Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff

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Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff

Der Blick auf den Umgang mit Material in der Kunst ist ein zentraler Gegenstand der Kunstgeschichte und wurde vor allem im Hinblick auf Formfragen thematisiert. In der kunstwissenschaftlichen Forschung wurde die Prozessualität in ihrer Unabgeschlossenheit oftmals zugunsten einer auf das künstlerisch autonome Werk ausgerichteten Rezeption vernachlässigt oder im Hinblick auf den umfassenden Topos der Kreativität verhandelt. Seit einigen Jahren jedoch sind Transformationsprozesse im Ausstellungsraum erneut Gegenstand künstlerischer Verfahren, die im Zuge des sogenannten Material Turn von philosophischen Reflexionen flankiert werden. Im Unterschied zu bestimmten Theorien des New Materialism und der Akteur-Netzwerk-Theorie richtet sich die Aufmerksamkeit hier auf die in einem zeitlichen Prozess intraagierenden Kräfte – um einen Begriff Karen Barads zu verwenden – und ihrer sich erst in der Handlung einstellenden Intentionalität.

Ein erweiterter Materialbegriff birgt die Herausforderung, sowohl auf heterogene, im künstlerischen Prozess intraagierenden Materalität zu blicken, als auch menschlich und nicht menschlich Agierende mit einzubeziehen und dabei im Feld der Materialreflexionen einen eigenen Materialitätsbegriff in postmedialen Umgebungen im Kontext von Displays und Dispositiven zu formulieren. Dabei stehen künstlerische Prozesse mit performativen und feministischen Materialansätzen, sowohl die Aktivitäten eines Produktionsprozesses, als auch die rezeptive Erfahrung als gemeinsame gesellschaftliches Handlungsformen (John Dewey) im Fokus. Dabei werden Fragen adressiert, wie: Was geschieht in einem künstlerischen Prozess, in dem Kenntnisse nicht im Hinblick auf Materialwissen und Kunstfertigkeit angewendet werden, sondern diese bewusst aussparen? Und wie lassen sich kooperierende und kollaborative Produktionsweisen beschreiben und analysieren, die neben Fertigkeiten, die sich zeitlich und intentional im Handeln selbst einstellenden Prozesse beschreiben?

Innerhalb des Forschungsfeldes werden diese Prozesse als Affiliationen von Materialität untersucht und stehen Aspekte der Zusammenarbeit, des kollektiven und feministischen, wie auch queeren künstlerischen Agierens im Fokus.

Lehrende / Seminare SoSe 2022

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