hatte damit angefangen, daß er zufällig die Adresse von Vance´s Agenten in Amerika herausbekam. Der teilte ihm die Adresse des zuständigen europäischen Agenten mit. Der Phantast in ihm ließ sich nicht beeindrucken und begann Verhandlungen; und es klappte tatsächlich! (Wer von euch jetzt glaubt, daß es ihm tatsächlich gelungen sei, den Heyne Verlag zu überbieten, befindet sich natürlich auf dem Holzweg. Aber lassen wir ihn weiter erzählen.) „Ich habe nur die Rechte an der sogenannten Luxusausgabe. Das ist tatsächlich machbar.“
Den Preis hat auch die Tatsache gedrückt, das Jack Vance in Deutschland nicht ganz so populär ist, wie in einigen anderen Ländern. In Holland sieht es da viel besser aus. Dort gab es sogar Welterstveröffentlichungen (The Face (1979), Nightlamp (1996)). Nightlamp befindet sich jetzt bereits in der vierten Auflage. In Frankreich gibt es zwar weniger Hardcover, dafür ist aber der Großteil des Werkes von Jack Vance im Taschenbuch dort ständig lieferbar.
Dabei wollte Vance ursprünglich gar nicht unbedingt Schriftsteller werden. Sein Hobby war vielmehr das Reisen. Vance hat viele ungebundene Berufe ausgeübt, doch als freier Schriftsteller fand er die optimale Lösung. Seinen typischen Stil hatte er jedoch von Anfang an, wie man an seinem Klassiker The dying Earth sehen kann. Natürlich hat er ihn im Lauf der Zeit verfeinert, aber das Talent war da. „Er hat den Dreh raus, wie man zwischen einer weiten Perspektive und dem Detail hin- und herspringt, um Effekte zu erzeugen. Obwohl der Hintergrund immer präsent ist, fokussiert er häufig auf Lokalitäten.“
Der große Durchbruch blieb ihm in Deutschland auch deshalb versagt, weil „Science Fiction“ häufig verpönt ist. Viele Leser verstehen unter Science Fiction auch etwas anderes, als ihnen von Vance geboten wird. Deshalb hatte Jack Vance, obwohl er eher als Science Fiction-Autor bekannt ist, seine größten Erfolge mit Fantasy-Romanen: The dying Earth und die Lyonesse-Trilogie.
Die Kritiker werfen ihm häufig vor, das seine Bücher keine „Message“ haben, aber wegen seiner stilis-tischen Fähigkeiten können sie ihn nicht einfach übersehen. Sein letzter Roman Ports of Call war sogar einer der meistbesprochen Bücher des Jahres. Auch Nightlamp ist gut besprochen worden.
Andreas wußte sogar, daß zwei seiner Krimis verfilmt worden sind. Die Qualität schien aber nicht besonders zu sein. Ganz im Gegensatz zu den Büchern, die er mitgebracht hatte. Neben seiner Eigenproduktion gab es einige selten Stück zu besichtigen. Alles in allem war es ein sehr interessanter (und für einen Anwesenden recht teurer) Nachmittag.
Anstatt ihn extra aus Bergneustadt einzufliegen, hätten wir das Ganze übrigens auch billiger haben können, wie sich später herausstellte, denn nach der Veranstaltung outete sich unser Mitglied Sondra Vocke* (Name aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert) ebenfalls als JV-Expertin. Sollte der Vorstand also herausfinden, daß sich noch weitere Experten unter unseren Mitgliedern befinden, die sich vor der Vorstellung ihres Lieblingsthemas drücken wollen, dann wird der Postmann öfter als zweimal klingeln.

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15.08.1998:

Phantastische Elemente im historischen Roman
Günther Derra über den Vortrag von Beate Tribukeit
Anwesende: Utz Benscheid, Günther Derra, Oktavius Donath, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Traute Hein, Horst Schwagenscheidt, Beate Tribukeit.

Wenige, aber durchweg Interessierte trafen sich zum Thema: Fantastische Elemente in historischen Romanen. Beate Tribukeit hatte es vorbereitet und grenzte es zunächst einmal ein: Sie konzentrierte sich auf die Zeiträume von Mittelalter und Altertum, verarbeitete Sagenstoffe schloß sie aus, obgleich Grenzen fließend sind. Außerdem wollte sie keinen vollständigen Überblick geben, sie präsentierte eher einen kleinen Blumenstrauß historischer Abenteuerromane von Autoren der Gegenwart. Die Bücher hatten sie Kulturkreisen zugeordnet, wobei der nordische Kulturkreis am Anfang stand. Ole Rösholt versetzt in "Die Goldene Schlange" den Leser in das Norwegen von 1387 zu Zeiten des Königs Hakon Magnusson. Die
 Goldene Schlange ist ein Ring, der seinem Träger Unheil bringt - nur durch Entledigung kann der Held dem Fluch entgehen. In "13 Nächte in Norge" von Britta Verhagen geht es um einen Runenring des Gottes Odin, der auch selber im Buch auftritt, und der in den 13 Nächten nach den Julfest auf übernatürliche Weise seinen Besitzer wechselt, bis er sogar vom christianisierten König Norwegens, der den Ring als Symbol des Heidentums zerstören will, selber getragen wird. Weissagungen von der Seherin Wölwa und einen Nix (Meermann) spielen eine Rolle in "Die Vinland Saga" von Josef Nyary, das zur Zeit der Entdeckung Amerikas spielt. Hier sind auch einige Horrorelemente eingestreut: so gibt es Wiedergänger und ein Ungeheuer, das Gefangene grausam quält.
Prophezeiungen, die detailliert den Untergang der Volksstämme schildern, sind phantastische Elemente bei Michael Tesch: "Die Weissagung der Völwa", der den Kampf der Kimbern und Teutonen schildert, und bei "Mondfeuer" von Donna Gillespie ist werden die Chatten von den Römern vernichtet. In "Die letzte Priesterin" von Renate Petry wird die Zwangschristianisierung der Slawen im 11. Jahrhundert thematisiert. Hier gelangen in den Tempeln durch Zauberrituale die Priester schneller von Ort zu Ort - vorzeitliches Beamen wurde prompt dazwischengerufen. Im historischen Roman, der im Mittelalter spielt, ist Hexerei und Hexenverfolgung das Hauptthema, wobei es sowohl um schwarze als auch weiße Magie gehen kann. Frauen mit magischen Kräften können sich aus dem Kerker befreien, so u.a. bei Mevyn Burgurs "Feuertraum". Auch das Aufeinanderprallen der Religionen wird geschildert: So wird in "Die Stimme“ und „Die Vision" von Judith M. Riley die Heldin von Gott persönlich für die Zerstörung heidnischer Symbole gelobt. Natürlich warf die Referentin noch weitere Schlaglichter auf historische Romane, die hier nicht vollzählig wiedergegeben werden können. Ihr Fazit: in historischen Romanen ist das Phantastische immer mit Religion verbunden: Überirdische Mächte, d.h. Götter treten auf, wobei die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit oftmals verwischt wird, und magische Kräfte und zutreffende Prophezeiungen sind Priestern und Seherinnen zuzuordnen.

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18.Juli.1998:

Utz Benscheid:
„How to built your own private Household-Water-Rocket“ oder „Raumfahrtantriebe heute“
Bericht über den Vortrag von Matthias Pätzold
(aus SF-Okular 175)

Anwesende: Utz Benscheid, Günther Derra, Michael Falkenstein, Jürgen Lerch, Irma Leu, Matthias Pätzold, Horst-Peter Schwagenscheidt, Beate Tribukeit.

Ionentriebwerk von Deep Space 1Matthias begann seinen Vortrag mit einem Überblick der Geschichte der Raketenantriebe von 300 v. Chr. bis heute. In China wurden schon vor fast 2500 Jahren Feuerwerksraketen gestartet und verbreiteten sich von dort aus über Vorderasien bis sie auch im Mittelalter bis nach Europa gelangten. 1687 veröffentlichte dann Isaac Newton Seine „Actio = Reactio“ Theorie und 1800 setzen die Engländer bereits Raketen bei Belagerungen ein. Konstantin Ziolkowski spekulierte dann 1895 über den Einsatz von Raketen für die Raumfahrt. 1929 wurden von Eugen Sänger Rechenverfahren für die Raketentechnik entwickelt und 1936 erfolgte als nächster wichtiger Schritt die Gründung des Raketenversuchsgeländes Peenemünde wo 1942 die A4 (entspricht der V2) erfolgreich getestet wurde. Die Sowjetunion startete 1957 mit Sputnik 1 den ersten Satelliten. 1959 wurden in Los Alamos, USA die ersten Tests an nuklearen Raketentriebwerken durch-geführt (NERVA-Projekt). Im Jahre 1961 verbuchten die Sowjets ihren nächsten großen Erfolg, in dem sie  Juri Gagarin mit der Wostok 1 in eine Erdumlaufbahn brachten. 1964 gab es die ersten Flugversuche mit Ionentriebwerken und 1969 erfolgte die erste Mondlandung. 1971 installierten die Sowjets mit Saljut 1 die erste permanent bemannte Raumstation in einer Erdumlaufbahn.
1973 erreichte die Sonde Pioneer 10 den Jupiter und 1976 landete die Viking Sonde auf dem Mars. 1979 passierte dann die Sonde Voyager den Jupiter. Das erste Space Shuttle startete 1981 und nahm 1983 das erste mal das Spacelab mit. 1986 löste die Mir-Station die Saljut-Station ab und die Explosion der Challenger beendete erst einmal das Space Shuttle Programm, das erst 1988 wieder aufgenommen wurde. 1990 wurde das damals noch kurzsichtige Hubble-Teleskob in eine Umlaufbahn gebracht. Der erste Flugversuch der Ariane V scheiterte 1996 und 1997 landete das erste Mal seit 21 Jahren mit der Pathfinder wieder eine Sonde auf dem Mars und wenig später erreichte Global Surveyor den Mars.
Als nächstes zeigte uns Matthias Bilder von der Viking-Sonde und von Surveyor, die beide das Gebiet des „Mars-Gesicht“ zeigen. Da die Aufnahmen von Surveyor deutlich besser sind, sieht man, das es sich beim „Mars-Gesicht“ nur um eine zufällige Anhäufung von Felsen handelt.
Im weiteren Verlauf seines Vortrages ging Matthias sehr detailliert auf die verschiedenen Raketentypen ein, die sich je nach Antrieb in chemische, nukleare, elektrische, rein thermische und Sonderantriebe unterscheiden. Außerdem stellte er sehr ausführlich dar, auf welchen physikalisch-mathematischen Formeln die Raketentechnik beruht.
Ich als Protokollant muß zugeben, daß dieser letzte Teil dann deutlich über mein Verständnis  hinausging und ich diesen Teil dann nicht mehr protokolliert habe.
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20.Juni.1998:

Michael Falkenstein:
Alles nur geklaut
Bericht zum Vortrag "Ein Vergleich der Technik von Perry Rhodan und Star Trek"  von Oktavius Donath
(aus Science Fiction Okular 174)

Anwesende: Arno R. Behrend, Utz Benscheid, Thorsten Bockshammer, Günther Derra, Oktavius Donath, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Traute Hein, Jürgen Lerch, Matthias Pätzold, Horst Schwagenscheidt, Sandra Vockenberg, Sonja Zahn.
Gäste: Michael Schichel, Natascha Schlüter, Ralf Stolten.

Im ersten Teil seines Vortrags verglich Oktavius einen Raumflug von Tautmo Aagenfelt (PR) mit einem Raumflug von Leutnant Tom Paris (ST-V), d.h. normale Menschen wurden in ihrer Handlungsgegenwart mit der Technik der Raumfahrt konfrontiert. Bei einem Vergleich der Raumschiffe „Kaurrang“ und „Voyager“ fällt schon die unterschiedliche Geschwindigkeit auf. Die „Kaurrang“ braucht für 5 Millionen Lichtjahre 11 Tage, die „Voyager“ für 70.000 Lichtjahre dagegen 70 Jahre. Oktavius stellte das Prinzip des Warp-Antriebs bei ST vor und es ergab sich eine Diskussion über grundsätzliche physikalische Möglichkeiten (Auffaltungen neuer Dimensionen) beim überlichtschnellen Raum-flug. In einer Beispielrechnung wurde der unvorstellbare Energieverbrauch deutlich. Dem stellte er typische Antriebe aus dem PR-Universum gegenüber: Transitionstriebwerk, Lineartriebwerk, Metagravtriebwerk. Weitere Probleme ergaben sich bei der Aufhebung der Schwerkraft und der Navigation im Weltraum. Bei PR konnte Oktavius alles mit entsprech-enden Textstellen belegen, bei ST fehlte der entsprechende Video-recorder. Das war ganz passend, denn Oktavius wollte damit unter anderem daß fehlen jedweder Schutztechnologie auf Planetenober-flächen wie Raumanzüge oder Erkundungsfahrzeuge bei ST dokumentieren.
Oktavius verglich auch die bei ST übliche Technik des Materie-transports („Beamen“) mit der bei PR üblichen Transmittertechnik mit zwei festen Stationen. Er erwähnte auch die im Posbis-Zyklus vorkommenden „Fiktivtransmitter“ die dem „Beamen“ vergleichbar sind. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Geschenk einer höheren kosmischen Macht, dessen Funktionsweise unverständlich bleibt.
Damit kommen wir zu einem Haupt-unterschied der beiden Universen, dem Zugangsweg zur Technologie. Während bei ST eine kontinuierliche Entwicklung der Ingenieurskunst über fünf Jahrhunderte stattfindet, wird bei PR (Untertitel: Der Erbe des Universums) die Technologie häufig von außerirdischen Rassen über-nommen. Da im Prinzip alles nur geklaut (geerbt) wurde, muß auch nichts genau erklärt werden, da die
 Funktion schon von den Vorbesitzern sichergestellt wurde.
Am Ende wurden noch ganz kurz bekannte SF-Topoi wie Zeitreisen und Paralleluniversen gestreift. Der Vortrag war ganz unterhaltsam und informativ, wenn auch recht weitschweifig und Oktavius verlor des öfteren den roten Faden, wenn er aus seinen zahlreichen Quellen vorlas. Das ist mir aber auch schon passiert.
Erwähnenswert ist noch, das es Oktavius gelang, ein paar ST-Fans zu einem Besuch unseres Treffens zu animieren.

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16.Mai.1998:

Michael Falkenstein
Scientology auf dem Vormarsch
Bericht zum Vortrag "Hintergründe der Scientology" von Arno R. Behrend
(aus Science Fiction Okular 173)

Anwesende: Arno R. Behrend, Günther Derra, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Jürgen Lerch, Irma Leu, Matthias Pätzold.

Angesichts des schönen Wetters und des trockenen Themas, war der Besuch eher spärlich. Arno schien aber damit gerechnet zu haben, denn er legte in gewohnter Weise los. Er begann mit L. Ron Hubbards selbstgestrickter Legende, die offenbar genauso erfunden ist, wie die von Nordkoreas verstorbenem Diktator. Seine zweite Ehefrau bezeichnete ihn als „hoffnungslos geisteskrank“ und sein unerbittlicher Haß auf alle Psychiater scheint mit seinen persönlichen Erfahrungen zusammenzuhängen, da er zeitlebens unter Depressionen litt.
Seine Pseudowissenschaft soll zu einer mentalen Weiterentwicklung führen, da wir zu Zeit nur 10% unseres Gehirns nutzen. Bei ihm scheint das aber nicht so ganz funktioniert zu haben, da er bereits 1951 aus Geldmangel die Rechte an dem Begriff „Dianetik“ verkaufen mußte. „Scientology“ wurde der neue Markenname und Hubbard erfand einen neuen religiösen Hintergrund. Jeder ist von einem Thetan, einer Art außerirdischem Geistwesen, beses-sen, der aber nicht wirksam ist. Durch Scientology kommt es zu einer Art Verschmelzung (?) und man wir zum „operierenden Thetan“. Dann beherrscht man Materie, Raum, Zeit, Denken, Telepathie, Telekinese, Teleportation, Seelenwanderung, Selbstheilung, Umgebungstemperatur, Strahlung, u.s.w., ist unsterblich und superintelligent.
[Einen weiteren Vorteil hat Arno vergessen zu erwähnen: man braucht keine SF-Romane mehr zu kaufen, weil man jetzt alles selber machen kann. M. F.]
Jedenfalls verdient Scientology viel Geld damit entsprechende Kurse an anfällige Personen zu verkaufen. Da Scientology u.a. wegen ungeklärter Todesfälle in einigen Ländern verboten wurde und Steuerfahndung und FBI hinter ihm her waren, von Ärzten, Psychiatern und Kommunisten ganz zu schweigen, floh Hubbard auf eine Yacht im Mittelmeer. Dort ging er auf die Suche nach seinen früheren Inkarnationen und beschäftigte sich hauptsächlich mit Geld scheffeln. 1986 soll er gestorben sein, was ihn aber nicht hindert, auch heute noch Romane zu schreiben und die Briefe seiner Anhänger innerhalb eines Tages zu beantworten.
Besonders perfide ist, das die Methoden zur Bewußtseinserweiterung zwar nicht funktionieren, die ausgeklügelten Methoden der Gehirnwäsche aber sehr wohl. Das führt dazu, daß anfällige Personen tatsächlich in die Scientology-Organisation hineingezogen werden, weil sie glauben, daß sie Fortschritte machen, obwohl sie in Wirklichkeit nur als Arbeitssklaven mißbraucht werden. Dazu wird irgendwann jeder, wenn er die immensen Kursgebühren, und Geräte wie „E-Meter“ (bis zu 10 000 DM pro Stück) nicht mehr bezahlen kann und abarbeiten muß. Probleme werden im Gegensatz zu den Versprechen auch nicht therapiert. Dafür lernt man, anderen Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Das macht Scientology besonders für Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen attraktiv.
Schlimm ist auch die Neudefinition des Begriffs „Ethik“. Gemäß Orwellscher Tradition ist jetzt alles unethisch, was Scientology schadet: Gegner der Scientology werden automatisch zu „Suppressive Persons“, Arbeitsunfähigkeit durch Unfall gilt als Straftat und es gibt Bewußtseinskontrollen, Verhaltenskontrollen, Gedankenkontrollen, Gefühlskontrollen und Informationskontrollen. Wer in diesem Netz gefangen ist, zerstört in der Folge sein eigenes Leben und macht nur die Scientology-Organisation reicher und mächtiger.
Deshalb verteilte Arno zum Abschluß Zettel mit Informationen, was man tun kann, wenn jemand aus dem eigenen Bekanntenkreis in die Fänge dieser Organisation gerät.

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25.April 1998:

Michael Falkenstein
Überraschend komplizierte Vorstandswahl
Bericht über die Mitgliederversammlung des SF-Clubs NRW e.V.
(aus Science Fiction Okular 172)

Anwesende: Anne Beckmann, Arno R. Behrend, Utz Benscheid, Thorsten Bockshammer, Dieter Braeg, Günther Derra, Oktavius Donath, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Georg Joergens, Jürgen Lerch, Irma Leu, Matthias Pätzold, Beate Tribukeit, Sonja Zahn.
Gast: Walter Jost.

Am 25.04.1998 fand die 14. ordentliche Mitgliederversammlung des Science Fiction Club Nordrhein-Westfalen statt, der 1973 unter dem Namen SFCD-Regionalgruppe Niederrhein gegründet worden war. Insgesamt liefen die Vorstandswahl recht harmonisch ab. Mit den Überraschungskandidaten gab es allerdings acht Bewerber für fünf Posten, von den zwei aber dann doch nicht antraten. So konnte ein funktionsfähiger Vorstand gewählt werden. Zwar war es nicht möglich, für den aus beruflichen Gründen ausscheidenden Vorsitzenden Arno R Behrend adäquaten Ersatz zu finden, dafür hat der neue Vorstand aber andere Qualitäten. Arno wird unserem Verein weiterhin als Mitglied, Redakteur und Vortragender erhalten bleiben.
Der neugewählte Vorstand besteht aus Matthias Pätzold (1. Vorsitzender), Thorsten Bockshammer (2. Vorsitzender), Irma Leu (Kassiererin), Utz Benscheid und Michael Falkenstein (Beiräte).
Krönender Abschluß der Veranstaltung war die Ernennung unseres Mitglieds Traute Hein zum
 Ehrenmitglied als Anerkennung ihres langjährigen Engagements für den Verein. Möge sie uns noch lange erhalten bleiben.

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21.März 1998:

Die 10. SF-Tage NRW in Dortmund

Berichte hierzu im Conreport

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21.Februar 1998:

Michael Falkenstein
Frankenstein - der erste SF-Roman?
Bericht zum Vortrag von  Arno R. Behrend

Anwesende:
Arno R. Behrend, Utz Benscheid, Oktavius Donath, Michael Falkenstein, Bernd Gentzen, Traute Hein, Matthias Pätzold, Beate Tribukeit.
Gast: Sonja Zahn.

Bevor Brian W. Aldiss Standardwerk Der Milliarden-Jahre-Traum erschien, herrschte Verwirrung über den Beginn der literarischen Gattung „Science Fiction“. Für die einen begann es 1926 mit Amazing Stories, für die anderen war Homer bereits SF-Autor. 1926 ist natürlich viel zu spät, wenn man bedenkt, daß H.G.Wells seinen Kurzroman Die Zeitmaschine bereits 1895 veröffentlichte. Wirtschaftlich erfolgreich und genreartig abgegrenzt war die SF-Literatur aber schon ab 1863 durch Jules Verne. Hier durfte der Beginn aber nicht sein, wie John Clute anmerkt, denn Verne war Franzose!!! Also mußte weitergesucht werden.
Anfang des 19. Jahrhunderts stand der bürgerliche Roman in voller Blüte und spaltete sich bald in diverse Genres. Entscheidend war hier die beginnende Industrialisierung. Die Ausbreitung der Städte, die Umweltverschmutzung, das Leben nach der Uhr blieben nicht ohne Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Als „Fluchtliteratur“ entstand, zwischen Romantik und Realismus ebenso wie zwischen Wissenschaft und Mythos, die „Gothic Novel“.
Im Sommer 1816 kam es am Genfer See zu einem der berühmtesten Geschichtenwettbewerbe aller Zeiten, als Lord Byron vorschlug, daß alle Anwesenden eine „Ghost Story“ schreiben sollten. Beeinflußt wurde Mary u.a. durch eine Diskussion der Männer über die Möglichkeiten der Wissenschaft, Percy Shelleys Vorliebe für elektrische Experimente und ihre familiär bedingte Identitätskrise. Wie bei vielen Erstlingsromanen gibt es auch viele Parallelen zu ihrer persönlichen Lebensgeschichte. Nur eine Frau, nur Mary Shelley hätte Frankenstein schreiben können! Obwohl sie ursprünglich vorhatte, eine Geistergeschichte zu schreiben, ändern sich bald ihre Intentionen. Es wird auch eine Auseinandersetzung mit dem Weltbild ihres Vaters und ihres Mannes. „Ich habe mich durchaus nicht bloß in der Rolle desjenigen gesehen, der da lediglich eine Anzahl
 übernatürlicher Schrecknisse miteinander verpflicht.“ Einem Leichnam neues Leben zu geben gilt ihr nun keineswegs als übernatürlich, sondern eher als „nicht unmöglich“. Damit erfüllt sie John Clute´s Kriterium für Proto-SF: „Der Autor muß an seine eigene Vision glauben.“ Nebenbei erfüllt sie auch ein von John W. Campbell später aufgestelltes Kriterium: „Die Spekulation wird bis zum logischen Ende durchgespielt.“ Außerdem hat sie, neben H.G.Wells, die meisten SF-Motive vorweggenommen. Dies wird aber erst im Rückblick bewußt; vor allem wenn man bedenkt daß 1816 der Begriff „Scientist“ noch gar nicht existierte, für dessen negatives Beispiel Dr. Frankenstein heute als Vorbild dient.
Während die oberflächlichen Verfilmungen keine neuen Argumente bringen weist jedoch die Wiederaufnahme des Themas auf die Zugehörigkeit zur SF hin. Auch in Karel Capeks "R.U.R." (1922) und Philip George Chadwicks "Die Todesgarde" (1939) geht es um die Herstellung von Humanoiden. Aktuellstes Beispiel sind natürlich die Replikanten aus Philip K. Dicks "Blade Runner". [Ich weiß, daß das Buch eigentlich den Titel "Do Andoids dream of electric Sheep?" hat. M.F.]
In der abschließenden Diskussion waren einige Teilnehmer der Ansicht, der Beginn der SF-Literatur müssen in die Zeit der Renaissance vorverlegt werden, weil die damalige Öffnung des Weltbildes für ein neues Bewußtsein gesorgt habe. Aus diesem neuen Geist sei die SF entsprossen. Da aber keiner der als Beispiel genannten Personen einen Roman verfaßt hat, konnte die Argumentation nicht untermauert werden.

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 letzte Änderung am 8. Dezember MCMXCIX

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