Acht fotografische Positionen beim Festival 19. Internationale Photoszene Köln

Im Rahmen der 19. Ausgabe des Festivals Internationale Photoszene Köln, das vom 01. September bis zum 01. Oktober 2008 stattfindet und seit über 20 Jahren parallel zur „photokina“, einer Messe zu Bildmedien, Bildtechniken und Bildmärkten veranstaltet wird, präsentieren zahlreiche Museen, Galerien, Institutionen, Künstlerinnen und Künstler in einer gezielten Bündelung ihre Ausstellungen zum Thema Fotografie. Die Ausstellung „Acht fotografische Positionen“ an der KHM zeigt fotografische Arbeiten von Studierenden und Absovent/innen, die sich zwischen theoretisch-technischem Experiment und unmittelbar-leiblicher Erfahrung bewegen.

Thorsten Hallscheidt etwa erzeugt in seinen Installationen eine Art „fotografischen Zwischenraum“ ohne im strengen Sinne fotografisch zu arbeiten: Seine präzisen auf Maß und Zahl basierenden Handzeichnungen konfrontiert er mit Videobildern, in denen die technische Faktur (als Pixel- oder Bit-Stream) zum rein atmosphärischen Zeichen wird. Die Umkehrung des klassischen Darstellungsspektrums von Zeichnung und Video setzt beim Betrachter in der Gegenüberstellung ein mentales Bild frei, das in einem wörtlichen Sinn “foto-grafisch” zu nennen ist.

Ohne sich des klassischen fotografischen Abzugs zu bedienen charakterisiert auch Vesko Gösel in Skizzen und Skulpturen das Medium Fotografie primär als eine „Reflexionsfigur“. Dabei greift er hintergründig-humorvoll auf Insider-Kenntnisse des Fotografen zurück, dem bisweilen die Dunkelkammer zum „Darkroom“ oder eine absurde Akkumulation von Stabblitzen zur „Elektronischen Plastik“ vor dem fotografierten Objekt wird.

Einen historischen, sozialen und politischen Raum, der weniger durch einzelne fotografische Bilder als vielmehr durch unterschiedliche fotografische Genres in spezifischen Produktions- und Verwertungskontexten bestimmt wird, durchwandert Stefanie Klingemann in chamäleonartigen Selbstinszenierungen. So schlüpft sie z.B. in Frauenporträts, die im Habitus vor der Kamera, in Kostüm, Mimik und Körpersprache Leitvorstellungen ganzer Epochen oder Dekaden rekonstruieren. Mit dem grafischen Erscheinungsbild von Plattenhüllen, Anzeigenkampagnen oder Zeitschriften gestaltet sie im gleichen Zug jene medialen Umgebungen mit, aus denen sich unser kollektives Gedächtnis fotografischer Bilder speist.

Auch die Porträtaufnahmen von Daniela Risch zielen auf ein fotografisches Moment jenseits des Einzelbildes. Ihre Versuche sich in Haltung, Handlung und Kleidung der eigene Mutter in deren häuslichem Umfeld anzunähern stellen eine quasi-genetische Verbindung zwischen Fotografen-Subjekt und fotografierter Person her und berühren darin zugleich einen zentralen Topos der Reflexion über Fotografie seit Kracauer und Barthes: „Das wahre Bild der Mutter“.

Gerade aus ihrer Skepsis gegenüber einer Wahrheitsfähigkeit und fixen Identität des Mediums Fotografie beziehen Vesko Gösel, Thorsten Hallscheidt, Artur Holling, In Sook Kim, Stefanie Klingemann, Bianca Radziwanowska, Evelina Rajca und Daniela Risch einen humorvollen, ideologiefreien Zugang zur Wirklichkeit der Bilder, deren konstitutive Bedingungen sie stets mit im Blick haben.

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