Künstlerische Arbeiten Studierende

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Autor/innen:
Betreuung:
Prof. Peter Zimmermann
Projektart: 2. Projekt
Eine Produktion der Kunsthochschule für Medien Köln
Quelle:
Archiv Kunsthochschule für Medien Köln
Copyright: KHM / Autoren
Kontakt: archiv@khm.de

Mediaseduction

Titelbild des Projekts Mediaseduction
Autor/innen:
  • Boris Irmscher
Autor/innen:
Entstehungsjahr: 2003
Kategorien: Malerei / Zeichnung, Malerei, Videokunst, Videoarbeit
Projektart: 2. Projekt
Frauenspiegel Eine Frau steht vor einem Badezimmerspiegel und wäscht ihr Gesicht. Anschließend trocknet sie sich mit einem Handtuch ab, um sich dann zu schminken. Diese Bilderfolge dient als Ausgangsmaterial für „media seduction“. Die Bilder werden dabei nicht in chronologischer Reihenfolge gezeigt, sondern per Zufallsprinzip miteinander verknüpft. Auch sind die Bilder nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt zu sehen, da das Material per Computer bearbeitet wurde. Diese zweifache Verfremdung – chronologisch wie material – wirkt zunächst stark irritierend, da sie den zugrundeliegenden Vorgang des Toilette-Machens zwar erkennen läßt, der Bezug der einzelnen Bilder zueinander aber undeutlich wird und auch nicht jedes der Bilder mühelos lesbar ist. Hinzu kommt, daß kurze Sequenzen mit abstrakten Pixeln und Störgeräuschen die Betrachtung der längeren Szenen immer wieder abrupt unterbrechen. Nach einiger Zeit des interesselosen Anschauens wird die Aufmerksamkeit vom Inhalt der Bilder auf diese selbst und ihre Gestaltung gelenkt. Die allgegenwärtigen Pixel und Computerfarbeffekte scheinen sich wie ein ölig-schuppiger Film über die Bilder zu legen und verleihen ihnen einen morbiden Charakter. Sie verfremden die Bilder aber nicht bloß, vielmehr verhelfen sie diesen zu einem Eigenleben, so daß aus dem bearbeiteten Filmmaterial allmählich bewegte Computergemälde entstehen. Die Bewegung der Pixel über die Bildfläche bewirkt, daß sich alles im Bild zu bewegen scheint, auch die unbelebten Gegenstände. Daraus entsteht ein paradoxer Effekt: Zum einen töten die Bilder ihren Inhalt, der zunächst neutralisiert und dann der Verwesung preisgegeben wird. Die scheinbar bewegten/belebten Dinge verwesen indes ebenso wie die Frau vor dem Spiegel, die mit ihrer – aufgrund der braunstichigen Schwarzweißbilder – bronzefarben wirkenden Haut und ihrem ausdruckslosen Blick etwas Statuarisches bekommt und so gleichsam als Untote in Erscheinung tritt, deren Körper durch die Pixel zersetzt wird. Zum anderen wehren sich die Bilder gegen diesen Verdauungsvorgang. Denn immer wieder – so sieht es zumindest aus – wischt sich die Frau mit ihrem Schminkstift Pixel von der Wange. Somit wird verhindert, daß die Computerbilder gegenüber ihrer Vorlage vollständig autonom werden, denn die Filmbilder unterstreichen dadurch die Abhängigkeit des bearbeiteten Materials. Diese Balance ist überaus prekär. So erweckt eine Szene, in der die Frau sich am Auge schminkt, den Eindruck, als würde sie sich am Auge schneiden und dieses dabei zerstören, statt es zu dekorieren. Ob dieser Angriff dem Betrachter gilt, bleibt offen. Der Zusammenhang zwischen dem Schminkvorgang mit der Bildverfremdung wird in dieser Szene jedenfalls graphisch zugespitzt. Der Konstruktionscharakter der Bilder wird zusätzlich als Film im Film thematisiert. In einer Szene wird ein Schneidetisch gezeigt, an dem eine der Schminkszenen im Sichtfenster zu sehen ist. Eine weitere Reflexionsebene kommt in einer anderen Szene hinzu, die denselben Schneidetisch im schrägen Winkel zeigt, vor dem die Schauspielerin sitzt und den Blick auf ihr Spiegelbild im Monitor freigibt. Das in beiden Szenen bestimmende Motiv des Schneidetisches erzeugt wiederum eine Paradoxie, denn durch die Zufallsordnung der einzelnen Szenen wird der Schnitt dem Regisseur weitestgehend aus den Händen genommen, wie die plötzlich aus dem Tisch wachsende Hand zu symbolisieren scheint. Der Vorgang, der üblicherweise den Einsatz einer Person erfordert, wird damit an das bilderzeugende Medium abgegeben, welches diesen Rationalisierungsvorgang mit den Bildern des Schneidetisches nüchtern zu dokumentieren vorgibt. Auch die Schauspielerin wird darin auf den Status einer bloßen Betrachterin reduziert, die sich in ihrem eigenen Filmbild lediglich spiegeln kann. Es drohen daher nicht nur die Betrachter der Verführung durch das Medium zu erliegen, sondern auch seine vermeintlichen Akteure. Eine gewisse Hoffnung gibt das nervtötende Sirenengeräusch, das den Film rhythmisch punktiert und von dem sogar Tote geweckt werden könnten. Tim Boehme Da
Betreuung:
Prof. Peter Zimmermann
Autor/innen:
  • Boris Irmscher
Eine Produktion der Kunsthochschule für Medien Köln
Quelle:
Archiv Kunsthochschule für Medien Köln
Copyright: KHM / Autoren
Kontakt: archiv@khm.de
Titelbild des Projekts Mediaseduction
Galeriebild des Projekts Mediaseduction
Galeriebild des Projekts Mediaseduction
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