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Best of KHM Movies (3): Am Kölnberg

KHM
01:34
Am Kölnberg
Die Filmreihe zeigt den preisgekrönten Dokumentarfilm von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Im Anschluss führt Prof. Frank Döhmann das Publikumsgespräch mit den anwesenden RegisseurInnen.
Mittwoch, 30. November 2016, 19 Uhr
Aula der KHM
Filzengraben 2, 50676 Köln
Prof. Frank Döhmann
Der Filmabend präsentiert die Langzeitdokumentation von Laurentia Genske und Robin Humboldt "Am Kölnberg" (2014, 85 Min.) über die gleichnamige Hochhaussiedlung am Rande von Köln von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Der Film begleitet vier Bewohner über einen Zeitraum von zwei Jahren und dokumentiert ihr Leben am Kölnberg mit Höhen und Tiefen. Eines haben sie alle gemeinsam: Den Traum von einem erfüllten Leben, fernab vom Kölnberg.
„Gut also, dass es leise, unaufgeregte und doch intensive Dokumentarfilme wie „Am Kölnberg“ gibt, die eine von den Medien fast vollkommen ausgeblendete Wirklichkeit transparent machen.“ schrieb Ralf Schenk im filmdienst zum Kinostart. Das Interesse des Kinopublikums insbesondere in Köln war groß und "Am Kölnberg" entwickelte sich zum Kinoerfolg 2015. Nicht nur Zuschauer auch Juries überzeugte der Film; "Am Kölnberg" wurde er u.a. mit dem Förderpreis beim Deutschen Dokumentarfilmpreis 2015, mit einem Prädikat "besonders wertvoll" der Filmbewertungsstelle Wiesbaden ausgezeichnet und war in der Vorauswahl des Deutschen Filmpreises 2016.

"Am Kölnberg" (2014, Dokumentarfilm, 85 Min.) Regie und Buch: Laurentia Genske und Robin Humboldt; Kamera: Laurentia Genske, Robin Humboldt, Johannes Waltermann; Schnitt: Carina Mergens; Sounddesign und Tonmischung: Robert Keilbar; Farbkorrektur: Fabiana Cardalda; Betreuer: Prof. Thomas Schmitt, Prof. Frank Döhmann, Dirk Specht; Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln; Verleih: Real Fiction Köln.

Laurentia Genske (*1989 in Köln) studiert seit 2010 an der KHM. Im Rahmen des Austauschprogramms der KHM mit der kubanischen Filmschule EICTV 2012/13 entsteht ihr Dokumentarfilm "Afuera", der beim Festival Dok-Leipzig 2015 uraufgeführt wurde. Gemeinsam mit Robin Humboldt realisierte sie den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm "Am Kölnberg". Zur Zeit macht sie ihr Diplom an der KHM.

Robin Humboldt (*1986 in Köln) von 2007 bis 2014 Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. "Am Kölnberg" ist sein Diplomfilm. Der preisgekrönte Dokumentarfilm war ein regionaler Kinoerfolg, erschien auf DVD und wird 2016 auch im Fernsehen ausgestrahlt (SWR). Für die Entwicklung seines Kino dokumentarfilmprojekts "Im Städtle" erhält er 2016 das Gerd-Ruge-Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW.


Auszeichnungen und Jurybegründungen für "Am Kölnberg" von Laurentia Genske und Robin Humboldt

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015, Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms in Stuttgart
Das Entscheidende des Filmemachens kann man nicht lernen; es ist der Blick, mit dem wir auf die Welt schauen. Es ist die Art und Weise; wie wir die Menschen betrachten; welchen Raum wir ihnen geben; es ist der Rhythmus, den wir finden jenseits von Modernismen und doch in der Zeit. Es ist das Besondere in uns. Wir waren einstimmig der Meinung, dass diesen beiden jungen Filmemachern der Nachwuchspreis gehört. Wir wollen mehr Filme von ihnen sehen.

BILD-KUNST SCHNITTPREIS DOKUMENTARFILM 2015 (für Carina Mergens)
Der Film nimmt uns mit an den Rand unserer Gesellschaft, an einen Ort, der gleichzeitig Endstation und Zufluchtsort für ein kleines Ensemble von Protagonisten bedeutet. Der große Verdienst der Editorin liegt vor allem darin, die Härten des täglichen Lebens in einen Fluss von detaillierten Beobachtungen zu bringen, ohne sich dabei in einer voyeuristischen Betrachtungsebene zu verfangen. Einfühlsam, aber ohne zu schönen, wird den Menschen in der Montage ihr eigener Reflexionsraum eröffnet. So werden die Lebensentwürfe in ihrer Komplexität erfahrbar gemacht und Stagnation und Entwicklungen aufgezeigt, die sich fortwährend an den Lebensrealitäten reiben. Dabei ist der Kölnberg nicht nur Lebensraum, sondern entwickelt sich zum eigenständigen Protagonisten.

Prädikat "besonders wertvoll", Filmbewertungsstelle Wiesbaden 2015
Der Dokumentarfilm wirft einen nahezu ethnografischen Blick auf einen Grenzbereich der Stadt Köln, einen Hochhauskomplex, wo Sozialhilfeempfänger und Lebenskünstler leben, und damit auch einen Blick auf Armut und prekäre Verhältnisse im gegenwärtigen Deutschland. Hierzu konzentriert sich der Film auf vier Personen. Die Auswahl - es handelt sich um Deutsche mittleren und höheren Alters - gibt gewiss nicht die Unterschiedlichkeit der mehrere Tausend Menschen umfassenden Bewohner wider, die zu einem großen Teil aus Migranten sehr unterschiedlicher Herkunft bestehen. Davon abgesehen gelingt es dem Film jedoch, mit großer Sorgfalt und Einfühlungsvermögen eine bemerkenswerte Nähe zu den Protagonisten herzustellen. Bereitwillig erzählen sie von ihrer Vergangenheit, von ihren nicht wahr gewordenen Wünschen, den Krisen in ihrem Leben, die dazu geführt haben, dass sie auf dem Kölnberg wohnen. Und sie erzählen davon, wie sie dieses Leben am Rand der Gesellschaft zu meistern versuchen. Der Film ist hervorragend geschnitten, die Übergänge zwischen den Erzählsträngen sind nahezu fließend. Die Kamera ist nah dran, scheut sich auch nicht vor Schonungslosigkeit, rückt den Personen aber nicht zu Leibe, sondern bewahrt immer Respekt. Die Interviews zeigen die Personen immer in einem sie charakterisierenden Setting, während einer Tätigkeit, die typisch für ihren Tagesablauf ist. Nichts wirkt gestellt. Im Gedächtnis bleiben vor allem die Aufnahmen der eher trist anmutenden Umgebung, die Panoramabilder aus dem Hochhaus gefilmt und die Kommentierung einer Protagonistin – es ist die älteste von allen – wie beeindruckend dieser Blick und diese Landschaft doch sei und wie viele Assoziationen ermöglicht werden. AM KÖLNBERG ist gelungenes Plädoyer dafür, die Randständigen und die Subalternen im eigenen Land ernst zu nehmen und ihnen eine Stimme und ein Medium zu geben, in dem sie sich äußern können.


Nonfiktionale Preis der Stadt Bad Aibling 2015
Ein großes Engagement und ein ebenso großer zeitlicher Aufwand haben sich ausgezahlt. Selten gelingt einem Dokumentarfilm eine so große Nähe zu seinen Protagonisten. Die Offenheit, ein wirkliches Interesse und das Vertrauen, das die Filmemacher erzeugt haben, lässt nun auch uns teilhaben an vier Lebensentwürfen, die mit vielfachem und heftigem Scheitern umgehen und nicht in Entmutigung enden. Der verrufene Betonklotz einer Hochhaussiedlung – „Am Kölnberg“ - offenbart ein überraschendes Innenleben. Die Auswahl der Protagonisten, die Verschränkung ihrer Geschichten, das sichere Gefühl für die Wahrung der Würde der hier Gestrandeten, die Leichtigkeit der Erzählung, Humor und Selbstironie, die schlüssige Dramaturgie: die Jury gratuliert Laurentia Genske und Robin Humboldt zu dieser reifen Arbeit. Chapeau!

Lobende Erwähnung für einen herausragenden deutschen Dokumentarfilm beim Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2014
Laurentia Genske und Robin Humboldt gehen vor die eigene Haustür und erkunden die vielen von uns unbekannte Welt eines sogenannten sozialen Brennpunkts. Der Zuschauer lernt Menschen in einer Lebenssituation kennen, die ihnen wenig Chancen lässt. Aber der Film reduziert sie nicht auf diese Chancenlosigkeit. Er wendet sich ihnen vielmehr auf eine Weise zu, die nicht nur ihre Einsamkeit und ihr drohendes Scheitern ins Bild setzt, sondern auch ihren humorvollen Lebenstrotz.
Redaktion — Ute Dilger
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