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Abendvortrag im Rahmen des Kolloquiums „Artefakte“

KHM
"Concept & Computer. Computergrafik als Wurzel der Digitalen Medien." Vortrag von Frieder Nake von Universität Bremen & Hochschule für Künste Bremen.
07.05.10
19:30h
Seminarraum 2.04
Filzengraben 8-10
In der ersten Hälfte der 1960er Jahre entstand die interaktive Computergrafik. Ihr Ereignis war die nüchterne Dissertation eines Ingenieurs, Ivan E. Sutherland, der einer Vision folgte, indem er stets nur das tun wollte, was er tun konnte. Auf diese Arbeit von großer Wirkung soll unser erster Blick gerichtet werden. Er wird begleitet sein von einigen wenigen Zeugnissen gleichzeitiger Kunsthervorbringungen. In dieser Zeit gab es auch die ersten Experimente, mit Computern Zeichnungen zu fabrizieren, die für sich einen ästhetischen Anspruch erheben durften – und zwar nicht beiläufig in rückblickender Betrachtung, sondern absichtsvoll in der Konzeption und Vorbereitung. Im Jahr 1965 wurden solche Artefakte erstmals in Galerien ausgestellt. Aktuelle Technologie und formale Theorie stießen dabei notwendigerweise auf gestalterische Überlegungen. Die algorithmische Revolution traf in der Kultur ein. Diesen Ereignissen soll der zweite Blick gelten. Zur gleichen Zeit lösten sich Künstler radikal von der Notwendigkeit, die gestalterische Idee, die Intuition und Absicht in materielle Form zur sinnlichen Wahrnehmbarkeit zu bringen. Die Idee galt ihnen mehr als die Form. Mehr noch als in anderen Bewegungen der Kunst während des 20. Jahrhunderts forderten die Konzept-Künstler die BetrachterIn dazu heraus, das Werk selbst abzuschließen, indem sie die fehlende Form in Gedanken herstellten. Hier soll der dritte Blick verweilen. Zusammen soll das dadurch genommen werden, dass die Janusgesichtigkeit der Computerdinge erneut betont formuliert wird. In ihr ruht die sog. digitale Kultur. Mit ihr erfährt die Konzept-Kunst einen technischen Abschluss, der naturgemäß nicht mehr bedeuten kann als das, was in aller Algorithmisierung passiert: die Reduktion von Wirklichkeit auf algorithmische Semiosen. Das wird gewiss nicht neu sein, gerade an der KHM wird es nicht neu sein. Doch auf Neuigkeit kommt es nicht an, sondern auf eine Anstrengung des Begriffs. Sehen werden wir, dass in der Mitte der 1960er Jahre in der interaktiven Computergrafik die digitalen Medien entstehen. Diesem vierten Blick soll eine Bemerkung zur Frage der Gestaltung beigegeben werden.
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